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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Theater gewesen?«
    Sein alter Oberamtsrat musste also auch schon die Kieler Rundschau studiert haben. Stuhr antwortete unwirsch, um nicht neuen Streit wegen Jenny aufkommen zu lassen. »Nein, du weißt genau, dass das nicht schön gewesen sein kann. Bist du etwa immer noch eifersüchtig?«
     
    Schnell versicherte Dreesen ihm das Gegenteil. »Mensch, Stuhr, du glaubst gar nicht, wie angenehm es ist, ohne Frau zu leben. Man kommt endlich zu den Dingen, die wirklich wichtig sind.«
    Stuhr nutzte die Chance. »Dann sieh zu, Dreesen, dass du an meine Personalakte kommst, bevor sie zu Asche geworden ist.«
    Dreesen griff die Vorlage dankbar auf. »Das hängt nur davon ab, wie lange sich die Kollegin ziert. Aber keine Angst, ich bin dran.«
    Allerdings ließ sein ehemaliger Oberamtsrat offen, wo genau er dran war, denn er legte auf.
    In Gedanken versunken, ließ Stuhr die Strandpromenade von Wyk auf Föhr hinter der Reling passieren, bis das Vibrieren des Handys seine Aufmerksamkeit verlangte.
    Jennys ungewohnt energische Stimme schreckte ihn auf. »Helge, wo steckst du nur? Hier brennt es lichterloh und du bist wie immer schlagartig wie vom Erdboden verschwunden.«
    Wegen des lauten Dieselns des Schiffsmotors machte es wenig Sinn, seinen Aufenthalt auf einem Schiff zu verleugnen. »Ich unternehme eine kleine Kreuzfahrt, Jenny. Das Wetter ist schön. Wo brennt es denn?«
    Die Stimme von Jenny klang misstrauisch. »Du bist auf einem Schiff? Ich denke, du wirst leicht seekrank. Dann hätten wir doch auch unsere Mittelmeerkreuzfahrt in Angriff nehmen können.«
    Der ungewohnt bohrende Charakter ihrer Nachfragen begann Stuhr nervös zu machen. Er musste sie beruhigen. »Darum übe ich ja auch, mein Schatz. Zunächst ganz brav hier auf der Kieler Förde, dann geht es irgendwann mit uns beiden schon noch Richtung Venedig. Wo brennt es denn nun?«
    Jenny war mit der Antwort nicht zufrieden, das merkte man ihr an. Zögerlich kam sie zur Sache. »Mich hat Lollo gerade angerufen, Helge. Der ist völlig durch den Wind. Er denkt, dass die gesamte Theatertruppe unter polizeilicher Beobachtung steht. Er hatte am Sonntag Besuch von einem verdeckten Ermittler. Lollo ist in solchen Dingen ausgesprochen sensibel. Kannst du nicht diesen kleinen Kommissar vom Wasserturm anrufen und ihn bitten, meine Künstlerfreunde in Ruhe zu lassen?«
     
    Wie naiv war Jenny, dass sie dachte, er könnte polizeiliche Ermittlungen abwürgen. Gut, dass Olli von ihm geschickt worden war, konnte sie natürlich nicht ahnen, aber das tat nichts weiter zur Sache.
    Stuhr spöttelte: »Ein verdeckter Ermittler? Wie kommt Lollo denn darauf?«
    »Na ja, ein Schwuler, der nicht schwul ist? Das ist schon auffällig.«
    Stuhr unterdrückte einen Fluch. Vermutlich hatte sich Olli zu stereotyp verhalten. Er musste ihr diese fixe Idee schnell ausreden. »Das ist Quatsch, Jenny. Wenn Kommissar Hansen Verdacht in dieser Richtung schöpfen würde, dann hätte er mich längst angerufen, um meine Kontakte zu euch zu nutzen. Rede dem Lollo das bloß aus.«
    In die entstehende Pause fiel unglücklicherweise eine Ansage des Kapitäns. »Die Wyker Dampfschiffsreederei dankt Ihnen herzlich für die Überfahrt mit uns zur Insel Föööhh …«
    Stuhr klappte fluchend sein Handy zusammen, um die Verbindung zu kappen, aber keine fünf Sekunden später flackerte Jennys Name wieder auf dem Display. Er nahm das Telefonat an, um ›Schlechte Verbindung‹ in den Hörer zu schreien. Dann schaltete er das Gerät endgültig aus, was ihm nicht leicht fiel. Der Abschluss der Sache mit Angelika hatte jedoch Vorrang.
    Er richtete seinen Blick über die Reling auf die von roten, klobigen Backsteingebäuden dominierte Silhouette von Wyk auf Föhr, der Inselhauptstadt.
    Vorhin hatte er sich noch auf das Wiedersehen mit der Insel und Angelika gefreut. Jetzt hatte er ein schlechtes Gewissen wie ein Schüler, der schwänzt.
    Dann näherte sich bereits die Hafeneinfahrt von Wyk.
     

Sichtwechsel
    Natürlich schaltete Kommissar Hansen sofort sein Mobiltelefon aus, als er das Universitätsklinikum betrat. Auch wenn er nicht glaubte, dass das Gerät irgendeinen Schaden anrichten würde, so hatte er doch Respekt vor den Ängsten der Patienten. Der Betonbau der Inneren Medizin war ein wenig unübersichtlich, und so dauerte es eine Weile, bis er das Krankenzimmer von Kerstin Kramer gefunden hatte.
    Unwirsch quittierte er mit einem kurzen Blick durch die offene Tür das verwaiste Krankenbett. Das

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