Frisch getraut: Roman (German Edition)
nicht.«
»Du hast schon immer alles zu wörtlich genommen. Es bedeutet, dass du sturzbesoffen warst, und das warst du tatsächlich!«
Ihr Lächeln verrutschte zu einer sorgenvollen Miene, die sie nicht einmal zu verbergen versuchte. »Ich hatte meine Gründe.«
»Die hast du mir dargelegt.«
Sie hoffte, nicht alle Details preisgegeben zu haben.
»Dreh dich um.«
»Was?«
Er machte mit einem Finger eine Drehbewegung. »Dreh dich um, damit ich den Reißverschluss deines Kleids zuziehen kann.«
»Warum?«
»Zwei Gründe. Wenn mein Vater mitbekäme, dass ich dich hier halb nackt rausrennen lasse, würde er mich umbringen. Und wenn wir uns unterhalten wollen, würde ich lieber nicht hier stehen und mich die ganze Zeit fragen, ob du aus dem Rest des Kleids auch noch rausfällst.«
Sie starrte ihn entgeistert an. Vielleicht sollte sie seine Hilfe annehmen, das wäre bestimmt besser, als mit einem halb
offenen Kleid aus dem Raum zu stürzen. Andererseits hatte sie wirklich keine Lust, noch dazubleiben und mit Sebastian Vaughan zu plaudern.
»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, trage ich nur ein Handtuch. In etwa zwei Sekunden wird es nicht mehr zu übersehen sein, wie sehr ich hoffe, dich nackt zu sehen.« Er lächelte und zeigte dabei eine perfekte Reihe gerader weißer Zähne. »Noch mal.«
Ihre Wangen fingen Feuer, als bei ihr der Groschen fiel, und mit einem Rascheln aus Satin und Tüll drehte sie sich zur Tür. Es lag ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, was genau sie in der vergangenen Nacht angestellt hatten, doch eigentlich wollte sie keine Details. Sie fragte sich auch, was sie ihm über Lonny erzählt hatte, doch auch das wollte sie lieber nicht wissen. »Ich muss mehr getrunken haben, als ich wollte.«
»Du hattest ein Recht darauf, mal richtig zu tanken. Seinen Verlobten auf allen vieren vorzufinden wie einen wilden Mustang, würde jeden in den Suff treiben.« Seine Fingerspitzen streiften ihren Rücken, als er nach dem Reißverschluss griff. Er lachte leise und sagte: »Der Maytag-Mann ist wohl doch nicht der einsamste Kerl in der Stadt.«
»Das ist nicht lustig.«
»Mag sein.« Er strich ihr Haar beiseite und zog langsam den Reißverschluss über ihren Rücken hoch. »Aber du solltest es wirklich nicht so schwer nehmen.«
Sie drückte die Stirn gegen die Holztür. Das konnte alles nicht wahr sein.
»Es ist nicht deine Schuld, Clare«, fügte er hinzu, als wäre das ein Trost. »Du hast einfach nicht die richtige Ausrüstung.«
Ja, es gab Schlimmeres, als in einem Hotelzimmer mit einem
Fremden aufzuwachen. Eine dieser Katastrophen war, die Liebe seines Lebens mit einem Kerl zu erwischen. Die andere war gerade dabei, ihr den Reißverschluss zuzuziehen. Sie schniefte und biss sich auf die Lippe, um nicht zu weinen.
Er ließ ihre Haare los und befestigte die zwei Haken oben am Reißverschluss. »Du weinst doch jetzt nicht, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie zeigte in der Öffentlichkeit nie übermäßig viel Gefühl, wenigstens bemühte sie sich darum. Erst später, wenn sie Lonny zur Rede gestellt hätte und allein wäre, würde sie zusammenbrechen. Andererseits, überlegte sie, wenn sie je einen guten Grund zum Weinen gehabt hatte, dann heute. Sie hatte ihren Verlobten verloren und mit Sebastian Vaughan geschlafen. Von einer auszehrenden Krankheit mal abgesehen, konnte ihr Leben nicht schlimmer werden als jetzt.
»Ich kann nicht glauben, dass ich mit dir geschlafen habe«, stöhnte sie. Hätte ihr Kopf nicht sowieso schon gedröhnt, hätte sie mit der Stirn gegen die Tür geschlagen.
Er ließ die Hände sinken. »Viel geschlafen haben wir nicht.«
»Ich war betrunken. Sonst hätte ich mich nie auf Sex mit dir eingelassen.« Sie sah ihn über die Schulter hinweg an. »Du hast mich ausgenutzt.«
Sein Blick verengte sich. »Glaubst du das wirklich?«
»Das ist doch offensichtlich.«
»Du hast dich nicht beschwert.« Er zuckte mit den Schultern und ging zur Couch.
»Ich erinnere mich nicht!«
»Tja, das ist echt schade. Du hast gesagt, es wäre der beste Sex deines Lebens gewesen.« Er lächelte und ließ das Handtuch fallen. »Du konntest nicht genug kriegen.«
Offensichtlich war er der Angewohnheit, die Hosen runterzulassen, nicht entwachsen, und sie richtete den Blick krampfhaft auf das Vogelgemälde an der Wand hinter seinem Kopf.
Er wandte ihr den Rücken zu und griff nach seiner Jeans. »Einmal warst du so laut, dass ich dachte, der Sicherheitsdienst würde gleich die Tür
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