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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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tot. O'Faolin hat
sich der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht, vorausgesetzt, Novick erkennt
ihn wieder. Leider wird es dann zu spät sein. Morgen um zehn sitzt er nämlich
im Flugzeug nach Rom, und außerhalb von Chicago ist er ein freier Mann.“
    „Und was wird aus der Firmenübernahme?“ Er stürzte
den Whiskey in einem Zug hinunter und goß sich das Glas wieder voll.
    „Vermutlich kann ich da eingreifen.“
    „Und wie?“
    „Es gibt da eine winzige Klausel in den Bestimmungen
der Finanzaufsichtsbehörde. Die hat Xavier vermutlich übersehen.“
    „Verstehe.“ Er kippte den zweiten Drink und schenkte
sich den nächsten ein. Ich hatte keine Lust, zuzusehen, wie er sich betrank.
Unter der Tür wandte ich mich kurz nach ihm um. Er starrte in sein Glas, hatte
aber bemerkt, daß ich gehen wollte. Ohne den Blick zu heben, sagte er: „Sie
behaupten, es gäbe keine Beweise für den Mord an Agnes. Sind Sie da sicher?“
    „Es gibt keine Beweise“, erklärte ich hilflos.
    Er setzte das Glas hart auf den Tisch. „Selbst bei
einem lebensbedrohenden Herzleiden sage ich meinen Patienten immer, wie sie
dran sind. Unter uns: Sind Sie sich sicher in bezug auf Agnes' Tod?“
    Es gab mir einen Stich, als ich sah, daß seine
braunen Augen in Tränen schwammen. „Unter uns: absolut sicher.“
    „Mehr wollte ich nicht wissen. Danke, daß Sie
gekommen sind, Victoria.“
    Mir widerstrebte es, ihn in dieser Verfassung allein
zu lassen. Er übersah meine ausgestreckte Hand, griff nach einer Zeitschrift
und begann zu lesen. Er merkte nicht, daß er sie verkehrt herum hielt.
     
    26
Klar zum Gefecht
     
    Roger erwartete mich im Grillon, einem Restaurant
alten Stils, in dem die Kellner diskret im Hintergrund bleiben, statt einen
alle fünf Minuten zu fragen, ob man auch zufrieden sei. Auf einem Servierwagen
rollten sie eine riesige, rosa gebratene Rinderkeule heran, die sie für uns
tranchierten. Trotz meiner Sorgen und der häßlichen Szene am frühen Abend
fühlte ich mich jetzt recht wohl.
    Roger wirkte aufgekratzt. „Du hast mir Hoffnung
gemacht, V. I. Ich habe dem Vorstand erzählt, daß ich einen Privatdetektiv
beauftragt hätte, der möglicherweise einen Ausweg weiß. Sie waren auf
Einzelheiten scharf, aber nachdem ich selbst nichts wußte, konnte ich natürlich
nichts sagen.“
    Ich lächelte ihm müde zu und griff nach seiner Hand.
Als wir eine Flasche Portwein ausgetrunken und die Rechnung bezahlt hatten, war
es Mitternacht. Roger fragte zögernd, ob er mich nach Hause begleiten dürfe.
Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich würde mich zwar über deine Gesellschaft sehr
freuen, aber mit der Wohnung ist kein Staat zu machen. Außerdem herrscht dort
ein heilloses Durcheinander. Jemand hat bei mir nach einem Schriftstück gesucht
und alles auf den Kopf gestellt. Ich möchte dir das nicht zumuten.“
    „So drücken sich also Amerikanerinnen aus, wenn sie
einem sagen wollen, man soll sich zum Teufel scheren.“ Ich lehnte mich über den
Tisch und küßte ihn. „Wenn ich dich einmal zum Teufel wünschen sollte, dann
sage ich dir das klar und deutlich. Ich glaube, mir fehlt mein Zuhause. Ich
weiß im Augenblick nicht so recht, wo ich hingehöre, und damit muß ich allein
fertig werden.“
    Sein Angebot, mich heimzufahren, nahm ich jedoch
dankbar an. Es war nach halb zwei, als er mich vor dem Apartmenthaus
absetzte. Er wartete wohlerzogen, bis ich aufgeschlossen hatte. Dann winkte er
mir zu und fuhr davon. Mrs. Climzak kam wutschnaubend auf mich zu, sobald ich
die Eingangshalle betreten hatte. „Sie werden sich nach einer anderen Wohnung
umsehen müssen, Miss Warshawski, oder wie Sie auch immer heißen mögen.“
    „Aber gern, Mrs. Climzak. Das Haus hat was gegen
mich - genau wie umgekehrt. Aber bis Ende der Woche müssen wir's noch
miteinander aushalten.“
    „Das ist kein Witz!“ Sie stampfte mit dem Fuß auf. „Sie
haben Ihr Apartment zerlegt, und mitten in der Nacht gehen bei Ihnen seltsame
Typen ein und aus.“'
    „Ich hab's nicht zerlegt, Mrs. Climzak. Da müssen
Sie sich irren.“
    „Lenken Sie nicht ab! Heute sind wieder zwei Kerle
hier aufgetaucht. Die haben meinen Mann fast zu Tode erschreckt.“
    „Wieso? Haben sie vielleicht um Arbeit nachgesucht?“
    „Sie verschwinden hier bis morgen früh um acht. Und
nehmen Sie die Kerle mit!“
    „Welche Kerle?“ wollte ich gerade fragen, als mir
dämmerte, wovon sie redete. Ich bekam Herzklopfen und wünschte, ich hätte zum
Abendessen nicht soviel getrunken; aber

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