Friss oder stirb
die sich mit unseren Lebensmitteln beschäftigen. Begleiten Sie mich auf dieser Reise, liebe Leserin und lieber Leser, und lassen Sie sich nicht davon abhalten, mit mir in eine Welt voller Licht und Schatten einzutauchen, in der wir das Negative zur Kenntnis und uns das Positive als Vorbild nehmen können.
II. Aufs Bio-Huhn gekommen
Mecklenburg-Vorpommern, 16. September 2012.
„Darf ich meine Kamera mit in den Stall nehmen und Fotos machen?“
„Ja, dürfen Sie.“
Wir begaben uns ins Auto und fuhren an einem ausgedehnten Stallgebäude vorbei zu einem anderen Stall, in dem ebenfalls Bio-Legehennen lebten. Wir blieben am Straßenrand stehen und stiegen aus.
„Nehmen Sie nur die Kamera mit.“
Ich folgte der Aufforderung und legte meinen Kugelschreiber wieder ins Auto.
„Nur die Kamera, habe ich gesagt!“
Ich blickte auf meinen Körper herab: „Ich habe doch nichts anderes bei mir als meine Kamera.“
„Lassen Sie die Kameratasche hier, ich möchte, dass Sie nur Ihre Kamera mit hineinnehmen.“
Ich nahm das Gerät aus der Tasche, legte diese zurück ins Auto und wollte in die Richtung des Stalls gehen.
„So, jetzt können Sie von hier aus ein Foto machen.“
Ich war überrascht: „Von der Straße aus? Da ist doch nichts zu sehen außer ein großes Tor und die Außenwand des Stalls.“
„Von der Straße aus können Sie fotografieren.“
„Sie sagten doch, ich dürfe die Kamera mit in den Stall nehmen.“
„Sie können jetzt von der Straße aus ein Foto machen und dann legen Sie die Kamera wieder zurück in den Wagen.“
„Dann mache ich gar kein Foto. Wieso sollte ich das Einfahrtstor fotografieren?“
Etwas verwirrt durch den Verlauf des Gesprächs, legte ich die Kamera zurück in das Auto. Wir besichtigten den Stall, in dem gemäß den Richtlinien der EU tausende Bio-Hennen ihre Bio-Eier legten. Es gab keine besonderen Vorkommnisse oder Anomalien im Stall. Wie ich später herausfinden sollte, fasste dieser Betriebsstandort üblicherweise 24.000 Bio-Hennen. Er war also zu dieser Zeit mit nur 18.000 unterbesetzt.
Ich fragte mich, weshalb wir ausgerechnet zu diesem Standort gefahren waren.
„Darf ich noch einen weiteren Ihrer Betriebe besichtigen? Wir sind ja gerade an anderen Stallungen vorbeigefahren.“
„Herr Arvay, wir kennen Ihren Standpunkt, wir haben uns Ihre Meinung im Fernsehen angesehen. Es gibt für Sie keinen weiteren Zugang zu unseren Betriebsgeländen.“
So verlief mein erstes Zusammentreffen mit Friedrich Behrens, Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof in Deutschland.
„Wir werden hart durchgreifen!“ –
Die Fürstenhof-Story
Am nächsten Tag an einem anderen Betriebsstandort des Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof, ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern [2] .
Fest umgriffen mit meinen Händen, streckte ich meine Spiegelreflexkamera über den Maschendrahtzaun und drückte mehrmals hintereinander auf den Auslöser. Ich tat dies unbeirrt von dem Motorengeräusch, das ich von hinten wahrgenommen hatte und das lauter und lauter wurde. Ohne mich umzudrehen, vernahm ich deutlich, wie sich ein Wagen näherte und über die dichte, grüne Grasdecke auf mich zu rollte. Er kam nur einen halben Meter hinter mir zu stehen – so nah, dass ich im Erdboden unter meinen Füßen die Vibrationen des laufenden Motors spürte. Ich senkte die Kamera vor meinem Körper langsam ab, ohne dabei den sicheren Griff zu lockern. Dann atmete ich einmal tief durch und drehte mich schwungvoll um. Vor mir stand, fast auf Fühlung herangefahren, ein dunkler Geländewagen. Das Fenster war geöffnet und ich blickte direkt in das Innere des bulligen Gefährts.
„Guten Tag“, begrüßte mich der in dezentes Jägergrün gekleidete Fahrer, ohne eine Miene zu verziehen. Er stellte sich als Frank Wehner vor. Herr Wehner wusste, wer ich war und dass ich bereits ein kritisches Buch über die biologische Lebensmittelindustrie verfasst hatte, in dem ich offengelegt hatte, „wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen“ – und zwar mit ihren Bio-Handelsmarken. Er wollte wissen, was ich hier, rund um seine Bio-Hühnerfarm, zu suchen hatte.
„Ich möchte ein paar Eindrücke aus der biologischen Eierproduktion festhalten, um die Bilder der Realität mit nach Hause zu nehmen“, antwortete ich höflich und fügte noch hinzu, dass dies ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Agrarbiologe war.
„Es ist streng verboten, unsere Betriebsgelände zu betreten“, wurde mir
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