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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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Schulter hinablief und mein Hemd durchnässte.
    Ich schloss die Augen und wartete.
    Eine Sekunde später ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Sara verstummte. Es hörte sich an wie –
    Ein Jagdgewehr?
    Ich öffnete die Augen und schaute unter dem Rand des Panzers hervor. Alles, was ich erkennen konnte, waren Liliths Beine. Sie stand mit dem Rücken zu uns und schaute in Richtung Parkplatz. Dahinter tauchten ein Paar schmutzige Jeans und Arbeitsstiefel auf.
    Lilith trat einen Schritt zurück, wankte und ließ den Koffer los. Sie fiel auf die Seite. Einen Moment später gaben Liliths Beine nach, und sie fiel rücklings in den Schnee. Die Waffe glitt ihr aus der Hand.
    Ich starrte sie an.
    Sara unter mir wimmerte. Ich schaute zu ihr hinunter und fragte: «Alles okay?»
    Sie antwortete nicht.
    Ich versuchte mich aufzurichten, aber mein linker Arm gab unter mir nach, also rollte ich mich auf die Seite und biss die Zähne zusammen, um den Schmerz aushalten zu können. Man hörte nur noch Saras Atem und Schritte im Schnee, die immer näher kamen.
    Wir beobachteten, wie die Arbeitsstiefel neben dem Koffer stehen blieben. Dann hörten wir Butchs Stimme.
    «Kommt raus da.»
    Keiner von uns rührte sich.
    «Wenn ihr nicht tot seid, kommt ihr besser sofort raus da.»
    Ich riss mich zusammen und begann, aus unserem Versteck zu kriechen. Ich hörte, wie Sara die Luft anhielt.
    Als ich hinunterschaute, sah ich Blut im Schnee. Ich befühlte meine Schulter.
    Da war ein Riss in der Haut, wo die Kugel mich gestreift hatte, aber ich konnte kein Einschussloch fühlen. Vermutlich war die Kugel nicht eingedrungen, und obwohl ich stark blutete, wusste ich, dass es viel schlimmer hätte kommen können.
    Ich hatte Glück gehabt.
    Wir krochen ganz heraus und richteten uns auf.
    Butch kniete neben dem Koffer. Er starrte das blutbefleckte Geld an.
    Als er uns sah, zog er den Reißverschluss wieder zu und stand auf.
    Das Gewehr hielt er in Hüfthöhe auf uns gerichtet.
    Ein paar Meter weiter lag Lilith auf der Seite im Schnee. Als Sara sie sah, legte sie erschrocken die Hand auf den Mund und schaute weg.
    Lilith war nicht tot, aber die linke Seite ihres Brustkorbes war von der Achsel bis zur Taille aufgerissen. Der Schnee um sie herum glänzte feucht im Mondlicht. Ich hörte, dass sieredete, aber ihre Stimme war leise, und ich konnte kein Wort verstehen.
    Einen Moment lang rührte sich niemand.
    Butch starrte uns an, dann deutete er auf meine Schulter und sagte: «Sie hat dich erwischt.»
    «Ja.» Meine Stimme war belegt. «Hat sie.»
    Liliths Augen zuckten hin und her, aber sie sahen nichts mehr. Jetzt hatte sie aufgehört zu reden. Tief aus ihrem Hals kamen Geräusche, feucht und würgend.
    Ihre Waffe lag ein paar Meter entfernt im Schnee.
    Wenn ich mich schnell genug bewegen würde   …
    «Das ist alles eure verdammte Schuld», sagte Butch. «Ihr beide habt hier diese ganze Scheiße angeschleppt.»
    Sara lehnte sich an mich und weinte.
    «Zack war ein menschliches Wrack, aber er war der einzige Verwandte, den ich noch hatte.» Er blickte auf Lilith hinunter. «Jetzt ist er tot.»
    Ich machte einen halben Schritt auf den Revolver zu.
    Butch schien es nicht zu bemerken.
    «Gott verdammt nochmal, ich hab in meinem ganzen Leben noch nie jemanden umgebracht», sagte er. «Nicht mal im Krieg. Darauf bin ich immer stolz gewesen.»
    Ich machte einen weiteren Schritt, aber diesmal sah Butch mich und hob das Gewehr in Schulterhöhe.
    Sara kreischte und grub die Fingernägel in meinen Arm.
    Ich hob beschwichtigend die Hände und sagte: «Stopp, das müssen Sie nicht tun.»
    Butch spähte den Doppellauf seines Gewehrs entlang und fixierte mich: «Ich habe keine andere Wahl.»
    «Man hat immer die Wahl.»
    «Diesmal nicht», sagte Butch. «Zwei Leichen mehr oder weniger machen absolut keinen Unterschied.»
    «Nein, wir könnten einfach von hier weggehen», sagte ich. «Wir sagen einfach niemandem ein Wort darüber.»
    Butch schüttelte den Kopf. «Das wäre das Einfachste für euch, oder? Ihr habt niemanden umgebracht und wollt jetzt einfach so abhauen, und ich muss ins Gefängnis.»
    Lilith hustete, und Sara ließ meinen Arm los.
    Ich stellte mich zwischen Butch und sie.
    «Sie müssen gar nicht ins Gefängnis», sagte ich. «Wenn wir nichts verraten.»
    «Ich kann’s nicht riskieren.»
    Wir schauten uns einen Moment lang schweigend an, dann deutete ich auf das Gewehr und sagte: «Sie haben nur noch eine Schrotpatrone dadrin. Sie müssen aber

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