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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Idealbesetzung für mich war? Er war aber intelligent, und ich musste meine Zeit nicht nur mit Halbidioten totschlagen. Meine Leute haben rasch herausgefunden, dass du mit ihm nicht verwandt warst. Netter Versuch, um an mich heranzukommen. Aber das ist mir scheißegal. In diesem Gewerbe haben alle irgendwie Dreck am Stecken. Du brauchst anscheinend dringend Kohle und ich einen verlässlichen Partner, mit dem ich mich auch einmal intellektuell austauschen kann. Das ist eine gute Grundlage für lohnende Geschäfte.« Pimmel reichte ihm die Hand. »Schlag ein, Olli. Wir sind schließlich Verbündete.«
     

Probe
    Den Bühneneingang zum Schauspielhaus kannte Stuhr noch von Studentenzeiten her, in denen er sich als Statist ein wenig Geld verdient hatte. So wusste er, dass er der Frau hinter dem Kontrollfenster nur gedankenverloren zunicken musste, um hinter die Bühne zu gelangen, denn das Gesicht jedes einzelnen Statisten würde sie sich schlecht merken können.
    Am Ende des kurzen Flurs ging es links durch die Tür zum Foyer, das wusste er noch genau. Richtig, und als er rechts um die Ecke ging, prangte an der massiven Feuerschutztür immer noch das Schild ›Bühne‹. Leise öffnete er sie, und tatsächlich befand er sich jetzt in einem leeren dunklen Raum seitlich vor der Bühne, in dem lediglich eine Art Mischpult aufgestellt war. Darüber beugte sich ein weißhaariger Mann und flüsterte ab und zu Kommandos ins Mikro. Das musste Jerzy Linsky sein.
    Stuhr drehte sich um. Früher war hier alles mit Kulissen vollgestellt und unübersichtlich. Doch offensichtlich hatte man inzwischen einen Anbau hinter die Bühne gesetzt, um bessere Platzverhältnisse zu schaffen. Erst jetzt bemerkte Stuhr, dass vor den schwarz getünchten Wänden Männer in dunkler Kleidung mit Funksprechgeräten standen. Hatte Hansen doch noch das Spezialeinsatzkommando herbeigeordert?
    Schnell wurde ihm jedoch klar, dass es lediglich die Techniker sein konnten, die auf die Anweisungen des Inspizienten warteten.
    Wenngleich das Ambiente Stuhr ein wenig an die Polizeitechnik im Nachkriegs-Deutschland erinnerte, so schien hier jeder genau zu wissen, was seine Funktion war. Stuhr nickte den Anwesenden freundlich zu, die ihn schon lange bemerkt haben mussten.
    Dann bemühte er sich, die Aufmerksamkeit des Inspizienten zu erregen, was nicht einfach war, denn der giftete wie ein Zampano abwechselnd mit den Technikern vom Ton und vom Licht herum. Vermutlich ließen die ihn ihrerseits genüsslich abblitzen, und zwar eiskalt.
    Da es sich nur um eine Probe handelte, umrundete er einfach den Inspizientenplatz und versuchte, sich mit einem festen Blick in das Auge von Jerzy Linsky bemerkbar zu machen. Doch der schob ihn mit einer fahrigen Handbewegung zur Seite. »Keinen Aufruhr jetzt. Eine schwierige Licht- und Tonprobe. Helge Stuhr der Name, richtig?«
    Nickend räumte Stuhr die Stellung, denn Linsky schien informiert zu sein. Dann setzte der endlich seinen Kopfhörer ab und wendete sich ihm zu. Augenzwinkernd gab er ihm die Hand. »Ich bin Jerzy. Die Männer mit den Funkgeräten sind meine technischen Leiter. Sie wissen nicht, wer du bist. Erwarte keine Hilfe von ihnen. Das ist dein Risiko.«
    Stuhr nickte.
    Nun wurde Jerzy geschäftig. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt noch eine letzte Lichtprobe durchführen. Gehe einfach hinüber zu Marek auf die andere Seite der Bühne, der kann dir einiges zeigen. Aber bitte nicht direkt über die Bühne watscheln, sondern hintenrum. Marek wird dich irgendwann zu mir zurückschicken, und dann überlasse ich dir das Feld. Einverstanden?«
    Stuhr stimmte zu. Jetzt zog ihn Jerzy nahe zu sich, und wenig später flüsterte er ihm unvermutete Wahrheiten in das Ohr. »Pass auf, Deutscher. Hier regiert die Missgunst. Traue keinem außer Marek. Du hast mich verstanden?«
     
    Natürlich hatte Stuhr die Botschaft verstanden, dass der offensichtlich aus Polen stammende Inspizient ausschließlich seinem Landsmann traute. Unverzüglich machte sich Stuhr auf den Weg zum in Betonbauweise runderneuerten Hinterbühnenbereich. Ein gewaltiges verschlossenes Tor deutete darauf hin, dass über diesen Weg offensichtlich auch größeres Gerät zur Hinterbühne transportiert werden konnte.
    Als Stuhr endlich durch unzählige abgestellte Kulissen die Bühne umrundet hatte, gelangte er in einen größeren abgedunkelten Raum. Offensichtlich reihten sich hier die Schauspieler auf, bevor sie von dieser Seite auftraten. Doch zurzeit war niemand zu

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