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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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festhielt. Wir brauchten seine Hilfe.
    »Ich will Tim nicht verlieren! Er ist so stolz, übertrieben stolz, aber ich lasse von ihm nicht, bloß weil Papa ihn einen — einen Mitgiftjäger genannt hat.«
    Paul machte eine halblaute Bemerkung, und sogar ich war empört.
    »Tim ist ein Mann, wie ich ihn mir wünsche, ich will keinen andern und werde ihn kriegen. Ihr kennt ja seine Art. Er wird sagen, ich müßte ihn aufgeben, aber ich werde mich nicht aufgeben lassen, verstanden! Und ich will auch nicht zehn Jahre warten, bis Papa sich besinnt — ich lasse mich auch von ihm nicht fortschleppen. Von niemand!«
    Paul war ehrlich erschrocken. Ich sah seinem Gesicht an, daß ihn dieses Auftreten der sonst so sanften Anne völlig verwirrte. Doch er redete ihr gut zu, und bald hatten wir von ihr das ganze Ereignis im Zusammenhang erfahren.
    Tim war pflichtgemäß, aber auch nervös, beim Colonel erschienen. Anne hatte natürlich gelauscht, was sogar das besterzogene Mädchen getan hätte. Und kaum hörte sie den Colonel brüllen — ja, regelrecht brüllen —, als sei Tim ein kleiner Rekrut mit schmutzigen Stiefeln, da war sie dummerweise ins Zimmer gestürzt und hatte versucht, Frieden zu stiften. Ihr Vater befahl ihr hinauszugehen, und als sie trotzig dablieb, beendete Tim die peinliche Szene, indem er sich still, aber voll Zorn entfernte.
    Dann hatte der Colonel gesagt: »Bin selbst schuld, weil ich dich in so eine Gegend verpflanzt habe. Ich hätte wissen sollen, daß hier gleich ein mittelloser Bursche hinter deinem Geld her sein würde!«
    Anne hatte bei diesen Worten die Beherrschung verloren und ihn einen elenden Lügner genannt. — Mich freute das. — Er erschrak darüber sehr, nahm sich jedoch zusammen und erklärte ihr: »Wir werden sofort alles verkaufen, und in wenigen Tagen reisen wir ab! Du bist nicht bei Sinnen, bist nicht mehr meine kleine vernünftige Tochter, doch das wirst du wieder, sobald du über dies alles hinwegkommst. Und das mußt du! Du bist minderjährig, kannst nicht ohne meine Einwilligung heiraten — und die bekommst du nie!«
    »Und dann«, sagte Anne sehr entschieden, »dann erklärte ich ihm, ich würde nie wieder seine Tochter sein. Ich gehörte Tim, und nur Tim. Er stand bloß da und starrte mich an, und dann — ja, dann ging ich zu Bett.«
    Ein leises Mitgefühl für den Panjandrum konnte ich nicht verhehlen. Wenn die Liebe auftritt, gelten Eltern nicht mehr viel.
    »Und heute morgen ist er schon um sieben in die Stadt gefahren. Seit gestern abend habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber ich werde Tim heiraten, da mag einer sagen, was er will! Ich brauche auch Papas Zustimmung nicht. Kann ja einfach erklären, ich sei einundzwanzig. Und zwanzig werde ich im nächsten Monat sowieso.«
    Ich war besorgt. Dem Colonel zu trotzen war bestimmt riskant, und wenn sie es so machten, wie Anne wollte, verstießen sie ja gegen das Gesetz. Als ich das jedoch erwähnte, sagte Paul: »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Er wird nichts unter-: nehmen — ein Vater bringt doch so etwas nicht vors Gericht. Wenn es einmal geschehen ist, wird er sich schon damit abfinden.«
    »Ja, aber wie sollen wir es denn machen? Was kann ich tun, damit Tim mich heiratet?«
    Von der Tür her sprach eine Stimme sehr kühl: »Sagen Sie ihm einfach, er soll’s tun. Fahren Sie Ihren Wagen vor seine Haustür, damit ihn jeder sieht, der auf der Straße vorbeikommt. Dann ziehen Sie den Zündschlüssel heraus und verlieren Sie ihn, wodurch Sie glänzend kompromittiert sind. Dann muß er Ihre Ehre wiederherstellen, verstehen Sie? Nur Mut, meine Kleine, die Sache wird noch mächtig Spaß machen!«
    Natürlich war es Larry, die das rief. Sie war zu Pferde gekommen, was keiner gemerkt hatte, bis sie sprach, denn unsere Hunde schlagen bei ihr nicht an. Lustig redete sie weiter. »Entschuldigung, daß ich gehorcht habe, eigentlich habe ich ja nur den letzten Satz aufgefangen, aber ihr habt so laut gesprochen, daß ihr mein Entschuldigungsgemurmel ganz überhört habt. Doch ich kann mir schon denken, was passiert ist.«
    »Oh, Larry, wie froh bin ich, daß Sie hier sind und gehört haben, was ich sagte! Sie werden uns bestimmt helfen, denn Ihnen ist ja vor nichts bange, nicht wahr?«
    »Vor absolut nichts«, antwortete Larry frech. »Als Onkel Richard mich anödete, daß ich Sam nicht heiraten sollte — in Gegenwart eines gräßlichen alten Börsenmaklers —, da habe ich bloß gesagt: >All right, also werde ich einfach

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