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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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was
sie fand, hechtete an der Hügelseite vorbei auf die Schatten, auf den giftigen
Müll zu.
    Hinter ihr traf eine Kugel einen Lastwagenreifen, und die Luft
entwich mit einem ächzenden Laut. Chey zuckte zusammen und verfehlte eine
Stange. Ihr Körper rollte weiter, und sie rutschte, fand auf dem nachgiebigen
Erzschutt keinen Halt. Sie stürzte, rutschte, fiel in Zeitlupe den Hügel
hinunter. Plötzlich war es ihr nicht mehr
gleichgültig, ob sie im Wasser landete. Dort unten würde sie langsamer
werden, nicht fliehen können. Ihre Hand schoss vor und griff nach dem Außenspiegel des auf dem Rücken liegenden Lastwagens, einem
rechteckigen langen Schatten mit Glassplittern, die sie anfunkelten. Die Füße
rutschten ihr unter dem Körper weg, und sie baumelte an den Armen über dem
Nichts. Ihr schwächerer linker Arm zuckte, als er ihr Gewicht zu halten
versuchte. Die Finger lösten sich, und sie pendelte an der rechten Hand hin und
her, und dieser Arm fühlte sich ebenfalls ziemlich schwach an.
    Sie hörte Balfour nicht, aber sie wusste, dass er nicht allzu weit
hinter ihr war.

57   Cheys Arm ermüdete erschreckend rasch. Lange
würde er ihr Gewicht nicht halten können. Sie warf einen Blick in die
Tiefe – drei Meter bis zum Schlamm und
zu den Steinen, die vermutlich unter der Wasseroberfläche lauerten. Wild
trat sie um sich, suchte nach einem Halt, den es vermutlich gar nicht gab. Ihre
Füße prallten gegen die Seite des umgekippten Lastwagens. Vielleicht … falls
sie sie in das heruntergelassene Fahrerfenster
schieben konnte … vielleicht gelang es ihr dann …
    Der Wagen grollte, als wäre er wieder zum Leben erwacht. Über Chey
waren polternde Schritte zu hören, und sie wusste, dass Balfour auf das Wrack
geklettert war. Plötzlich verharrte er, als der Lastwagen nach vorn kippte. Man
hatte ihn einfach auf dem anderen Schrott abgeladen, ohne einen Gedanken an
Gleichgewicht oder Stabilität zu verschwenden. Nach der langen Ruhe zu vieler
Winter schaukelte er auf seinem Fundament.
    Mit einem lang gezogenen Ächzen, als würde Metall in kleine Stücke gerissen, tat der Wagen einen
Satz, ein paar Zentimeter vorwärts. Die Bewegung reichte, um Chey noch
mehr Schwung zu verleihen. Sie klammerte sich an den Außenspiegel, wusste aber,
dass ihr nur Sekunden blieben, bevor sie loslassen musste. Ihre Handfläche und
sämtliche Fingergelenke brannten bereits. Blindlings griff sie mit der linken
Hand um sich, auf der Suche nach irgendeinem Halt.
    Eine letzte Anstrengung. Sie brachte die Beine in die Höhe, als
hinge sie an einem Trapez, und schwang sich dem Lastwagenfenster entgegen. Ihre
Füße tauchten in die Dunkelheit ein, gefolgt vom unteren Teil ihres Körpers.
Ihre Hand ließ ohne Vorwarnung los, und beinahe wäre sie gestürzt, aber sie
spannte die Beine an und rutschte – wie eine Maus in ihr Loch – in
das Fahrerhaus des Lastwagens.
    Der Wagen ächzte und rutschte wieder vorwärts, glitt einen
Millimeter nach dem anderen nach vorn, und jede Bewegung schickte Steine und
Müll mit prasselndem Getöse in die Tiefe. Dann hörte es auf. War Balfour noch
immer oben und klammerte sich fest, als ginge es um sein Leben? Mit Sicherheit!
    Verglichen mit der Welt da draußen, war es im Fahrerhaus fast schon
warm. Abgesehen von einem langen diagonalen Riss war die Windschutzscheibe heil
geblieben. Deshalb war die Luft im Innern abgestanden und stank nach Moder.
Einst war der Lastwagen mit Ledersitzen ausgestattet gewesen, aber die waren
verrottet. Und so lag Chey auf dem Dach der Kabine und starrte auf scharfe
Sprungfedern, die auf sie gerichtet waren wie zum Zubeißen bereite Schlangen.
Aus ihrer Lage wirkten das sich abschälende und gesprungene Lenkrad, die
Kupplung und die Armaturen irgendwie falsch, aber sie hatte keine Zeit, darüber
nachzudenken. Mit weit aufgerissenem Mund lag sie keuchend da und versuchte
nicht allzu viel Lärm zu machen.
    In diesem Moment wäre sie nie hochgekommen, hätte sich nicht einmal
von der Stelle bewegen können, wenn Balfour mit seinem Gewehr und seinem
Silbermesser zu ihr hereingeklettert wäre.
    Langsam kam sie wieder zu Kräften. Sehr langsam. Der Wagen bewegte
sich nicht mehr – vielleicht hatte er so etwas wie ein Gleichgewicht
gefunden. Über ihr polterten Schritte. Balfour musste Stiefel mit Stahlkappen
tragen. Der erste Schritt klang beinahe zögernd, als sei er sich über seinen
Halt unsicher. Dann ging er weiter, kam unablässig immer näher. Irgendwie fand
Chey

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