Fröhliche Ferien am Meer
es, Freddie. Wollen Sie mit nach Hause
fahren?«
10
Er stand neben ihr im Boot und
betrachtete die Gestalt, die regungslos auf dem Boden lag.
»Habe ich ihn umgebracht?« jammerte
Freddie laut. »Oh, ich weiß, daß ich ihn umgebracht habe.«
Jonathan nahm Jims Handgelenk
und beugte sich hinunter; dann richtete er sich sofort wieder auf und lachte:
»Keine Spur. Er ist nur betäubt und ein bißchen betrunken. Er wird ganz schnell
wieder zu sich kommen. Allerdings wird er seinen Kopf bis morgen spüren.«
Er redete, um ihr Gelegenheit
zu geben, sich zusammenzunehmen, aber sie gab sich nicht die geringste Mühe;
sie weinte noch immer verzweifelt. Er sagte aufmunternd: »Kommen Sie jetzt. Es
ist sinnlos, zu warten, bis seine Kopfschmerzen beginnen. Es wird ohnehin Zeit,
daß Sie zu Hause erscheinen. Klettern Sie ins Boot. Vergessen Sie Ihre Sandalen
nicht. Haben Sie sonst noch irgend etwas vergessen?«
Er leuchtete mit einer
Taschenlampe umher. Hatte Jonathan über Jim auch wirklich die Wahrheit gesagt?
Vergewisserte er sich nun, daß sie nichts zurückließ, was sie verraten konnte?
Sie wußte, daß alle edlen Retter in Kriminalromanen das taten.
Aber sie versuchte nicht zu
widersprechen; noch immer laut schluchzend, kletterte sie in das Boot. Jonathan
legte Jim in eine bequemere Stellung und sah, daß er schon Anzeichen zeigte, in
ein vielleicht traurigeres und weiseres Leben zurückzukehren. Dann ruderte er
schnell an den Strand, half Freddie beim Aussteigen und machte das Boot fest,
ohne sich weiter um eine Unterhaltung zu bemühen. Sie wartete hilflos auf ihn,
und er nahm sie beim Arm, um aufmunternd zu sagen: »Nach Hause, mein Kind.
Fühlen Sie sich gut?«
Da sie stets fest entschlossen
war, keine körperliche Schwäche zu zeigen, sagte sie: »Aber natürlich. Ich
fühle mich immer gut.« Dann stolperte sie über ein Stück Treibholz und fiel
beinahe hin.
»Wie wäre es, wenn Sie sich ein
bißchen hinsetzen würden? Bis zum Haus haben wir einen ziemlich steilen Weg vor
uns.«
»Aber was werden sie denken?«
»Sie sind alle zu Bett gegangen
und glauben, daß Sie auch längst schlafen.«
»Was haben Sie da draußen
getan?«
»Nach Ihnen gesucht.«
Das tröstete sie, und sie hörte
auf zu frieren. »Aber wie wußten Sie das?«
Er wollte sagen: Ich machte mir
Sorgen um dich. Außerdem schämte ich mich, daß ich so ein selbstgerechter,
eingebildeter Affe war und dich verletzt habe. Deshalb habe ich aufgepaßt und
gewartet.
Statt dessen sagte er gelassen:
»Wir saßen auf Matrons Veranda. Wie Sie wissen, hat
man von dort aus einen guten Blick auf das Meer. Ich fand, daß sich dieses Boot
eigenartig benahm, und ich hatte gehört, wie der kleine Jim Sie einlud, mit ihm
hinauszufahren. Außerdem sah ich, daß er einen über den Durst getrunken hatte, und
so dachte ich, es wäre besser, nachzusehen.«
»Dieses gräßliche kleine Scheusal — und ich dachte, er verehrte mich so.«
Ihre Stimme war tieftraurig,
und er gab ihrem Arm einen hastigen kleinen Klaps. »Gegen Gin hat die Verehrung
kaum eine Chance. Machen Sie sich nichts daraus. Sie haben ihn kampfunfähig
gemacht. Das hat Sie für den Schrecken entschädigt.«
Aber damit war sie nicht
einverstanden. »Vor ihm hatte ich keine Angst, es waren nur die Haie.«
»Was für Haie?«
»Er sagte, er hätte genau an
jener Stelle einen gesehen, und das Boot hatte er auf der anderen Seite
festgemacht. Also hätte ich schwimmen müssen. Er weiß, daß ich schreckliche
Angst vor Haien habe.«
Sie erschauerte, und er legte
einen Arm um sie. Dieser Arm wirkte beruhigend, und Freddie war sicher, daß es
Shelagh nichts ausmachen würde, denn sie fürchtete, daß es ein völlig
brüderlicher Arm war.
»Aber wenn Sie keine Angst vor
ihm hatten, warum haben Sie dann einfach zugesehen, wie er das Boot
zurückließ?«
Sie begann wieder zu schluchzen
und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Er bemerkte, daß sie wie ein
kleines Kind weinte. Man konnte es eigentlich nicht als Weinen bezeichnen. Er
kam zu dem traurigen Schluß, daß es mehr ein Gebrüll war. Zum Glück war der
Strand völlig verlassen.
Jetzt schluckte sie, setzte
sich auf und sagte: »Oh, Jonathan, es ist so schrecklich. Ich kann es Ihnen
einfach nicht sagen.«
»Dann lassen Sie es«, sagte er
nüchtern. »Aber hören Sie auf zu weinen. Sie werden furchterregend aussehen,
wenn irgendjemand im Haus noch auf ist.«
»Aber ich muß es jemandem
erzählen, und sogar Angela wäre entsetzt. Und
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