Fruehlingsherzen
an.
„Verdammt!“, stieß er hervor und wich mit finsterer Miene vor ihr zurück, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.
„Was …“ Ally musste sich räuspern, um sprechen zu können. „Was war das?“
„Nichts. Nur ein Kuss.“
Sie sollte froh sein, dass sie das geklärt hatten, weil sie schon geglaubt hatte, dass es sehr viel mehr als nur ein Kuss gewesen war. Was sehr, sehr schlecht war, denn es war nicht nur ihr Körper, der sich jetzt nach mehr sehnte. Nein, auch ihr Herz tat weh. Und das machte ihr Angst.
„Ich muss mich von dir fernhalten“, erklärte Chance grimmig. „Ich bin entschlossen, die Hände von dir zu lassen.“
„Nun, du bist nicht sehr gut darin.“
„Ich werde mir zukünftig größere Mühe geben.“
„Gut, weil …“ Es schnürte ihr die Kehle zu, ihn auch nur anzusehen, denn sie begehrte ihn nun mal. Und er begehrte sie auch, das wusste sie. Aber er wollte sie nicht begehren, und dastat wirklich weh. Warum nur sträubte er sich so gegen seine eigenen Gefühle?
Plötzlich fehlte ihr ihr ruhiges früheres Leben. Na schön, so ruhig war es vielleicht gar nicht gewesen, und ihr war es nur nicht aufgefallen, weil sie so damit beschäftigt gewesen war, die Probleme anderer Menschen zu lösen. Aber wenigstens war sie nicht so unglücklich gewesen wie jetzt. „Ich möchte mein altes Leben zurückhaben“, flüsterte sie.
Chance nickte knapp. „Dann hol es dir doch.“
So einfach war das. Warum fiel es ihr dann so schwer?
10. KAPITEL
I ch möchte mein altes Leben zurückhaben.“ Diese Worte gingen Chance im Kopf herum, während er Ally den Berg hinauffolgte. Wenigstens wusste sie, dass sie nicht hierhergehörte. Vom ersten Augenblick an, als sie das Flugzeug verlassen hatte und ihn mit ihren großen grauen Augen angesehen hatte, hatte sie seinen inneren Frieden bedroht.
Sie waren jetzt recht weit oben angekommen und am Rande der Fläche, wo das Feuer am meisten Schaden angerichtet hatte. Es knackten keine Zweige mehr unter ihren Füßen, stattdessen traten sie auf Asche und harte schwarze Erde. Es war unheimlich und traurig.
Chance sah sich mit einem tiefen Seufzer um, bevor er weiterging. „Ich habe keine Ahnung, was du zu finden hoffst.“
Ally, ebenso ernüchtert und betroffen von dem Anblick wie Chance, ging einfach weiter und schaute sich suchend um, wobei sie ihn wohlweislich ignorierte. Was gar nicht so schlecht war, wenn er es recht bedachte. Solange sie nicht mit ihm redete und ihn nicht ansah, konnte sie ihn auch nicht an den Rand der Verzweiflung bringen.
Sie ging mit hoch erhobenem Kopf weiter, die Schultern gestrafft, den Blick auf ihre Umgebung gerichtet. Hatte er sie wirklich einmal für schwach und zerbrechlich gehalten?
„Oh Chance!“, rief sie plötzlich. „Sieh dir den Baum hier an!“
Er war nicht verbrannt worden. Das Feuer hatte eine Fläche von etwa zehn Quadratmetern verschont. Ein kleines Wunder.
Allys Interesse galt einer riesigen alten Kiefer. In Schulterhöhe hatte jemand die Rinde entfernt und auf das glatte Holz darunter die Initialen B. H. + M. M. eingeritzt und mit einem Herz umgeben.
„Brian“, flüsterte Ally. Sie wies auf einen blauen Schal, der über den Initialen am Baum angebracht worden war. „Brian Hall.“ Sie wirbelte glücklich im Kreis herum und lachte. Im nächsten Moment warf sie sich Chance in die Arme und drückte ihn fest an sich.
Sie war so weich und duftete so wundervoll, und sein Körper reagierte schnell und heftig.
„Ist das nicht toll, dass ich tatsächlich etwas gefunden habe?“, flüsterte sie und gab Chance frei. Aber als sie seinen sehnsüchtigen, hungrigen Blick sah, verschwand ihr Lächeln. Schüchtern sagte sie: „Hier müssen Brian und seine Freundin sich getroffen haben.“
„Das ist nur deine Vermutung.“
„Nein, sieh doch. Es hat vor zwei Tagen geregnet, und doch ist Brians Schal vollkommen trocken und sauber. Und das bedeutet, dass er ihn erst kürzlich hergebracht haben muss, oder? Vielleicht sogar am Tag des Feuers. Dieses Mädchen, wer immer M. M. auch ist, kann Brian ein Alibi geben.“
„Vielleicht.“
„Wahrscheinlich“, verbesserte sie ihn.
„Kein schlechtes Versteck“, stellte Chance fest. Einige dichte Büsche, die vom Feuer verschont geblieben waren, gaben einen perfekten Schutz ab vor neugierigen Blicken. Chance konnte sich gut vorstellen, Ally gegen einen Baum zu pressen, sie ganz langsam auszuziehen und sich dann zwischen ihre glatten Schenkel zu
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