Fruehlingsherzen
geht mich etwas an“, erwiderte er knapp.
„Sie arbeiten auch dort?“
„Ich bin der Boss gleich nach Lucy.“
Ally entfuhr ein kleines Ächzen, und sie räusperte sich. „Und was genau tun Sie?“
„Abgesehen davon, dass ich der Hoteldirektorin Bericht erstatte?“ Er schaltete in einen niedrigeren Gang, um eine engeKurve zu nehmen, und zuckte die Achseln. „Alles Mögliche. Ich plane Klettertouren und andere sportliche Aktivitäten, sehe mich nach mehr Land fürs Hotel um und lege neue Pisten und Radwanderwege an, um Weltklasse-Athleten von überallher zu uns zu locken.“
„Das ist wirklich eine ganze Menge.“
„Ich organisiere außerdem alle Wettkämpfe.“
„Oh.“
„Und die Skipatrouille und die neue Radfahrpatrouille unterstehen meiner Aufsicht, genauso wie alle übrigen Mitarbeiter.“
„Also machen Sie alles.“
„Genau.“
„Und was tue ich als Hoteldirektorin?“
Er grinste. „Sie geben mir Anweisungen.“
Ally sah ihn so entsetzt an, dass er fast laut gelacht hätte. „Also können Sie wahrscheinlich auch sehr gut Ski laufen, Rad fahren und so weiter, stimmt’s?“, fragte sie kleinlaut.
„Jeder, der hier arbeitet, ist ein erfahrener Sportler. Das wird von allen Angestellten der Sierra Peak Lodge erwartet.“ Chance sah sie vielsagend an. „Es sei denn, es ist etwas von der Familie gedeichselt worden.“
Ally errötete und kaute auf ihrer Unterlippe. „Lucy hat mich gebeten, zu kommen.“
Das wusste er, hatte aber keine Ahnung, warum es ihn so störte. Und warum Ally ihn so irritierte. „Und jetzt muss ich den Babysitter spielen.“
Ihre Augen blitzten vor Empörung. „Ich brauche keinen Baby sitter.“
„Schön, denn ich möchte keiner sein.“
„Das wird nicht nötig sein.“ Sie machte ihrer jahrelang unterdrückten Wut Luft. „Dieses eine Mal werde ich tun, was ich will und wann ich es will, ohne mir Sorgen darüber zu machen, welcher von meinen Schwestern ich aus einer Patsche helfen muss.“ Sie machte lebhafte Gesten mit den Händen, während sie sprach, und er fragte sich, ob sie auch so temperamentvoll war, wenn sie mit einem Mann ins Bett ging.
„Ich werde zur Abwechslung einmal nur an mich denken.“ Sie nickte heftig, wie um ihren Entschluss zu bekräftigen, und ihre Augen funkelten vor Leidenschaft. „Ich möchte tun, was ich will. Wenn ich barfuß im Gras herumtanzen will, werde ich es tun. Wenn ich den Mond anheulen will, werde ich es tun. Ich werde egoistisch sein, wenn mir danach ist. Ich werde alles tun, was mir in den Sinn kommt.“ Wieder hob sie trotzig das Kinn. „Und zwar ohne Hilfe.“
Die Heftigkeit ihrer Worte, verbunden mit ihrer so offensichtlichen Naivität, erschreckte ihn, und gleichzeitig erregte sie ihn. Und das wiederum irritierte ihn. „Schön.“
„Schön“, wiederholte sie und blieb dann für eine Weile stumm, was Chance sehr gefiel. Er liebte die Stille.
Offenbar war es Ally endlich warm, denn sie hatte aufgehört, die Arme um sich zu schlingen. Es hatte ihm zwar nichts ausgemacht, dass sie gefroren hatte, aber jetzt konnte er all ihre hübschen Rundungen viel ungestörter bewundern.
Wie kam eine prüde Bibliothekarin überhaupt zu einem so hinreißenden Körper?
„Lucy hat wahrscheinlich die meiste Zeit mit Papierkram zu kämpfen“, sagte sie schließlich. „Sie wissen schon, Schreibtischarbeit, stimmt’s?“
Lucy hinter dem Schreibtisch? dachte Chance. Nur wenn man sie an den Sessel fesselte. Lucy und er hatten sich bei ihrer gemeinsamen Arbeit perfekt ergänzt. „Hat sie zufällig erwähnt, warum sie im Krankenhaus liegt?“
„Oh ja.“ Ally schwieg wieder, aber diesmal leider nur für sehr kurze Zeit. „Sie machen also oft gefährliche Dinge?“
Er seufzte. „Werden Sie während der ganzen Fahrt quasseln?“
Sie sah ihn beleidigt an und schloss den Mund einen herrlichen Moment lang. „Ja, ich denke, genau das werde ich tun“, verkündete sie bockig.
„Wunderbar“, murmelte er.
„Ist Ihre Arbeit riskant?“
„Ja, wir hier draußen in der Wildnis lieben die Gefahr.“
„Oh.“ Sie kaute nachdenklich auf der Unterlippe. „Na ja, ich habe schon davon gehört.“
Wie schön. Sie hatte also davon gehört. Er lachte.
Ally lachte nicht. Sie sah entschlossen geradeaus. „Einige Dinge werden sich ändern“, sagte sie leise. „Ich spüre es.“
„Geht es um Ihren Entschluss, egoistisch zu sein?“
„Das ist nicht Ihre Angelegenheit.“
Aha, jetzt ging es ihn also plötzlich nichts mehr
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