Frühstück um sechs
eine Glaswand konnte ich in Larrys >Operationszimmer< schauen, wo die drei jungen Männer jetzt mit verbissenen Gesichtern intensiv tätig waren.
Miss Graham machte mich mit ihnen bekannt und sagte: »Mr. Jackson wird, kurz bevor wir beginnen, eine grüne Lampe einschalten. Behalten Sie ihn im Auge, und fangen Sie sofort an, wenn er Ihnen zunickt. Es wird jetzt nur eine Sprechprobe, nicht so sehr wichtig. Sie brauchen bloß einige Seiten aus Ihrem Manuskript vorzulesen.«
Nun überließ sie mich meinem Schicksal und ging zu den drei Jünglingen nebenan. Es folgten für mich ein paar schmerzliche Minuten, in denen meine Überzeugung wuchs, daß ich 1. den Schlucken kriegen würde, 2. meine Kehle so trocken war, daß ich höchstens ein heiseres Krächzen würde produzieren können, 3. daß ich unbedingt Wasser trinken müsse, und daß 4., wenn ich das täte, das grüne Licht aufleuchten und ich geräuschvoll trinkend auf dem Tonband verewigt werden würde.
So wartete ich, leckte fieberhaft meine trockenen Lippen und wünschte mir, tot zu sein.
Plötzlich ging die grüne Lampe an. Ich richtete meine verglasten, hervortretenden Augen auf den jungen Mann. Der lächelte gemütlich, und schon senkte sich sein Arm. Das gefürchtete Signal! Ich riß den Blick von ihm los und fing an, brachte aber wie erwartet, nur ein schrilles Quieken wie von einem Kaninchen heraus. Verzweifelt kämpfte ich meine Nervosität nieder und fing erneut an, in normalem Ton. Ich las eine Seite und begann mit der zweiten, als überraschend aus einer Ecke des Raumes eine Stimme erklang.
Es war Mr. Jackson, der mich durch einen seiner infernalischen Apparate anredete. »Danke schön, das reicht vorläufig«, sagte er. »Miss Graham kommt gleich zu Ihnen.«
Um mir schonend beizubringen, daß ich versagt hätte, dachte ich. Es mußte ja schiefgegangen sein. Aber wenn auch — Texte für Sendungen schreiben konnte ich immer noch, selbst wenn andere sie vorlesen mußten.
Miss Graham kam lächelnd herein. »Recht gut! Begreiflicherweise waren Sie anfangs nervös. Das nächste Mal geht es glatt, nur ein paar Kleinigkeiten müssen Sie sich merken. Kein Überhasten beim Vortrag. Lassen Sie sich Zeit, natürlich zu sprechen. Rascheln Sie bitte nicht mit den Papieren, denn man soll Sie ja nicht vorlesen, sondern erzählen hören. Ferner achten Sie mehr auf Ihr Atmen, das darf man einfach nicht hören. Vor allen Dingen aber stillsitzen! Sie sind zwar nur wenig hin und her geschwankt, doch das hat genügt, um die Lautstärke zu verändern. Sie verstehen: die Stimme wird dann mal leiser oder lauter, als sie sein soll.«
Ich war ganz verdattert und bat sie, mir das alles noch einmal zu sagen, aber langsam. Dann trank ich einen großen Schluck Wasser und versuchte mir ins Gedächtnis zu prägen: »Nicht hasten, nicht rascheln, nicht bewegen, und — offensichtlich — nicht atmen.« Das kam mir ein bißchen schwierig vor.
Doch so schlimm war es gar nicht, nachdem ich über den Anfang hinaus war. Als ich drei Abschnitte gelesen hatte, trösteten sie mich mit einer Tasse Tee und sagten, sie würden Larry hereinholen. Aber Miss Graham kam sogleich wieder, um mir zu sagen, meine Freundin sei in ein Gespräch mit dem Prominenten vertieft, der jetzt zum erstenmal an diesem Vormittag in guter Laune zu sein schiene; deshalb hätten sie lieber nicht stören wollen. Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, fühlte mich aber doch ein wenig vernachlässigt.
Die letzten drei Aufnahmen gingen glatt vonstatten, und Miss Graham war zufrieden. »Ich bitte Sie, in drei Monaten für die nächste Serie wieder herzukommen. Jetzt wollen wir ein paar von den Aufnahmen abspielen.«
Larry riß sich von dem faszinierten Blick los, mit dem der Prominente sie förmlich umarmte, aber erst nachdem sie versprochen hatte, um 1 Uhr mit ihm in seinem sehr vornehmen Hotel zu speisen. Sie brachte mir das ein wenig zerknirscht bei, doch ich versicherte ihr, ich wolle ja gar nicht unbedingt mit ihr zusammen essen gehen, sondern wünsche mir nichts weiter, als mich in unser Hotel zu begeben und im verdunkelten Zimmer zu liegen.
Vorher aber mußten wir uns noch ein paar von den Aufnahmen anhören. Ich war tief enttäuscht. Meine Stimme klang scheußlich, gespreizt und affektiert, doch die anderen behaupteten, sie klänge genau, als wenn ich direkt mit ihnen spräche — was mich noch mehr deprimierte.
»Immerhin«, sagte Larry boshaft, »diesmal hast du wie eine richtige Dame gesprochen.« Und
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