Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
Glasscherben knirschten unter ihren Schuhen. Ich zerschlug die nächste Vitrine, in der ein Schwert mit einem matten, bronzenen Heft lag. Eine nach der anderen zerschlug ich mit Vic die Vitrinen, während Daphne, Carson und Logan sich die Waffen darin schnappten, genauso wie jede Waffe von der Wand, die sie erreichen konnten, und noch ein paar von den Wachsfiguren. Dann trafen wir uns in der Mitte des Raums und sortierten, was wir hatten.
»Wir müssen zusammenbleiben und von Anfang an eine geschlossene Front bilden«, sagte Carson, der in einer Hand einen Kampfstab hielt, während er mit der anderen das Elfenbeinhorn und ein paar Dolche in die Taschen seiner Cargohose stopfte. »Wir müssen zuerst zuschlagen. Sonst überrennen sie uns.«
Daphne warf sich den Köcher mit dem einzelnen Pfeil darin über die Schulter, dann testete sie die Sehne des Onyxbogens. Zufrieden biss sie sich auf die Lippe, dann sah sie sich hektisch um. Die Luft war erfüllt vom Knistern und Zischen ihrer pinkfarbenen Magiefunken. »Dort drüben, hinter dem Ritter und dem Zenturio. Dort werden uns die Schnitter nicht sofort entdecken, wenn sie reinkommen. Vielleicht kann ich ein paar von ihnen erledigen, bevor sie kapieren, was los ist.«
»Ihr drei tut das«, sagte Logan, während er sich das Schild an den Unterarm band, das er dem Wachsspartaner abgenommen hatte. »Ich verstecke mich dort drüben hinter dem Wikinger. Wenn die Schnitter euch angreifen, kann ich ihnen in den Rücken fallen. Teilen und töten, richtig?«
Ich nickte. Es war ein guter Plan, auch wenn sich mir bei dem Gedanken, dass Logan sich von uns trennte, der Magen zusammenzog. Doch der Spartaner war der beste Kämpfer von Mythos. Er hatte sein gesamtes Leben damit verbracht, für genau so eine Situation zu trainieren – wie wir anderen eigentlich auch.
Wir kletterten auf das Podest und eilten zu dessen hinterstem Ende. Daphne stellte sich zwischen dem Ritter und dem Zenturio auf, sodass sie aussah wie eine weitere, stolze Figur mit dem gespannten Onyxbogen in den Händen. Carson platzierte sich rechts von ihr, ich zu ihrer Linken, sodass wir unseren Bogenschützen flankierten und schützten, wie Trainer Ajax es uns während all der Übungskämpfe im Unterricht beigebracht hatte. Logan glitt auf der anderen Seite des Raums hinter den Wikinger aus Wachs.
»Wir schaffen das, richtig?«, fragte Carson. Die Angst sorgte dafür, dass seine braunen Augen hinter der Brille fast schwarz wirkten.
»Natürlich schaffen wir das.« Ich bemühte mich, locker zu klingen. »Denk nur dran, wie neidisch die anderen Schüler sein werden, wenn wir ihnen erzählen, dass wir uns mit einer Gruppe Schnitter angelegt haben – und gewonnen haben.«
Carson versuchte, meine lahme Aufmunterung mit einem Grinsen zu kommentieren, aber stattdessen zog er nur eine Grimasse. Ich wusste genau, wie er sich fühlte. Ich war mir nicht sicher, ob ich nach dem, was ich eben gesehen hatte, jemals wieder lächeln würde. Es konnte keinen Sieg geben. Nicht heute. Nicht mit all den Verletzten dort draußen.
Nicht bei den vielen Toten.
Daphne blieb still, obwohl sie inzwischen von einer dichten Wolke knisternder Funken umgeben war, was Carson und mir verriet, dass sie genauso viel Angst hatte wie wir. Stattdessen sah die Walküre erst mich, dann den Musikfreak lange an, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die offene Tür. Carson umklammerte seinen Stab und schob die Brille höher auf die Nase, während ich Vics Heft fester packte.
Ich blickte zu Logan. Selbst vom anderen Ende des Raumes aus konnte ich die Erwartung in seinem Gesicht erkennen. Das Gefühl ließ seine Augen glitzern wie Eis in der Sonne. Der Spartaner war bereit für die Schnitter, bereit, all seine Kampffähigkeiten auf die Probe zu stellen. Logan hob einen Daumen in meine Richtung. Seine Selbstsicherheit, sein Glaube an uns und das, was wir vorhatten, sorgte dafür, dass sich mein Magen ein klein wenig beruhigte.
Und damit erwarteten wir die Ankunft der Schnitter.
Kaum eine Minute später betrat der erste Schnitter den Waffenraum. Die Gestalt trug eine schwarze Robe über der Kleidung und schwere schwarze Stiefel, aber wegen ihres breiten Körperbaus hielt ich sie für einen Mann.
Das Beängstigendste an ihm war die Maske.
Das Gesicht des Schnitters war von der Stirn bis zum Hals hinter einer Gummimaske verborgen. Das war schon unheimlich genug, aber nach einem Augenblick verstand ich, dass die Maske ein bestimmtes, schreckliches
Weitere Kostenlose Bücher