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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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damit?«
    Wolters Antwort klang ernüchternd. »Nein, das ist mein tägliches Brot, irgendwelche Idioten einzukassieren, die Mist gebaut haben. Reine Routine, das können Sie nicht verstehen. Man muss in meinem Job eben die Ruhe bewahren können.«
    Stuhr konnte nicht umhin, Wolters kameradschaftlich auf die Schulter zu klopfen, obwohl dessen Einsatz auf dem Dach des Wasserturms nach seinem Geschmack etwas zu lasch geraten war.
    Höflich überließ Stuhr seinem tapferen Beschützer zum Abstieg im Wasserturm den Vortritt. In die Mündung einer Pistole zu schauen, das war kein Zuckerschlecken, doch für Wolters schien das Tagesgeschäft zu sein. Unglaublich.
    Auf der nächsten Plattform beugte sich Wolters weit über das Geländer und winkte triumphierend seinen Kameraden zu. Der schwarze Streifen entlang der Hosennaht verriet allerdings, dass auch Wolters das Wasser im Hintern stand.
     
     

Hinrichtung
     
    Der Wind trieb den Regen unerbittlich gegen die Fenster der Polizeidirektion, in der Kommissar Hansen die unangenehme Aufgabe hatte, seinen Kollegen Kramer vom Einsatzkommando zu verhören. Keine drei Stunden lagen die Verbrechen am Wasserturm zurück, und trotz der späten Stunde hatte sich der neue Leiter der Polizeidirektion Kiel, Dr. Magnussen, mit einigen Mitarbeitern eingefunden, um am Verhör teilzunehmen.
    Auch Fingerloos von der Spurensicherung war zugegen, um die Aussagen mit den bisher gefundenen Spuren abzugleichen. Er versuchte, Kommissar Hansens Laune ein wenig aufzuheitern. »Immerhin soll das Wetter in den nächsten Stunden besser werden.«
    Den netten Versuch nahm Hansen zur Kenntnis, doch vor dem anstehenden Verhör in Gegenwart von Polizeidirektor Magnussen graute ihm. So fiel seine Antwort sarkastisch aus. »Ja, das ist deutlich zu merken, Kollege Fingerloos. Der Regen kommt bereits von Osten.«
    In der Tat sorgten Ostwindlagen in Schleswig-Holstein in der Regel für trockenes und schönes Wetter. Als jedoch der Kollege von der Polizei, der den Schuss auf Halbedel abgegeben hatte, das Verhörzimmer betrat, herrschte eher die Ruhe vor dem Sturm.
    Theatralik lag Kommissar Hansen nicht, und so schob er gleich zu Beginn des Gesprächs seinem Gegenüber freundlich nickend einen Becher Kaffee zu. Dessen Hände griffen begierig zum Heißgetränk, wenngleich Hansen den Eindruck gewann, dass er nicht den Kaffeegenuss suchte, sondern eher die Wärme des Pappbechers, den er fest umklammerte.
    Hansen nahm das zum Anlass, das Gespräch zu eröffnen. »Ihnen geht es nicht besonders gut, vermute ich. Wenn wir Ihnen helfen sollen, dann müssen Sie uns zuerst helfen.«
    Sein Gegenüber umklammerte den Kaffee fester und blieb zunächst stumm. Er ließ regungslos die Litanei der Bürgerrechte über sich ergehen, die ihm Hansen vor dem Verhör herunterbeten musste. Kramers Stimme klang brüchig. »Ich benötige keinerlei anwaltlichen Beistand. Ich möchte aussagen.«
    Der skeptische Blick von Direktor Magnussen sprach Bände.
     
    Hansen begann das Verhör. »Nun, Polizeihauptmeister Kramer, ich will Ihnen als Kollege nichts vormachen, zumal wir für den gleichen Verein tätig sind. Wir können Ihre Tat in keinster Weise billigen, wenngleich uns das abscheuliche Verbrechen an Ihrer Tochter Kerstin natürlich ebenso schmerzt wie Sie. Dennoch, als ein mit besonderen Privilegien und einer Schusswaffe ausgestatteter Polizeibeamter müssen Sie in allen Lebenslagen ein zuverlässiger Vertreter unseres Rechtsstaates bleiben. Moralisieren will ich nicht, aber es liegt jetzt an Ihnen, einen ausführlichen Bericht über die Vorkommnisse zu erstatten, der uns vielleicht weitere Aufschlüsse über das Verbrechen an Ihrer Tochter geben könnte.«
    Kramer bemühte sich, eine Frage zu formulieren. Hansen musste gehörig die Ohren spitzen, um dessen leise Nachfrage zu verstehen.
    »Wenn man fragen darf, haben Sie eigentlich Kinder, Kommissar?«
    Die hatte Hansen nicht, aber er entschied, sich zu dieser privaten Frage nicht zu äußern. Er spiegelte die Frage zurück. »Wie viele Kinder haben Sie denn, Herr Kramer?«
    Diese Frage wühlte den Kollegen Kramer auf, und seine Stimme wurde jetzt fester. »Haben, Kommissar? Hatten. Bereits das erste Kind hat uns der liebe Gott genommen, und jetzt ist meine Kerstin von einem Verrückten brutal niedergeknüppelt worden. Es war eine regelrechte Hinrichtung.«
    Die Antwort von Hansen war schroff. »Bei allem Mitgefühl, darum kann es erst in zweiter Linie gehen, Herr Kramer. Ihre Tochter

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