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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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würde sich zum Schauspielhaus fahren lassen und ihre Sachen dort zunächst abstellen, denn bis zum Beginn der nächsten Probe war noch reichlich Zeit. Sie würde ein wenig auf der Holtenauer Straße flanieren und sich in ein Café setzen. Entschlossen zückte sie ihr Mobiltelefon und rief ein Taxi. Wegen des Koffers bat sie darum, in der Wohnung abgeholt zu werden.
    Bald darauf schellte es Sturm, und sie begab sich in den Flur. Nachdem sie den Haustüröffner betätigt hatte, hörte sie das Heraufhasten des Taxifahrers, der wenig später laut an der Tür klopfte. Jenny wunderte sich über diese Eifrigkeit, bis sie die Wohnungstür öffnete.
    Was war das? Ein völlig aufgelöster, atemloser Olli Heldt stand vor ihr. »Stuhr zu Hause?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, huschte Olli an ihr vorbei und begann, die Wohnung nach Helge abzusuchen. Jenny deutete dezent mit dem Zeigefinger zum Klo. Als Olli die Tür aufriss, hörte sie die Würgegeräusche lauter, als ihr lieb war.
    Olli hatte offensichtlich Probleme, den miserablen Zustand seines Trinkkumpans richtig einzuschätzen, denn er bombardierte Stuhr mit seltsamen Fragen. »Hast du das Foto mit den Lieferadressen an Hansen weitergeleitet? Habt ihr schon welche verhaftet? Wo finde ich Hansen? Kommst du gleich mit?«
    Helges Antwort beschränkte sich jedoch auf Würgegeräusche. Jenny zog es nun endgültig fort. Sollten die beiden doch ihre Kinderspielchen weiter betreiben. So rief sie zum Abschied von der Wohnungstür nur kurz in den Flur: »Ein tolles Team, die beiden Herren. Leben Sie wohl.«
    Dann warf sie die Tür ins Schloss und begann, ihren Koffer Treppe für Treppe hinunterzubefördern, was mühselig war. Zufrieden vernahm sie erneut ein Klingeln in Helges Wohnung, das musste ihr Taxifahrer sein. Unerwartet klappte die Wohnungstür von Helge wieder auf und jemand stürzte ihr hinterher. Jenny war gespannt, ob sich Olli oder Helge auf den Weg gemacht hatten, ihr zu helfen.
    Es war nur Olli, doch der unternahm keinerlei Anstalten, ihr behilflich zu sein, sondern drückte sich relativ unsanft an ihr vorbei.
    Wütend zerrte Jenny weiter ihren Koffer die Treppen hinunter. Erst kurz vor der Haustür vernahm sie endlich die ungelenken Schritte von Helge. Wollte er sie etwa wieder einfangen?
    Nein, das wollte sie nicht mehr. Es war vorbei mit ihm. So rasch sie konnte, öffnete Jenny die Haustür.
    Das nutzte Helge aus, um ebenfalls wortlos an ihr vorbeizuhasten und Olli zu folgen, der bereits vorher ihren Taxifahrer an der Haustür eingehakt haben musste, um ihn zurück zu seinem Taxi zu bugsieren.
    Die beiden wollten doch hoffentlich nicht ihr Taxi kapern? Jenny schrie jetzt unter Aufbietung aller Kräfte: »Taxi für mich, Niebuhrstraße 24?«
    Der Taxifahrer vernahm das und versuchte, sich aus Ollis Arm zu winden. »Ja!«, schrie er zurück. »Bestellung auf den Namen Stuhr. Sie sind Frau Stuhr?«
    »Bin ich«, rief Jenny händewinkend zurück.
    »Nein, das stimmt nicht!«, brüllte jetzt der vor ihr laufende Helge dem Taxifahrer zu. »Das ist Frau Muschelfang, mein Name ist Stuhr. Ich bin Ihr Kunde.«
    Fassungslos blieb Jenny stehen. Was war nur geschehen, dass diese beiden Deppen ihr das Taxi abjagten?
    Helge hatte inzwischen seinen Ausweis aus der Jacke gezogen und hielt ihn schwer atmend zur Legitimation dem Taxifahrer entgegen. Dennoch blickte der Droschker noch einmal hilfesuchend zu ihr zurück. Vielleicht hätte er einfach nur lieber sie befördert, oder Helges übler Magengeruch setzte ihm unangenehm zu.
    So unternahm sie einen letzten Versuch, das Taxi zu ergattern, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und den Taxifahrer lauthals zum Ungehorsam ermunterte. »Huhu, hier bin ich!«
    Helge unterband kurzerhand jeden weiteren Gesichtskontakt des Taxifahrers mit ihr, indem er ihn nun genau wie Olli seinerseits einhakte, um dessen Marschrichtung zu seinem Dienstfahrzeug zu lenken. Olli unterstützte das Unterfangen professionell, indem er dem Taxifahrer einen größeren Geldschein vor die Nase hielt. Der Bann schien gebrochen, denn nun setzten die drei die letzten Meter zum Taxi in hoher Geschwindigkeit fort. Der Motor heulte auf, und gleich darauf raste das Fahrzeug mit quietschenden Reifen an ihr vorbei.
    Während der Fahrer sich voll auf die Straße konzentrierte, ließ es sich dieser Olli auf dem Beifahrersitz des Fahrzeugs nicht nehmen, sie militärisch knapp zu grüßen, als wenn er einen lebenswichtigen Auftrag zu erfüllen hätte.
    Ihr hinten

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