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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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öffnete jede der angrenzenden Zimmertüren. »Mama?«, rief er dabei jedes Mal laut, wenn er einen weiteren Raum öffnete. Als er im Badezimmer die heruntergelassene Bodenluke sah, pochte sein Herz plötzlich bis zum Hals. Er bekam eine Gänsehaut. Mit zitternden Knien stieg er die schmale Leiter zum Dachboden hinauf.
      Und dort hing sie. Über einen Querbalken war ein Seil geschlungen, an dessen anderes Ende sie eine Schlinge geknüpft hatte. Unter dem Balken befand sich ein Stapel aus alten Kisten und Kartons, der einst bis zu ihren Füßen hinaufgereicht haben musste. Es war nur ein winziger Schritt, ein Tritt gewesen, der sie aus ihrer trostlosen, einsamen Welt ins Jenseits befördert hatte.

    Dirk Thamsen war zusammen mit einigen Kollegen von der Spurensicherung nach Wyk gefahren. Er wollte sich selbst ein Bild von dem Mann machen, dessen Verhalten bei den drei Freunden solch unterschiedliche Eindrücke hinterlassen hatte und der nun wohl doch als möglicher Mörder Kalli Carstensens galt. Immerhin besaß er nach neuestem Stand der Ermittlungen kein hundertprozentiges Alibi.
      Er hatte Anne bei seinen Eltern abgeliefert und erklärt, er müsse zu einem dringenden Einsatz auf die Insel fahren. Sein Vater hatte natürlich wieder herumgenörgelt, aber seine Mutter hatte ihn nachsichtig nickend aus der Tür geschoben und versichert, dass es überhaupt kein Problem sei, auf die Enkelin aufzupassen. Schließlich handele es sich um einen Notfall, hatte sie gesagt und sich gleichzeitig nach Timo erkundigt. Doch der wollte an diesem Abend bei einem Freund übernachten und war deswegen sowieso nicht da.
      »Geh nur und mach deine Arbeit«, hatte Magda Thamsen ihren Sohn beruhigt und ihm durch ein Augenzwinkern angedeutet, sie würde die Angelegenheit mit seinem Vater schon regeln.
      Gerade noch rechtzeitig hatte er die Drei-Uhr-Fähre erreicht und sich dem Team der Spurensicherung angeschlossen. Die Mitarbeiter waren wenig begeistert gewesen, so kurz vor dem Wochenende nach Föhr zu fahren. Bedeutete das doch, dass sie an diesem Abend nicht mehr nach Hause fahren konnten. Die Untersuchungen würden mit Sicherheit mehrere Stunden in Anspruch nehmen, und die letzte Fähre legte bereits gegen 19 Uhr Richtung Festland ab. Der Flensburger Kollege hatte daraufhin vorsorglich Zimmer in einer kleinen Pension außerhalb der Stadt reserviert. Er hatte Glück gehabt, denn um diese Jahreszeit kurzfristig ein freies Bett auf der Insel zu finden, war beinahe unmöglich. Außerdem war das Budget, welches der Polizei für solche Einsätze zur Verfügung stand, äußerst begrenzt.
      Er selbst war jedoch nicht mitgefahren, nachdem Thamsen verkündet hatte, das Team der Spurensicherung persönlich zu begleiten. Wahrscheinlich hatte er Angst gehabt, sich ein weiteres Mal vor ihm zu blamieren.
      Barne Christiansen verzog erstaunt das Gesicht, als er den Trupp vor seiner Hautür erblickte.
      »Wir müssten einen Blick auf Ihren Wagen werfen.« Thamsen erklärte ihm knapp die Zusammenhänge, worauf sich die Miene des Bewohners des ansehnlichen Friesenhäuschens verfinsterte.
      »Waren Haie und seine Freunde also doch nicht rein zufällig in der Gegend und haben mir einen Besuch abgestattet«, kombinierte er schnell die Verbindung zwischen dem Besuch der drei Freunde und dem Erscheinen der Polizei vor seiner Haustür.
      »Hat er Ihnen gleich auf die Nase gebunden, dass ich einen Mordshass auf Kalli hatte, was?«, entgegnete er aufgebracht.
      Thamsen versuchte, beruhigend auf den ehemaligen Dorfbewohner einzureden. Sie müssten jeder Spur nachgehen. Das sei reine Routine.
    »Und wenn ich nicht zustimme?«
      »Machen Sie sich doch nur verdächtig. Außerdem könnten wir dann eine richterliche Anordnung erwirken. Sie können die Untersuchung nur hinauszögern, nicht aber verhindern.«
      Barne nickte. Misslaunig stieg er in seine Holzschuhe, die neben der Eingangstür standen, und führte die Beamten zu seiner Garage.
      Der weiße Astra präsentierte sich ihnen in strahlendem Glanz.
      »Sieht ganz so aus, als hätte der Wagen gerade eine intensive Komplettreinigung hinter sich«, flüsterte der Kollege von der Spurensicherung Thamsen zu.
      »Ich pflege mein Auto regelmäßig. Das ist ja wohl nicht verboten«, bemerkte Barne. Ihm war die Feststellung des Beamtens trotz des leisen Tons nicht entgangen.
      Das Team machte sich unverzüglich an die Arbeit, und der ehemalige Dorfbewohner verfolgte mit

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