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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wenn Sie uns helfen können und Sie der Kieler Rundschau die exklusiven Vermarktungsrechte zusprechen, dann können Sie auf der Stelle einen vorgefertigten Vertrag unterschreiben. 5.000 Euro auf dem Bankkonto sind doch ein schönes Sümmchen, das einen besser gesunden lassen kann, nicht wahr? Pikante Enthüllungen werden selbstverständlich gesondert dotiert.«
    Dr. Trutz zog ein beschriftetes Blatt aus seinem Aktenkoffer und reichte ihr einen Kugelschreiber.
    Kerstin beruhigte sich wieder, aber ihre krakelige Unterschrift zeigte, dass sie noch lange nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sein würde. Es war gut, eine finanzielle Reserve in der Hinterhand zu haben. Vielleicht könnte sie damit auch ihrem Vater helfen.
    Die Redakteurin schien Gedanken lesen zu können. »Ihren Vater werden wir ebenfalls unterstützen. Er hat uns den Hinweis gegeben, wo wir Sie finden können.«
    Jetzt bäumte sich Kerstin auf. »Er wollte es für mich tun…«
    Die Redakteurin unterbrach sie. »Ich weiß. Die Angelegenheit habe ich bereits geregelt. Die Polizeidirektion wird die Ermittlungen gegen Ihren Vater vermutlich einstellen. Alles wird gut.«
     
    Es klopfte an der Tür. Erschrocken blickten sich Dr. Trutz und die Redakteurin an. Petra Bester fand als Erste die Worte wieder. »Keine Silbe, Kerstin. Wir müssen gehen. Bei Problemen rufen Sie bitte sofort Dr. Trutz an. Wenn es Ihnen nicht gut geht, dann wählen Sie gerne auch meine Nummer.«
    Beim Überreichen des Kärtchens strich ihr Petra Bester noch einmal über das Haar. Kerstin empfand das als angenehm. Endlich kümmerte sich wieder jemand um sie. Dankbar nickte Kerstin ihr zum Abschied zu. Dann verließ Petra selbstbewusst das Krankenzimmer durch die sich von außen öffnende Tür.
    Die eintretende Stationsschwester blickte ihr entgeistert hinterher.
    Dr. Trutz nickte nur kurz, bevor er sich ebenfalls auf den Weg machte. »Habe die Ehre.«
    Kopfschüttelnd schaute die Schwester den beiden hinterher, bevor sie sich energisch zu Kerstin wandte.
    »Frau Kramer, so geht das aber nicht. Hier ist doch kein Hühnerstall. Sie benötigen immer noch sehr viel Ruhe. Lassen Sie los, was Sie bedrückt. Wir tragen doch alle unsere Päcklein auf dem Rücken.«
    Kerstin schwanden die Kräfte. Dennoch war es ihr wichtig nachzufragen. »Was ist denn Ihr Päcklein, Schwester?«
    Unerwartet setzte sich die Stationsschwester hin und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Ob sie weinte, war nicht zu erahnen. Aber sie sprach nichts aus.
    Sicher, auch sie trug ein unsichtbares Päcklein auf dem Rücken. Kerstin wollte sie trösten, aber sie konnte sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern.
    Die Müdigkeit begann, sie zu übermannen. Nicht mehr einzuordnen war für sie die kalte und unerbittliche Nachfrage der Stationsschwester.
    »Was wollten die beiden Besucher denn eigentlich von Ihnen?«
    Das hätte ihr Kerstin Kramer zwar mitteilen können, aber sie wollte nicht mehr. Sie hatte längst die Augen geschlossen und begann gerade, mit einer kleinen Traumreise durch Venedig ihren malträtierten Körper von den weltlichen Dingen zu lösen und zu entspannen.
     
    Kein Meer ist so tief wie die Liebe, hatte die Bester gesagt. Das hatte ihr sehr gefallen. Vielleicht war wenigstens Petra Bester glücklich.
    Sie mochte diese Frau. Doch Kerstin Kramer war sich nicht sicher, ob sie von Petra eine ehrliche Antwort erhalten hätte.
     
     

Ohne Ende
    Kopfschüttelnd stierte Jenny Muschelfang auf die Backsteinfassade des vom Morgenlicht erleuchteten Wasserturms.
    Noch vor wenigen Tagen hatte sie sich gemeinsam mit Helge auf die bevorstehende Theatervorstellung gefreut, doch nun schien plötzlich alles gemeinsame Glück endgültig zerbrochen zu sein. Es war schon erstaunlich, wie flüchtig die Liebe sein konnte.
    Sofort hatte Jenny das Doppelbett geräumt, als Helge, voll wie eine Haubitze, frühmorgens wankend nach Hause geschlichen kam. Sie war ins Wohnzimmer auf die Couch geflüchtet, aber dort konnte sie keinen rechten Schlaf mehr finden, denn immer wieder schreckte sie wegen der Vorkommnisse der letzten Woche hoch.
    Warum hatte Helge sie bei der Vorstellung im Wasserturm nicht vor der Demütigung bewahrt, die Schusswaffen vor dem Publikum einsammeln zu müssen? Warum musste er auf den Turm steigen, um Robert Halbedel mit in den Tod zu treiben? Warum versuchte Stuhr mit aller Gewalt, den mysteriösen Fall zu klären, anstatt mit ihr die gemeinsame Zeit zu genießen? Wieso verheimlichte er ihr seinen

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