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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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so mit ihm leben, wenn dir das lieber ist, aber abbringen kannst du mich von ihm nicht!< Da ist ihm vor Wut beinah eine Ader geplatzt, doch schließlich kam er wieder zu sich; der Panjandrum wird wohl auch wieder zu sich kommen. Oh, Verzeihung für das Wort, aber er benimmt sich doch wie einer, oder nicht?«
    »Sehr richtig«, sagte Anne erbittert, und Paul verstieg sich zu der halblauten Bemerkung: »Wie ein aufgeblasener asiatischer Potentat!« Da mußten alle lachen, sogar Anne stimmte ein. Larry hatte, wie stets, ein Wunder bewirkt, und wir erzählten ihr nun alles.
    »Aber selbstverständlich müssen Sie sofort zu Tim fahren und verlangen, daß er Sie auf der Stelle heiratet — und zwar hinfahren, bevor Ihr Vater zurückkommt. Ich weiß nicht genau, wie’s gemacht wird, aber es muß einen Weg geben, die Trauung rasch zu vollziehen. Wie wäre es sonst wohl den meisten von uns ergangen? Und jetzt wollen wir mal eine Tasse Tee trinken, ich zittere schon vor Aufregung.«
    Paul, dessen Blick gerade auf die Uhr fiel, sprang vom Stuhl. »Herrjeh, das habe ich ja ganz vergessen: Tim kommt in fünf Minuten, um mir bei den kranken Mutterschafen zu helfen!«
    Larry sagte: »Dann will ich Annes Wagen aus dem Gesichtsfeld bringen, sonst kommt Tim, wenn er ihn sieht, ganz stolz herbei und geht traurig wieder fort. Ich fahre ihn hinter den Schuppen, bis Tim im Hause ist. Das Weitere können wir Anne überlassen.«
    Ich lächelte still für mich. Wieder die gleiche alte Strategie! Wer hätte gedacht, daß Larrys und Tantchens Gedanken sich auf derselben Linie bewegten? Larry eilte mit Anne aus dem Zimmer, während Paul voller Abscheu zu mir sagte, die Frauen seien doch alle gleich. Es sei das zweite Mal, daß sie den armen Tim hinters Licht führten.
    »Aber du weißt doch ganz genau, daß davon keine Rede sein kann! Er betet sie ja an. Wir wollen ihn nur vor Unbedachtsamkeit schützen.«
    Über diese alte Ausrede für Einmischung in anderer Leute Angelegenheiten mußten wir beide lachen, doch gleich danach küßte mich Paul, indem er wie zur Verteidigung sagte, die Frauen seien trotzdem raffiniert, kein Mann käme gegen sie auf. Immerhin ging er hinaus, um sich zu überzeugen, daß der Wagen gut versteckt war.
    Alles verlief planmäßig. Als Tims alter Kasten die Steigung heraufgekeucht war, huschte Anne blitzschnell hinaus und saß schon vorne neben ihm, ehe er richtig anhalten konnte. Wir andern beschäftigten uns geziemend in der Küche, wo wir den Tee zubereiteten und uns mit voller Stimmkraft unterhielten, bis die beiden hereinkamen.
    Alles war in Ordnung, das erkannten wir mit einem Blick. Annes Gesicht zeigte uns, daß sie die älteste und rascheste Waffe der Frau gebraucht hatte: Tränen. Jetzt aber lächelte sie und sprach lebhaft über ihre Pläne.
    »Tim ist so dumm in seiner Anständigkeit, er will mich absolut nicht entführen. Da habe ich ihm gesagt, ich würde einfach meinen Wagen vor seine Türe bringen — wie Sie vorgeschlagen hatten, Larry.«
    Tim sagte: »So — Larry? Hatte schon überlegt, wer das wohl ausgeheckt hat. Eigentlich hätte ich’s mir denken können, daß niemand anders als du in Frage kamst.« Lachend gab er allen die Hand und wandte sich wieder Larry zu: »Du hattest gesagt, ich würde meine Bemerkung von neulich zurücknehmen, doch das tue ich nicht, denn tatsächlich hast du die ganze Sache in Gang gebracht, und — ich kann dir gar nicht genug danken.«
    Sicher lag es an meinem Baby — ich hätte plötzlich weinen können. Ich fand die beiden so jung, und Anne strahlte so vor Freude! Als ich aber Pauls ängstlichen Blick bemerkte, sah ich ein, daß sein Bedarf an Frauentränen in den letzten vierundzwanzig Stunden voll gedeckt war. Also nahm ich einen großen Schluck Tee und sagte: »Erzählen Sie uns doch ein bißchen mehr von Ihren Zukunftsplänen.«
    »Hm-m — Tim sagt, ich müßte erst etwas tun, was er einen anderen Wohnsitz erwerben nennt, das heißt, ich soll in den Ort fahren, wo wir heiraten werden und dort einige Tage bleiben. Ich wollte ihn gern gleich mitnehmen, aber das hat er ganz entrüstet abgelehnt. Also werde ich schon heute abfahren, sobald ich ein paar Sachen zusammengepackt habe. Ich fahre allein los und steige nachher in die Eisenbahn um, die mich in eine kleine Stadt bringt, ungefähr hundert Meilen von hier. Tim meint, wir müßten den Ort auch vor euch geheimhalten, weil ihr dann wenigstens schuldlos seid, wenn die Sache ‘rauskommt. Den dortigen Pfarrer

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