Fröhliche Ferien am Meer
Ewigkeiten mit der Schule fertig.
Letztes Jahr habe ich sogar als Lehrerin gearbeitet. Ja, das stimmt, Sie
brauchen gar nicht zu lachen! Ich habe beim Sportunterricht assistiert. Aber
ich habe wieder damit aufgehört, weil es nichts zu bieten hat, wenn man nicht
richtig ausgebildet ist. Ich werde also in diesen Ferien ernsthaft über meine
Zukunft nachdenken und dann beschließen, was zu tun ist.«
»Gut. Kommen Sie inzwischen
einmal mit ins Haus, um meine Tante kennenzulernen.«
Freddie zögerte. Er war ein
sehr attraktiver junger Mann, nicht sehr groß, aber ungefähr fünf Zentimeter
größer als sie. Und darauf kam es ja an. Vielleicht nicht gerade eine
Schönheit, denn er hatte rötliches Haar und viele Sommersprossen; aber seine
Augen waren braun und freundlich, und sein Gesicht hatte einen feinen Schnitt.
Ziemlich aufregend, und ein ganz guter Start in Tainui. Aber das mit der Tante
war ein Jammer. Für Tanten hatte Freddie nicht viel übrig.
Er bestand jedoch darauf und
ging durch einen gepflegten Garten zu einem kleinen Haus voraus, das wie ihr
eigenes Blick aufs Meer hatte. Als sie ankamen, hörten sie das Geräusch einer
Schreibmaschine, die ungeduldig, aber nicht gerade sachverständig bearbeitet
wurde. Er sagte: »Mein Name ist übrigens Nick Lorimer. Vielleicht haben Sie
schon von meiner Tante gehört. Sie schreibt.«
Freddie blieb stehen und dachte
darüber nach. Sie hatte in Angelas Wohnung verschiedene Schriftsteller
kennengelernt und hielt nicht viel von ihnen. Aber natürlich hätten sie sich
nie mit Miss Lorimer abgegeben. Sie schrieb Unterhaltungsromane, die sich gut
verkauften. Nicht was sie >eine bedeutende Persönlichkeit< genannt
hätten. Andererseits konnte sie ganz nützlich sein. Freddie hatte vor, in ihrer
Freizeit einen Roman zu schreiben, und vielleicht würde Miss Lorimer ihr einige
Ratschläge erteilen.
Plötzlich bekam sie
Gewissensbisse, zupfte an Nicks Ärmel und sagte hastig: »Eigentlich ist es doch
noch nicht Ewigkeiten her... seit ich mit der Schule fertig bin, meine ich.
Aber schon ein ganzes Jahr.«
Er lachte. Sie war wirklich ein
nettes Mädchen, obwohl sie für ihr Alter erstaunlich kindlich wirkte. Er sagte:
»Ein Jahr ist eine lange Zeit — wenn man sie gut ausnutzt.«
»Aber das ist ja gerade die
Schwierigkeit. Das habe ich nicht getan. Es war ziemliche Zeitverschwendung,
und ich möchte jetzt alles Versäumte nachholen.«
Er nickte ernsthaft, und in
diesem Augenblick rief eine freundliche Stimme vom Haus her: »Nick, bist du es?
Dieses verdammte Farbband verheddert sich schon wieder. Komm doch bitte und
bring es in Ordnung.«
Dann trat eine hochgewachsene
Frau auf die Veranda und sah Freddie. »Oh, du hast mir einen Gast mitgebracht.
Wie nett.«
Anna Lorimer hatte graues Haar
und sah gar nicht wie eine Intellektuelle aus. Sie hatte lustige Augen und ein
freundliches Lächeln. Ihr altes Baumwollkleid war keineswegs aufregend. Freddie
erklärte völlig außer Atem, daß sie eine Nachbarin sei und durch die Hecke
gekrochen wäre, um zu sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Sie hätte
alle Bücher von Miss Lorimer gelesen und hoffe, nicht zu stören.
»Natürlich nicht. Die
Schreibmaschine spielt mir ohnehin einen Streich, und außerdem lasse ich mich
nur zu gerne unterbrechen. Das tut meiner Art zu schreiben gut. Sie gehören
also zu der Familie Standish? Wie schön, Nachbarn zu haben. Nick beginnt sich
zu langweilen. Aber wir wollen nicht über Bücher sprechen, das gibt für alle
Beteiligten Schwierigkeiten. Bitten Sie doch Ihre Geschwister, mich einmal zu
besuchen. Vielleicht nicht gerade durch die Hecke, das haben die Kleider nicht
so gerne.«
»Es war unverschämt von mir,
das zu tun.«
»Aber gar nicht. Ich bin froh,
daß ich das Loch nicht geschlossen habe. Ich habe es mehrmals versucht, aber
Rough hat es immer wieder aufgewühlt. Er ist davon überzeugt, daß es auf der
anderen Seite Kaninchen gibt.«
Eine halbe Stunde später
platzte Freddie ins Wohnzimmer und sagte:
»Ich war nebenan. Macht keine so erschreckten Gesichter. Wir können nicht hier
herumsitzen und uns den ganzen Tag lang anstarren. Irgendeiner muß etwas
unternehmen. Da drüben wohnt eine nette alte Frau, die schreibt, und ein Neffe,
der fliegt und einen gebrochenen Arm hat. Er ist süß — jedenfalls ist es ein
Anfang.«
Nachdem Nick geduldig das
Farbband in Ordnung gebracht hatte, kehrte Miss Lorimer mit einem zufriedenen
Lächeln an die Schreibmaschine zurück.
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