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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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unserem
Tisch verweilten, sagte der Pater: „Sind nächste Woche nicht Prüfungen? Sie
haben bestimmt noch zu arbeiten.“ Ein wenig verlegen verabschiedeten sie sich.
    „Wie kommen Sie voran?“ fragte mich Carroll und nahm
Platz.
    Pelly runzelte die Stirn. „Wir haben uns ein paar
wüste Anschuldigungen gegen die Kirche anhören müssen, insbesondere einen
heftigen Angriff gegen die jungen Männer, die im letzten Jahrzehnt
ausgeschieden sind. Nicht unbedingt das, was man von einer guten Katholikin
erwarten würde.“
    Ich hob protestierend die Hand. „Pater Pelly, ich
bin gar nicht katholisch... Ja, wir treten auf der Stelle. Ich muß mit Derek
Hatfield reden. Mal sehen, ob er mir verrät, wo das FBI den Hebel ansetzt. Sie
müßten feststellen, ob hier bei Ihnen jemand ein geheimes Konto hat. Einer von
den Brüdern etwa, möglicherweise auch meine Tante. Wenn sie sich an den Papieren
vergriffen hätte, dann sicher nicht, um sich zu bereichern. Sie lebt sehr
sparsam. Aber vielleicht wollte sie mit dem Geld eine karitative Einrichtung
unterstützen. Das wäre auch bei jedem von Ihnen denkbar.“
    Rosa als heimliche Wohltäterin - das war eine
Vorstellung, die mir gefiel, wenn auch nichts darauf hindeutete. Ich konnte mir
kaum denken, daß sie sich überhaupt einer Sache mit so viel Selbstlosigkeit
widmen konnte, um dafür zur Diebin zu werden.
    „Pater Pelly, als Finanzbevollmächtigter wissen Sie
vielleicht, ob die Papiere jemals auf ihre Echtheit überprüft worden sind.
Falls das bei der Übergabe nicht geschehen ist, haben Sie sie unter Umständen
bereits als Fälschungen übernommen.“
    Pelly schüttelte den Kopf. „Das ist uns noch nie in
den Sinn gekommen. Kann sein, daß wir zu weltfremd sind, um mit Aktien
umzugehen, aber ich glaube, so etwas tut kein Mensch.“
    Hier mußte ich ihm zustimmen. Ich stellte ihm und Jablonski
noch einige Fragen, doch beide waren nicht besonders entgegenkommend. Pellys
Antworten fielen sogar ausgesprochen frostig aus. Selbst Jablonski war das
nicht entgangen.
    „Weshalb sitzt du auf so einem hohen Roß, Gus? Gut,
sie ist nicht katholisch. Das gilt auch für fünfundachtzig Prozent der
Weltbevölkerung. Es sollte uns eher nachsichtig stimmen.“
    Pelly warf ihm einen kühlen Blick zu, und Carroll
mischte sich ein: „Sparen Sie sich Ihre Kritik bis zum Kapitel auf, Stephen.“
    Pelly erklärte: „Tut mir leid, Miss Warshawski. Ich
wollte Sie nicht kränken. Aber ich mache mir große Sorgen wegen dieser Sache.
Schließlich war ich während der vergangenen acht Jahre Finanzbevollmächtigter.
Und aufgrund meiner Erfahrungen in Südamerika reagiere ich nun einmal
besonders empfindlich auf Kritik an der Kirche und an ihrer Politik.“
    Ich verstand nicht gleich. „Wieso das?“
    Wieder schaltete sich Carroll ein. „Zwei unserer
Priester wurden im letzten Frühjahr in El Salvador erschossen. Die Regierungstruppen
nahmen an, daß sie Rebellen Unterschlupf gewährten.“
    Ich schwieg. So wie ich die Sache sah, steckte die
Kirche bis zum Hals in politischen Machenschaften - ob sie nun die Armen
unterstützte, wie in El Salvador, oder die Regierung, wie in Spanien.
    Jablonski ergriff das Wort. „Du weißt, daß du Unsinn
redest, Gus. Dich regt nur auf, daß die Regierung anders denkt als du. Aber
wenn deine Freunde zum Zuge kommen, hat das Kloster in San Tomas einflußreiche
Verbündete.“ Er wandte sich mir zu. „Das ist auch das Problem mit Leuten wie
Gus und Ihnen, Miss Warshawski. Wenn sie die Kirche auf ihrer Seite haben - ob
sie nun gegen den Rassismus angeht oder die Armut bekämpft -, dann ist alles
in Butter. Aber sobald sie etwas unternimmt, was nicht mit ihrer Überzeugung in
Einklang steht, dann heißt es, sie habe kein Recht zu politischer Betätigung.“
    Carroll unterbrach ihn: „Ich
glaube, wir schweifen zu sehr vom eigentlichen Thema ab. Außerdem entspricht es
nicht gerade den Regeln der Höflichkeit, wenn wir einem Gast beim Essen eine
Predigt halten.“
    Er erhob sich, und wir alle mit ihm. Beim
Hinausgehen sagte Jablonski zu mir: „Nicht böse sein, Miss Warshawski. Mir
imponieren Leute, die ihre Meinung vertreten. Tut mir leid, falls ich Sie
verletzt haben sollte.“
    Zu meiner eigenen Überraschung lächelte ich ihn an. „Überhaupt
nicht böse, Pater. Ich fürchte, ich bin selbst ein bißchen übers Ziel
hinausgeschossen.“
    Er schüttelte mir kurz die Hand und schritt in die
entgegengesetzte Richtung davon. Carroll sagte: „Schön, daß Sie mit

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