Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
heruntergewuchtet hatte, nahm sie in jede Hand einen und zog sie in Richtung Rolltreppe. Der Catwalk zum Parkhaus war lang und die Koffer wogen schwer. Als sie die Fahrstühle erreicht hatte, die zur Mietwagenhalle führten, keuchte sie schon, und als sie endlich vor dem Hertz-Schalter stand, bedauerte sie sehr, dass sie den langen Wollmantel übergeworfen hatte. Der Schweiß lief ihr den Rücken hinunter, und ihr Kaschmirpullover klebte daran fest.
Während sie in der Schlange wartete, war sie ganz aufgeregt, weil sie nun hier war. Sie war nervös, aber voller Entschlossenheit, alles Nötige zu tun, um die Beziehung zu ihren Schwestern wieder zu kitten. Sie erhielten jetzt eine zweite Chance, und sie würde es nicht vermasseln.
Die Frau am Schalter winkte Claire zu sich, und sie zog die zwei Koffer hinter sich her, als sie vortrat.
„Hi. Ich habe eine Reservierung.“
„Auf welchen Namen?“
„Claire Keyes.“ Claire überreichte ihr den Führerschein und ihre Platin-Kreditkarte.
Die Frau sah sich den Führerschein an. „Verfügen Sie bereits über eine Versicherung oder wünschen Sie für den Wagen eine Deckung durch uns?“
„Ich hätte gerne Ihre Deckung.“ Das war einfacher als zu erklären, dass sie keinen eigenen Wagen besaß und tatsächlich noch nie einen Wagen besessen hatte. Und hätte sie nicht damals, als sie achtzehn wurde, darauf bestanden, Unterricht zu nehmen, und anschließend gelernt und geübt, bis sie die Prüfung bestanden hatte, würde sie nicht einmal einen Führerschein besitzen.
„Irgendwelche Strafzettel oder Unfälle?“, fragte die Frau.
Claire lächelte. „Keinen einzigen.“ Strafzettel oder Unfälle setzten schließlich voraus, dass man tatsächlich auch fuhr, und das war etwas, das Claire in den letzten zehn Jahren höchstens ein- oder zweimal getan hatte.
Sie musste ein paar Formulare unterschreiben, dann gab die Frau ihr den Führerschein und die Kreditkarte wieder zurück.
„Nummer sechsundachtzig. Es ist ein Malibu. Sie hatten eine mittlere Größe angegeben. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen auch etwas Größeres anbieten.“
Claire blinzelte sie an. „Nummer sechsundachtzig was?“
„Ihr Wagen. Er steht auf Stellplatz sechsundachtzig. Die Schlüssel stecken.“
„Oh, prima. Einen Größeren brauche ich nicht.“
„In Ordnung. Wollen Sie eine Straßenkarte?“
„Ja, bitte.“
Claire steckte die Straßenkarte in die Handtasche und zog ihre Koffer aus dem Glasbau. Vor ihr lagen die Autoreihen und sie konnte erkennen, dass an jedem Stellplatz Nummern angebracht waren. Während sie weiterging, zählte sie mit, bis sie schließlich die Nummer sechsundachtzig fand und den silbernen Malibu entdeckte.
Er hatte vier Türen und kam ihr einfach riesig vor. Sie schluckte. Wollte sie denn wirklich fahren? Dann aber sagte sie sich, dass sie diese Frage auch auf später verschieben konnte. Erst einmal musste sie aus dem Parkhaus heraus.
Herausforderung Nummer eins bestand darin, ihr Gepäck in den Kofferraum zu befördern. Anscheinend gab es keinerlei Möglichkeit, ihn zu öffnen. Keine Knöpfe, keine Griffe. Sie drückte dagegen und versuchte zu ziehen, aber nichts bewegte sich. Irgendwann gab sie es schließlich auf und verstaute ihre zwei großen Koffer auf dem Rücksitz. Dann klemmte sie sich hinter das Lenkrad.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie den Sitz so eingestellt hatte, dass sie tatsächlich an die Pedale gelangte. Sie schaffte es auch, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken und umzudrehen. Der Motor sprang sofort an. Sorgfältig stellte Claire die Spiegel ein und holte tief Luft. Nun war sie praktisch schon auf dem Weg.
Zunächst aber widmete sie sich noch dem Navigationssystem. Und das begrüßte sie auf Französisch.
Ungläubig starrte Claire das Gerät an. Was zum Teufel sollte das?
Sie drückte auf ein paar Knöpfe. Jawohl, es sprach Französisch. Okay, sicher, diese Sprache kannte sie zwar auch, aber wahrhaftig nicht gut genug, um damit beim Fahren klarzukommen. Das Potenzial auf der Straße auszuflippen erschien ihr auch so schon groß genug, es musste nicht noch durch eine Fremdsprache getoppt werden. Sie hieb auf die Knöpfe ein, bis sie sich durch Holländisch und Japanisch gescrollt hatte, und endlich hörte sie dann die freundliche Frauenstimme in Englisch.
Ihr Bedürfnis, laut schreiend in die Nacht hinauszurennen, legte sich ein wenig.
Stattdessen las sie nun weiter in der Gebrauchsanweisung und gab dann sorgfältig die
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