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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aber sie hatten
die Körbe schon voll und stiegen in ihren Wagen, ehe ich hinkam. Und das war
noch nicht alles. Von den Schafböcken, die auf derselben Koppel weiden,
schlüpften auch ein paar durch das offene Tor. Und sämtliche Tiere wären noch ‘rausgelaufen,
hätte ich nicht aufgepaßt.«
    Ich
kicherte, doch Larry blieb vollkommen ernst.
    »Den
Viechern machte das natürlich nichts aus, die liefen einfach los, Daisy hatte
schon eine halbe Meile Vorsprung und machte Kapriolen vor Freude. Ach, ich
hätte die Leute umbringen können! Jedenfalls habe ich die Nummer ihres Autos!«
    »Und
vermutlich hattest du die Pilze für euch selbst haben wollen?«
    »Sehr
richtig! Aber wütend machte mich nur diese Unverschämtheit. Daisy hat ihre
Freiheit in vollen Zügen wahrgenommen. Eine ganze Stunde habe ich gebraucht,
die Tiere wieder auf die Koppel zu kriegen — Spiel und Sport, kann ich dir
sagen —, und die elende Kuh gab abends nicht mal einen Becher voll Milch. — Oh,
solche Leute hasse ich!«
    »Das
ist aber auch wirklich die Höhe! Wenn du ihre Nummer hast, wollen wir morgen
mal sehen, daß wir sie ausfindig machen, dann kannst du ihnen die Leviten
lesen.«
    Als
ich Paul das erzählte, meinte er voller Verständnis: »Ja, so sind manche Leute
aus der Stadt. Möchte wissen, ob es denen behagt, wenn wir uns bei ihnen im
Garten auf den Rasen legen und ihre Blumen abrupfen.«
    Da
ich stets in der Stadt gewohnt habe, leuchtete mir dieser Vergleich ganz gut
ein. Ich glaube, die Leute stehen auf dem Standpunkt, das Land sei für
jedermann da. Ich wußte, daß auch meine Mutter oft Pilze sammelte, ohne zu
fragen, aber Weidetore hatte sie noch nie offengelassen. Was würde sie wohl
empfinden, wenn sie morgens aufwachte und eine Familie vom Lande sich auf ihrem
Tennisplatz breitgemacht hätte?
     
    Als
wir am nächsten Morgen durch den Wald fuhren, berichtete ich Larry, was Paul
gesagt hatte. Sie lachte zuerst, dann sagte sie sinnend: »Du, das ist ein guter
Einfall.« Später sollte ich erfahren, daß dieser Satz ein Gefahrensignal war.
Larry gehörte zu den Leuten, denen gute Einfälle verboten werden müßten.
    Für
Tagesausflüge war sie eine prächtige Begleiterin, zu allem bereit, brennend
interessiert an jedem Einkauf, den ich machte, und bewaffnet mit
Thermosflaschen voll Tee für ein Picknick. Das sei doch viel netter als in den
teuren und zweitklassigen Teestuben in der Stadt, meinte sie.
    »Was
wir essen wollen, kaufen wir uns eben. Fisch und Chips. Das lasse ich von Sam
immer besorgen, und wir essen es unterwegs, wann wir Lust haben.«
    Sam
erzählte mir später, Larry könne einem Picknick nie widerstehen. Leider habe er
diese schreckliche Schwäche vor der Heirat nicht gekannt. Sie würde sogar vor
dem Himmelstor bei Petrus noch ein Picknick machen, sagte er. Vorausgesetzt,
sie käme dorthin.
    In
den Läden hatten wir viel Spaß. Larry, die von den Nachbarn draußen ziemlich
bekrittelt wurde, war in der Stadt beliebt.
    Sie
sah auch so hübsch aus und trat so liebenswürdig auf, daß die Männer sich
förmlich überstürzten, sie zu bedienen. Zu ihren weniger angenehmen Eigenarten
gehörte die Gewohnheit zu flüstern. Sie glaubte dadurch ihren Mitteilungen
einen vertraulichen Charakter zu geben, flüsterte aber so laut und scharf
zischend, daß einem fast die Trommelfelle platzten. Es klang so diskret wie ein
Lautsprecher. Anfangs sprach sie auch im Wagen normal, doch sobald wir die Geschwindigkeits-Höchstgrenze
von 60 Kilometern erreichten, fing sie mit dieser unglaublichen Flüsterei an.
    Im
Eisenwarengeschäft bediente eine reichlich lässige junge Dame, die Tochter des
Besitzers, die uns eine Tapete mit wahrhaft erschreckendem Muster vorlegte.
    »Grausig«,
sagte Larry, als das Mädchen sich kaum einen Meter entfernt hatte. »Einfach
scheußlich. An so einer Tapete würde jeder betrunkene Mann hochzuklettern
versuchen. Kommt für Paul nie in Frage.«
    Da
Paul keineswegs betrunken nach Hause zu kommen und an der Tapete hochzuklettern
pflegte, war mir Larrys Äußerung recht peinlich, besonders weil alle Leute im
Laden sie hörten und mich verstohlen und mitleidig anblickten.
    Es
gab noch eine zweite peinliche Episode, als Larry mich fast gewaltsam in einen
mittelalterlichen Hutladen geschleppt hatte, in dem eine Dame mit blauem Haar
und knallroten Fingernägeln bediente. Kaum steuerte diese Erscheinung auf uns
zu, da flüsterte Larry mit aller Stimmkraft: »Nichts, absolut nichts, außer dem
Ding da

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