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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zurück. Von dort aus gab er Lollo ein kleines Handzeichen, und sofort sprang der in Pose. Das fliegende lange Haar seiner Perücke verlieh ihm bei schnellen Wendungen bisweilen derwischartige Züge, doch dankenswerterweise kam er nicht ganz so selbstverliebt wie Halbedel daher.
    Am Ende seiner Darbietung mussten ihm seine Kollegen Applaus zollen, in den hinein der Hüne neben Jenny rief: »Ich habe immer schon gesagt, dass Lollo der weitaus bessere Schauspieler ist. Robert hat Lollo immer nur ausgebremst.«
    Lollo nickte mit ernstem Gesicht. »Vielen Dank, dein Lob tut gut, Patrick. Richtig, der Robert war nicht immer nur gut zu mir. Was ist, wollt ihr jetzt weiterproben?«
    Wenig später standen beide vor ihm. Jenny hauchte Stuhr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie ihren Mitspieler vorstellte. »Helge, das ist Patrick Immel. Ein vertrauter Schauspieler-Kollege von mir. Und das ist übrigens mein Mann, Patrick. Darf ich vorstellen? Helge Stuhr.«
    Den Gruß von Pimmel quittierte Stuhr mit einem kurz angebundenen ›Hallo‹. Ohne Aufforderung nahm Pimmel Jenny an die Hand und strebte über die Seitentreppe zur Mitte der Bühne, um mit der Probe zu beginnen.
    Stuhr eilte hinterher und baute sich vor ihnen auf.
    »So wie in der Provinz geht es nicht zu im Kieler Schauspielhaus, hier geht alles streng nach Plan. Wir müssen erst noch Licht und Ton ausrichten, bevor ihr anfangen könnt. Die Technik macht gerade Pause. Also bitte noch einmal in den Zuschauerraum zurück und auf mein Zeichen warten.«
    Jenny näherte sich ihm und flüsterte: »Was ist denn nur los mit dir, Helge? Du hast wieder diesen seltsam verbissenen Blick drauf.«
    Endlich konnte Stuhr seinem Herzen Luft machen. »Ich dachte, du wolltest mir bei der Observation helfen? Warum musst du bei dieser Chaostruppe wieder mitspielen?«
    Jenny musterte ihn erstaunt. »Aber Helge, was ist nur in dich gefahren? Lollo darf Robert Halbedels Rolle spielen. Also musste ich für seine kleine Frauenrolle kurz vor Schluss einspringen, oder siehst du etwa noch ein anderes weibliches Wesen in diesem Raum?«
    Natürlich nicht, aber es ging Stuhr auch darum, recht zu behalten.
    »Jenny, jeder andere von deinen Kollegen hätte für die Schlussszene mit einer Perücke einspringen können.«
    Jenny beendete schroff die Diskussion. »Helge, das ist hier ein Krimi und keine Komödie.«
    Dann wendete sie sich wieder Immel zu, der inzwischen ungeachtet des starren Lichtkegels begonnen hatte, seine Schritte in der Mitte der Bühne des Schauspielhauses einzuüben und wortgewaltig seinen Text durch das leere Schauspielhaus zu schmettern.
    »Dieses Biest. Wo kann sie sich nur versteckt haben? Irgendwo muss sie sich hier herumtreiben. Wenn ich sie erwische, dann werde ich ihr schon die richtigen Flötentöne beibringen.«
    Jetzt schlich sich Jenny von hinten an den suchenden Immel heran, um ihn hinterrücks mit einer kleinen Pistole abzumurksen.
    Im letzten Moment erspürte das Immel, und mitten im Ringen um den Besitz der Waffe löste sich ein Schuss. Sonderlich originell war das nicht, aber der Knall ließ gleich darauf die Türen des Schauspielhauses aufspringen. Offensichtlich waren die Techniker bei ihrer Pause im Foyer von dem Schussgeräusch aufgeschreckt worden, und jetzt hasteten sie in den Theaterraum, um nach dem Rechten zu sehen.
    Linsky erstürmte als Erster die Bühne und baute sich vor Immel auf. »Mein Herr. Das Abfeuern einer Waffe in einem öffentlichen Gebäude ist feuerpolizeilich streng verboten.«
    Die Ermahnung beeindruckte diesen Immel nicht sonderlich, denn er pöbelte sofort den Inspizienten an. »Du kleiner Drecksfinger. Muss ich dir erst mit Gewalt gute Umgangsformen beibringen? Einen Patrick Immel behandelt man nicht wie einen kleinen, dummen Jungen. Ich kann auch anders.«
    Immel zielte jetzt mit der Pistole auf Linsky, der sofort versuchte, ihm die Spielzeugwaffe zu entreißen. Obwohl sich Immel mit Händen und Füßen wehrte, schaffte es Linsky mit letzter Kraft, die Waffe zu ergattern. Verärgert knickte er die Plastikimitation.
    Jetzt holte Immel drohend mit der Faust aus, doch Linsky duckte sich schnell.
     
    Vielleicht wollte Immel überhaupt nicht zuschlagen, das war schwer einzuschätzen. Jedenfalls drängte sich in diesem Moment Lollo zwischen die Streitenden und versuchte, den Konflikt verbal zu lösen. »Herr Inspizient, haben Sie bitte Verständnis für meinen Kollegen. Wir spielen meist in kleinen Lokalitäten, dort gibt es keine

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