Frühstück um sechs
gerade das hatte ich befürchtet!
Ich ging ermattet ins Hotel zurück und überließ es ihr, die Einkäufe zu machen, bis ihre greuliche alte >Prominenz< frei war zum Lunch. Wieder in meinem Zimmer, schloß ich dankbar die Tür ab, fiel aufs Bett und schlief eine Stunde ganz fest. Unendlich erleichtert wachte ich auf. Es war vorüber! — Jetzt hatte ich vor mir nur noch die vergnügten Stunden, und dann konnte ich heimfahren, um Paul zu sagen, daß ich doch kein Versager gewesen war.
Larry kam gegen drei herein, strotzend von Neuigkeiten über den großen Lunch. Es schien zwar nicht ganz so verlaufen zu sein, wie sie sich’s gedacht hatte, doch sie erklärte, das Essen und der Champagner hätten sich auf jeden Fall gelohnt.
»Er sagte, ich sei liebreizend, aber was wäre Liebreiz ohne Klugheit oder Leidenschaft«, schloß sie belustigt kichernd. Das übrige könnte ich mir allein ausdenken.
Der Rest des Tages wurde zum ungetrübten Vergnügen, bis auf eine etwas peinliche Stunde bei Larrys Schwiegermutter. Während der ganzen Stunde mußten wir ihr auseinandersetzen, weshalb wir in einem Hotel abgestiegen waren, anstatt unter ihrem schwiegermütterlichen Dach zu logieren. Nachdem wir ihr endlich entwichen waren, verbrachten wir den weiteren Nachmittag bei Einkäufen, die uns köstlich amüsierten. Ich gab die 15 Pfund, die ich später für >Belinda< bekommen sollte, von meinem Ersparten restlos aus. Um Pauls anscheinend brennenden Wunsch zu erfüllen, kaufte ich mir einen Hut, einen Hut, einen ziemlich billigen, der mir aber gut stand, und für ihn kaufte ich eine hübsche Stockpeitsche und neues Zaumzeug, ganz zu schweigen von einer genaugehenden Taschenuhr. Dann sahen wir uns den Film >Im Dutzend billiger< an, lachten uns müde und gingen schlafen.
Ich hatte für die Rückfahrt einen Besuch beim Arzt in Te Rimu vereinbart und entwetzte Larry, die glücklicherweise zu ihrem Zahnarzt mußte. Der Doktor war heiter und freundlich. Jawohl, ich würde ein Kind bekommen. Ja, ganz recht, Anfang August sei es zu erwarten. Jawohl, ich sei vollkommen gesund und normal, dürfte nur nicht zuviel über die Symptome und meine veränderten Gefühle nachdenken. Zu meiner Überraschung ergänzte er plötzlich: »Leben Sie wie bisher. Wenn Sie Raucherin sind, rauchen Sie, wenn Sie zu trinken gewöhnt sind, trinken Sie.«
Das kam mir erschreckend großzügig vor, und ich hoffte nur, nicht den Eindruck einer eingefleischten Raucherin und Trinkerin gemacht zu haben.
Er wolle mich für eine Klinik vormerken, doch ich müsse einmal monatlich zu ihm kommen. »Auf Wiedersehen! Und vergessen Sie nicht, daß es ein ganz normaler Vorgang ist. Sie brauchen weder Angst zu haben noch besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.«
Also konnte ich jetzt unbesorgt Paul einweihen! Darauf freute ich mich. Ich hatte schon immer bei Romanen meine Freude gehabt, wenn die Heldin ihrem ungläubigen Herrn Gemahl die großartige Neuigkeit zuflüsterte. Sogar die modernsten Männer schienen dann vor Erstaunen sentimental zu werden, redeten von >Wundern<, von ihrem >kleinen Frauchen<, und waren ganz treusorgende Liebe.
Am besten ist, ich sage gleich, daß mein großer Auftritt ohne Wirkung verpuffte. Die Heimkehr war schön. Paul war entzückt, mich wiederzuhaben, und ganz gerührt über die >unerwarteten< Geschenke. Ich rückte mit meiner Neuigkeit erst heraus, als wir Abendbrot gegessen hatten und still im Zwielicht saßen — also in einem recht geeigneten Rahmen. Dann sagte ich, sehr zart, wie offenbar alle werdenden Mütter sprechen: »Paul, ich war auf der Rückfahrt bei Dr. Lake.«
Ich erwartete, daß er sofort aufspringen und mich fragen würde, was los sei. Statt dessen blieb er ruhig sitzen und sagte lässig: »Freue mich, daß du bei ihm warst. Vermutlich bekommst du wirklich ein Kind, ja?«
Ich saß still, stumm vor Enttäuschung. So war mein Geheimnis gar keins gewesen! Überhaupt nahm Paul die Sache viel zu gelassen hin.
Endlich fragte ich ihn, säuerlich lächelnd: »Wie hast du denn das erraten?«
Er lachte, was mich in Wut versetzte. »Mein liebes Kind, ich kenne doch die Tatsachen des Lebens! Einen ganzen Monat hast du nicht mehr geraucht, und du hast erbärmlich ausgesehen.«
Ich hätte den Mann hassen können! »Erbärmlich?« echote ich.
»Ja, erbärmlich wie eine vertrocknete Mohrrübe«, sagte er vergnügt. »Fiel mir zuerst am Abend der Weihnachtsfeier auf. Hätte nicht geglaubt, daß du noch bis zum Schluß durch die
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