Fröhliche Ferien am Meer
zu einem größeren
und unpersönlicheren Postamt fahren. Nachdem sie unter Entschuldigungen erklärt
hatte, daß es mit dem Schiff langsam und schwierig sei, zahlte sie mit einem
Scheck, und widerwillig stimmte der Postmeister zu, das Paket loszuschicken.
Wenn sie doch nur die Dinge
ruhig und ordentlich machen könnte, dachte sie. Aber es war immer dasselbe —
sie arbeitete bis tief in die Nacht, geriet in schreckliche Hetze, und die
Luftpost war der einzige Ausweg. In den letzten drei Tagen hatte sie sich
völlig von der Außenwelt abgeschlossen gehabt.
Trotzdem, jetzt war es zu Ende;
sie hätte die ganze Welt umarmen können. Sie war frei, und ihre Verpflichtungen
waren erfüllt. Jetzt konnte sie sich vergnügen, ohne von quälenden Gedanken
verfolgt zu werden. Natürlich war das Buch wahrscheinlich ein Fehlschlag,
sicher das schlechteste, das sie je geschrieben hatte. Das sagte sie sich jedes
Jahr, und jedes Jahr spürte sie, daß es ihr im Augenblick einfach gar nichts
ausmachte.
Am Tor der Standishs bog sie
ein, und Angela kam aus dem Haus, noch entzückter als sonst, sie zu sehen, weil
Wyngate Millar ihr eben mit großem Nachdruck und zu ihrem eigenen Besten einen
Vortrag über die Notwendigkeit eines intellektuellen Antriebs in jedem Leben
hielt. Der Vortrag dauerte nun schon mehr als eine Stunde.
»Das ist das erstemal seit
Tagen, daß ich Sie wiedersehe. Und Sie sehen so zufrieden aus. Ist das Buch
fertig?«
»Ja. Fertig und abgeschickt und
zu den Akten gelegt.«
»Kommen Sie doch herein. Wyn
Millar ist hier; ich glaube, Sie kennen ihn noch nicht. Sie waren ja tagelang
nicht ansprechbar.«
Sie machte die beiden miteinander
bekannt, aber Dr. Millar war nicht sehr herzlich. Das mußte wohl die ältliche
Jungfer sein, die diese unbedeutenden Romane schrieb. Sie sah aus, als
beabsichtigte sie, hierzubleiben, gerade jetzt, wo er einmal die schwer faßbare
Angela für sich hatte.
»Sie beide sollten viel
gemeinsam haben«, sagte Angela, wobei ihre Augen boshaft blitzten. »Wyn
schreibt auch. Natürlich keine Romane, aber Gedichte und Kritiken und
literarische Artikel; nicht wahr, Wyn?«
Das war ganz bewußt
herausfordernd, und das Glitzern in ihren Augen beseitigte einige von Annas
Befürchtungen. Es hatte ihr nicht gefallen, was sie von dem literarischen
Freund aus Angelas Vergangenheit gehört hatte, der sie so gut zu kennen schien
und ein ziemlich eingebildeter, angeberischer Mensch sein mußte. Das war Nicks
Auffassung. Stephen hingegen sagte nur, daß er in Ordnung zu sein scheine und
viel über Landwirtschaft und Düngemittel wisse; in jeder Hinsicht wohl ein
fähiger Bursche. Das hatte Anna sehr geärgert, aber sie hatte versucht, sich mit
dem Gedanken zu trösten, daß er so nur von einem Rivalen sprechen würde.
Sie lachte über Angelas
Vorstellung. »Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber Mr. Millar wahrscheinlich
nicht. Siehst du, es sind keine literarisch wertvollen Romane, und ich schreibe
nur leichte Sachen, die manche Leute unterhaltsam finden.«
Angela sagte schnell: »Aber sie
sind sehr beliebt. Sie verkaufen sich.«
Der Blick, den Wyn ihr
schenkte, war mitleidig und bedeutete ihr klar: »Oh, das. Wie du nachgelassen
hast! Als ob es darauf ankäme.«
Sie unternahm einen erneuten
Versuch. »Und es ist doch wichtig, die Leute zu unterhalten, findest du nicht,
Wyn? Es ist zur Abwechslung einmal ganz nett, zu verstehen, was man liest, ohne
sich unheimlich anstrengen zu müssen.«
»Es ist gewiß erholsam, wenn
man Erholung wünscht«, sagte er widerwillig.
Anna fügte hinzu: »Sie versucht
nur, uns beide aufzuziehen. Wo ist Max hingegangen?«
Als sie Angelas boshaftes
kleines Gesicht betrachtete, bekam sie plötzlich Mitleid mit dem jungen Mann.
Es war doch nicht seine Schuld, wenn seine Ankunft alle ihre eigenen Pläne über
den Haufen zu werfen drohte. Stephen hatte gesagt, er sei fähig, und sogar Nick
gab zu, daß er, wie die meisten jungen Neuseeländer, viel vom Zelten verstand.
Natürlich machte ihn das noch gefährlicher, aber man wartete auch wohl
vergebens auf den komischen, zerstreuten Professor, wie er in Romanen steht.
Angela sagte: »Er ist auf der
Veranda. Bleiben Sie doch zum Kaffee. Er wird sich so freuen, Sie zu sehen. Er
ist momentan sehr mürrisch und hält nicht mehr viel vom Familienleben.«
»Warum, was ist passiert? Seit
drei Tagen habe ich kaum mit jemandem gesprochen. Sind mir einige Aufregungen
entgangen?«
»Eigentlich nicht. Aber Freddie
war gestern
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