Frühstück um sechs
Verlangen zu kichern ergriff mich.
»War
er denn etwa auf dem Weg zu uns?« fragte ich matt.
»Davon
weiß ich nichts, aber auf der Straße nach Ihrer Farm ist er gewesen, mit dem
Motorrad. Jemand hat erzählt, er sei ein paar Meilen vor Ihrer Farm gestürzt
und würde vielleicht zu Ihnen kommen, um sich zu säubern. — Wie er aussieht?
Ach, wie viele andere junge Leute, ziemlich groß und robust. — Schön, rufen sie
uns bitte an, wenn Sie von ihm hören.«
Als
ich mich wieder gefaßt hatte, sagte ich zu Larry: »Kein Wunder, daß er dich für
leicht bekloppt hielt.«
Sie
wurde ziemlich böse. »Und es war das letzte Stück Fleisch, das ich im Hause
hatte! Na, Hauptsache ist, wir lassen nichts davon verlauten. Wenn das nämlich ‘rumkommt,
werde ich ewig damit gehänselt, Nicht mal unseren Männern werden wir’s
erzählen.«
Aber
die erzählten es natürlich uns, gleich am nächsten Tage, nachdem sie durch Tiri
gekommen waren. Der entflohene Gefangene war meilenweit von uns verhaftet
worden, aber den Pfarrer hatte sein Erlebnis ganz überwältigt. Er hatte es in
seiner Predigt, umschrieben zwar, aber deutlich genug, hervorgehoben und
gesagt, welche Freude es ihm gemacht habe, zu erfahren, daß der Geist
christlicher Barmherzigkeit in der Gemeinde so lebendig sei. Der Colonel soll
in helle Wut geraten sein.
Paul
sagte nur: »Ihr zwei werdet euch noch mal in Deubelsküche bringen, euch fehlt
es an genügender Beschäftigung.«
Ich
blickte nach dem Berg Geschirr im Ausguß und dann nach dem vollen Wäschekorb,
der aufs Plätten wartete. Auch mit der Gartenarbeit hatte ich angefangen, und
Paul hatte mich, da diese Woche im Laden kein Brot angekommen war, in der Kunst
des Brotbackens unterrichtet. Er folgte jetzt meinen Blicken.
»Nicht
genug zum Nachdenken habt ihr, das meinte ich«, sagte er energisch. »Hier im
Hinterland haben die Frauen zuviel freie Zeit, nicht genug geistige Anregungen.
Ich habe schon immer gesagt, Larry müßte ein Hobby haben.«
Anscheinend
wollte er auch für mich eins finden. Meine Sache stand schlecht. Plötzlich kam
ihm die Erleuchtung: »Warum machst du eigentlich nicht mit deiner Schriftstellerei
weiter? Vielleicht bringst du es sogar zu einem Buch?«
Ich
antwortete nicht, sondern begann den Brotteig zu kneten.
5
Nach
dem Schafbaden schienen sich gewisse Aussichten auf eine Pause in der
Landarbeit zu eröffnen. Jetzt hielt ich die Gelegenheit für günstig, das Haus
in Ordnung zu bringen. Natürlich war es sauber und sah mit den neuen Möbeln
ganz anders aus als vorher, doch so vieles mußte noch getan werden, in einigen
Zimmern war die Tapete verblichen und ziemlich schmutzig. Vom Holz war die Farbe
abgeblättert. Ich trug Paul vor, was ich plante. »Hast du sehr viel zu tun,
Liebling?«
Er
maß mich mit dem wachsamen Blick, den jeder Mann seiner Frau zuwirft, wenn sie
diese Frage stellt. Wie ein Raubtier, das Gefahr wittert. Später war ich über
die Bedeutung dieses Blickes keinen Moment mehr im Zweifel.
»Es
gibt immer eine Menge notwendiger Arbeiten. An den Weidezäunen zum Beispiel.
Buschholz muß geschnitten werden, und nächste Woche soll der Kunstdünger
hiersein, und dann...«
Ich
fand es richtig, jetzt dazwischenzufahren: »Selbstverständlich, ich weiß, daß
es immer Arbeit gibt, wenn man sich welche sucht.«
»Da
brauche ich nicht erst lange zu suchen. Wir müßten nämlich auch...«
Taktvolle
Andeutungen schienen bei Paul nicht zu verfangen, daher probierte ich es mit
einem Frontalangriff. »Ich möchte aber gern im Haus so einiges gemacht haben.«
»Im
Hause?« Er war ehrlich erstaunt. »Was sollte denn da nicht in Ordnung sein?«
Jetzt
war Vorsicht geboten. »Ach, in Ordnung ist es ja, streng genommen. Auch das Altmodische
hier gefällt mir, und ich liebe es, wie es ist.«
Paul
legte mir den Arm um die Schulter. Ich war auf dem richtigen Wege — nun also
den überraschenden Vorstoß!
»Es
wäre aber doch nett, wenn wir es innen ein bißchen auffrischten. Schließlich
hast du hier drei Jahre als Junggeselle gewohnt und mir doch gesagt, daß die
Leute, die vorher das Haus hatten, nichts erneuert haben. Die Tapete hier ist
doch eigentlich schauderhaft, und die im Eßzimmer ist ganz verschossen und
fleckig vom Regen, der bei offenen Fenstern hereingeschlagen war. Ich weiß, daß
wir beide zusammen ein Zimmer ebenso gut tapezieren können wie ein Fachmann. Es
kommt nur darauf an, die Tapeten zu kaufen, und ich dachte, wir könnten dazu
ein
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