Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
Vom Netzwerk:
die Smith 81 Wesson, die sanft gegen
meine Hüfte drückte, gab mir ein beruhigendes Gefühl. „Sie sind noch da? Haben
Sie denn nicht die Polizei gerufen?“
    „Wieso denn ich?“ fragte sie, Triumph in der Stimme.
„Ich dachte, das sei Ihr Problem.“
    „Oh, vielen Dank, Mrs. Climzak. Man braucht Sie
nicht für die Bürgermedaille vorzuschlagen - die kriegen Sie auch so.“
    Ich schob mich an ihr vorbei in ihre Loge, nahm den
Telefonhörer auf und wählte meine Nummer. Sie kreischte hinter meinem Rücken
herum und wollte mich wegziehen, aber ich kümmerte mich nicht um sie. Ich war
heute schon mit einem Erzbischof fertig geworden, da konnte mir doch so eine
alte Schreckschraube nichts anhaben.
    Nach dem fünfzehnten Läuten meldete sich die wohlvertraute
Reibeisenstimme. „Ernesto? Hier ist V.l. Warshawski. Knallst du mich ab, wenn
ich jetzt nach oben komme?“
    „Wo bist du? Wir sitzen hier seit acht.“
    „Tut mir leid. Ich war auf dem religiösen Trip.“
    Er forderte mich auf, in der Halle zu warten. Als
ich aufgelegt hatte, zeterte Mrs. Climzak, daß ihr Mann die Polizei holen
würde, falls ich das Telefon noch einmal anfaßte.
    Ich beugte mich zu ihr und gab ihr einen Schmatz auf
die Backe. „Tatsächlich? Das würden Sie tun? Da oben sind ein paar Gangster,
die mich mitnehmen wollen. Sie könnten mich gerade noch retten, wenn Sie die
Polizei verständigen würden.“
    Sie starrte mich völlig entgeistert an, bevor sie in
die hinteren Regionen entschwand. Ernesto, jeder Zoll ein Wirtschaftsboß, kam
durch die Tür zum Treppenhaus, gefolgt von einer zwielichtigen, dürren Gestalt
in Chauffeursuniform.
    Hätten sie mich umlegen wollen, so hätten sie sich
bestimmt draußen versteckt. Ganz bestimmt. Meine Hände allerdings waren nicht
davon überzeugt - sie fingen an zu schwitzen. Vielleicht zitterten sie sogar.
Zur Vorsicht vergrub ich sie in den Manteltaschen.
    „In deiner Wohnung sieht's aus wie auf dem
Schlachtfeld.“
    „Hätte ich gewußt, daß du kommst, dann hätte ich
aufgeräumt.“
    Er überhörte den Spott. „Da hat jemand was gesucht.
Schlampige Arbeit, wenn du mich fragst.“
    Ich stimmte ihm zu und folgte ihm hinaus in die
kalte Nacht. Die Limousine stand in einer Querstraße. Ernesto und ich setzten
uns auf den Rücksitz - ich diesmal ohne Augenbinde. Ich lehnte mich in die
weichen Polster zurück. Jetzt muß es klappen, redete ich mir zu. Man ließ mich
sicher nicht holen, um an mir wegen Walter Novick Vergeltung zu üben. Das hätten
sie auf der Straße erledigen können.
    In der North Avenue bogen wir auf den Parkplatz
eines Großrestaurants ein. Kein Wunder, daß sie mir nicht die Augen verbunden
hatten. Über dem Eingang prangte ein perlendes Champagnerglas als Neonreklame,
darunter verkündete eine Leuchtschrift: Torfino -
Italienische Speisen und Getränke. Als der Wagen vor dem Eingang hielt, tauchte
aus dem Nichts plötzlich ein Türsteher auf, der uns die Wagentür aufriß. Der
Fahrer empfahl sich mit den heiser geflüsterten Worten: „Ruf mich, wenn du
soweit bist.“
    Ernesto führte mich durch
das leere Lokal in einen Gang hinter der Küche. Ein junger Wachtposten trat von
einer Tür zurück, als er Ernesto kommen sah. Hinter der Tür lag ein Büro, in
dem der Don gerade telefonierte. Ab und zu zog er sanft an seiner dicken Zigarre. Er nickte Ernesto zu und
winkte mich herein.
    Auch dieser Raum war in Rot gehalten - genau wie die
Bibliothek in Pasquales Haus, nur wirkte hier alles billig. Pasquale legte
auf und fragte Ernesto, weshalb er so lange gebraucht habe. Ernesto erklärte
ihm auf italienisch, daß ich erst so spät nach Hause gekommen sei. „Übrigens
interessiert sich noch jemand für Signorina Warshawski. Man hat ihr Apartment
durchsucht, und zwar ziemlich schlampig.“
    „Wer könnte das gewesen sein, Miss Warshawski?“
fragte Pasquale mit ausgesuchter Höflichkeit.
    Ich brauchte einige Sekunden, um mich in dieser Welt
mit ihren ungewöhnlichen Ehrbegriffen zurechtzufinden. „Ich dachte, das wüßten
vielleicht Sie, Don Pasquale. Ich hatte Ihren Gefolgsmann Walter Novick im
Verdacht. Er könnte im Auftrag von Mrs. Paciorek gehandelt haben.“
    Der Don betrachtete aufmerksam die Asche seiner
Zigarre, bevor er sich wieder an Ernesto wandte: „Kennen wir einen Walter
Novick?“
    Ernesto zuckte
geringschätzig die Schultern. „Er hat ein paarmal für Sie den Laufburschen
gespielt. Hängt sich gern an die Rockzipfel der Mächtigen.“
    Pasquale nickte

Weitere Kostenlose Bücher