Frost
aber als ich erst mal saß, fühlte ich mich nicht mehr ganz so schlecht.
Sara wandte sich an Zack und fragte: «Was zum Teufel ist eigentlich mit dir los?»
Zack achtete nicht auf sie. «Wo ist es?»
Ich hörte, dass Megan sich im Badezimmer zu schaffen machte. Als sie wieder herauskam, hielt sie einen feuchten Waschlappen in den Händen. Sie reichte ihn mir, schaute dann zu Zack hoch und fragte: «Wo ist was?»
Ich begann mit dem Waschlappen meinen Kopf abzutupfen, aber Sara nahm ihn mir aus der Hand und wischte mir vorsichtig das Blut ab. Sie weinte immer noch, aber ihre Augen wirkten ganz klar.
«Das Geld», sagte Zack. «Wo ist es?»
Megan sah von mir zu Sara und schüttelte den Kopf.
«Ich weiß überhaupt nicht, wovon zum Teufel du sprichst, ich schwöre.»
Sie sah an ihm vorbei. «Wo ist Caroline? Warum bist du …»
Zack drehte sich um und schlug zu.
Seine Faust traf Megans Kiefer, hart und stabil.
Sie fiel nach hinten und landete auf dem Fußboden neben dem Bett.
Ich versuchte, mich aufzurichten.
Sara packte meinen Arm und zog mich zurück.
«Nate, nicht.»
Zack schaute uns an und lächelte. «Ihr spielt hier alle ein verdammtes Spiel, was? Tja, ich weiß, was ihr da tut, und ich werde nicht darauf reinfallen. Ihr habt es doch hier irgendwo.»
Er ging zur anderen Seite des Zimmers, öffnete Schubladen und warf Stühle um. Dabei murmelte er ununterbrochen vor sich hin.
Ich flüsterte Sara zu: «Ist es hier?»
Sie nickte. «Es tut mir leid. Sie hat mich dazu gebracht.»
Zack knallte eine Schublade zu und drehte sich dann um, um unter dem Bett nachzuschauen. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er Syls schwarzen Koffer in der Hand. Er stellte ihn auf die Kommode und schaute uns an. «Das ist es, oder?»
Wir schwiegen.
Zack zog den Reißverschluss auf und öffnete ihn.
Einen Moment lang stand er nur so da, dann sagte er: «Hei lige Scheiße.»
Sara griff nach meiner Hand. «Nate?»
Megan hatte sich neben dem Bett aufgesetzt. Sie machte sanfte Klickgeräusche in ihrem Hals und wirkte komplett desinteressiert an den Vorgängen um sie herum. Ihr Kiefer war hochrot und geschwollen. Ein dünnes blutiges Rinnsal lief an ihrem Kinn herunter und tropfte auf ihr Shirt. Sie bemerkte es und berührte ihre Lippe mit den Fingerspitzen.
«Megan?»
Sie schaute nicht auf.
Ich wollte zu ihr, aber Sara packte mich erneut und wollte nicht loslassen.
Aber ich zog meinen Arm aus ihrem Griff und sagte: «Ich muss nachsehen, ob sie okay ist …»
Sara schüttelte den Kopf.
«Das ist nicht Megan.»
Zuerst verstand ich nicht. Aber dann erkannte ich, dass sich etwas in ihrem Blick verändert hatte. Meine Haut fühlte sich plötzlich ganz kalt an.
«Lilith?»
Sie schaute auf, und ich wusste es.
Syl hatte nicht phantasiert. Er hatte versucht, es mir zu sagen, aber ich hatte nicht zugehört. Die durchsuchten Zimmer, die gebrochenen Finger, all das.
Ich wollte es einfach nicht glauben.
Sara drückte meine Hand und fragte: «Kannst du rennen?»
Ich nickte und hoffte, dass das auch stimmte. Ich fühlte mich kräftig genug, aber das konnte sich ändern, sobald ich aufstand.
«Sei bereit», sagte sie.
Ich rief mir ins Gedächtnis, was Syl gesagt hatte, und verfluchte mich dafür, dass ich so dumm gewesen war, nichts davon ernst zu nehmen.
Ich hätte es wissen müssen.
Zack stand immer noch über den Koffer gebeugt und ließ seine Hand über das Geld gleiten. Megan griff unter das Kissen und zog eine Waffe hervor.
Ich konnte gerade noch den Schalldämpfer erkennen und denken: «Genau wie Syls», als sie auch schon auf den Beinen war und schoss.
Obwohl ich es hatte kommen sehen, war ich nicht darauf vorbereitet, wie schnell sie sich bewegte.
Die erste Kugel kam mit einem Flüstern und erwischte Zacks linke Gesichtshälfte. Sie riss ein großes Stück Wange heraus und ließ das Blut auf den Koffer und das Geld spritzen. Irgendetwas knallte gegen die Wand und fiel dann vor Zacks Füße. Zwei zerbrochene und blutige Zähne lagen auf dem dünnen Motelteppich.
Ich konnte den Blick nicht abwenden.
Die nächste Kugel hätte ihn in den Kopf getroffen, aber Zack ließ sich fallen und hastete geduckt zum Badezimmer. Die Wand über ihm explodierte in einer Wolke aus Putzstücken und Staub, die alles um uns herum weiß färbte.
Sara nahm meine Hand und zog mich zur offenen Tür. Megan tat nichts, um uns daran zu hindern. Sie war voll auf Zack konzentriert.
Dann waren wir draußen und rannten durch den
Weitere Kostenlose Bücher