Fruehlingsherzen
für Humor nicht ganz verloren hatte.
„Ich hole den Jeep“, sagte er. „Sie warten hier.“ Er wich zurück, als ob sie eine ansteckende Krankheit hätte.
Seltsam, wie viel besser sie sich auf einmal fühlte. Sie hatte diesen so furchtlosen Mann verunsichert.
„Ich werde nur etwa eine Minute fort sein.“ Er sah sie streng an. „Tun Sie nichts Dummes.“
„Keine Sorge.“ Sie putzte sich entschlossen noch einmal die Nase. „Ich habe mein Soll an Dummheiten erfüllt, wenigstens für die nächsten zehn Minuten.“
Er betrachtete sie, als ob er glaubte, sie hätte den Verstand verloren. Und das hatte sie ja wohl auch, denn plötzlich konnte sie es kaum erwarten, sich in ihr neues Leben zu stürzen. Sie zog den Reißverschluss seiner weichen Jacke zu und kuschelte sich in das warme Leder. Ein leichter Zitrusduft hing im Futter undnoch etwas, das typisch für den Mann selber sein musste, und weil der Geruch so angenehm war, sog Ally ihn tief ein.
Die Großstadtpflanze hatte sich schnell wieder im Griff, und für diese Tatsache war Chance unendlich dankbar. Himmel, er hasste es, wenn Frauen weinten. Er kam sich dann immer so hilflos vor, so dumm und schuldbewusst. Obwohl ihn nicht die geringste Schuld traf. Zumindest diesmal nicht.
Ally Wheeler war genau wie Tina. Allys schlanke, zarte Gestalt und ihre offensichtliche Naivität brachten ihm seine Vergangenheit äußerst schmerzlich in Erinnerung.
Was hatte Lucy sich nur dabei gedacht, diese Frau hierherzuholen? Ein klarer Fall von Vetternwirtschaft, dachte er und fragte sich, ob seine beiden älteren Brüder auch daran denken würden, ihm unter die Arme zu greifen, wenn er einmal Hilfe brauchen sollte.
Na schön, er musste zugeben, dass sie es wahrscheinlich tun würden. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie sich nur selten in etwas einig waren.
„Könnten Sie bitte die Heizung anstellen?“
Er warf seinem neuen Boss einen Blick zu. Die Arme um sich geschlungen, saß Miss Wheeler neben ihm in seinem Jeep. Ihre Lippen hatten einen äußerst interessanten Blauton angenommen, und doch hatte sie trotzig das Kinn vorgeschoben. Vielleicht würde ihr ja so kalt werden, dass sie gleich wieder nach Hause fahren wollte. Der Gedanke hob seine Stimmung.
„Es ist warm genug hier drinnen“, entgegnete er.
Ally beugte sich vor, stellte die Heizung an und seufzte erleichtert, als sie warme Luft an ihren Beinen spürte.
Chance schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die Straße. „Sie werden den Winter hier nicht mögen.“
„Keine Angst. So lange werde ich nicht bleiben.“ Ihre Zähne klapperten. „Nicht, dass Sie das etwas angeht.“
Nur eine Frau konnte in einem Moment ängstlich sein und im nächsten plötzlich ärgerlich. „Alles, was Sie während Ihres Aufenthalts hier tun, geht mich etwas an.“ Und das gefiel ihmsicher nicht mehr als ihr. Das Letzte, was ihm gefehlt hatte, war die Verantwortung für ein zartbesaitetes kleines Persönchen zu tragen, das schon bei fünfzehn Grad über null zu frieren anfing.
Sie sah ihn mit ihren ausdrucksvollen Augen an, die die Farbe eines grauen Himmels bei stürmischem Wetter hatten, und ihm wurde klar, dass er ihr bis jetzt nur flüchtig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ihr windzerzaustes honigblondes Haar umgab ihr Gesicht in unordentlichen Strähnen. Ihr hübscher Körper mit seinen tollen Kurven war sicher ein Pluspunkt, trotz ihrer seltsamen Angewohnheit, die Schultern hochzuziehen, als ob sie versuchte, sich unsichtbar zu machen.
Sie war nicht sein Typ. Er mochte es, wenn eine Frau keine Zurückhaltung an den Tag legte, erfahren war und so wild war wie die Landschaft von Wyoming. Oh, und natürlich auch unverhohlen sinnlich. Eine Frau, die ihm gefiel, musste sich in ihrem Körper wohlfühlen. Die nervöse kleine Ally besaß keine einzige dieser Eigenschaften.
„Und warum?“, fragte sie.
Chance hatte den Faden verloren. Er löste den Blick von ihren Brüsten und sah ihr in die Augen. „Warum was?“
Sie verzog verärgert den Mund und verschränkte unwillkürlich die Arme, was Chance amüsierte, da dadurch ihre Brüste hochgeschoben wurden und sie ihm noch mehr Kurven zum Bewundern bot.
„Warum geht es Sie etwas an, was ich tue?“, wiederholte sie.
Was hatte Lucy noch mal von ihm verlangt? „Pass gut auf Ally auf. Du bist für ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden verantwortlich.“ Zum Teufel! Er vergaß Allys Brüste und verspürte nur noch Ärger. „Alles, was sich am Sierra Peak tut,
Weitere Kostenlose Bücher