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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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noch kümmerten wir uns um die sonstigen Versprechen, die wir gegeben hatten. Wir wußten wohl, daß wir eigentlich Sams Mutter besuchen müßten, gingen aber statt dessen lieber ins Kino, wo wir den >Dritten Mann< sahen. Freilich entsprach das nicht meinen Begriffen von einem lustigen Abend, aber es war wenigstens ein guter Film. Schön war auch, nachher durch die Straßen zu schlendern, ein kleines Café noch offen zu finden und gegen halb zwölf langsam zum Hotel zu bummeln, mit dem Gefühl, morgens lange schlafen zu können.
    Doch als es Morgen wurde, wachte ich ganz erschrocken auf, und nicht einmal das Frühstück im Bett konnte mich besänftigen, denn mir ward plötzlich bewußt, daß ich ja an diesem Tage auf Tonband sprechen sollte. Mit schmerzhafter Konzentration begann ich, die Texte meiner >Belinda< zu büffeln, obgleich ich sie fast auswendig konnte. Alle in den letzten Wochen bemerkten unangenehmen Symptome, die ich gestern ganz vergessen hatte, zeigten sich mit voller Wucht wieder. Zwischendurch fühlte ich mich gräßlich elend und grübelte. Meine Geschichten mußten ja Versager werden, es war eine große Dummheit gewesen, sich überhaupt zur Mitarbeit zu verpflichten. Bestimmt blamierte ich mich im Studio. Vielleicht mußte ich mich sogar vor allen Leuten übergeben! Solche Gedanken peinigten mich.
    In diesem Moment kam Larry, schön im kühlen Leinenkostüm, heiter und tatkräftig nach einem guten Frühstück hereinspaziert.
    »Lampenfieber, mein Goldkind«, sagte sie. »Die Arbeit ist gut, und du wirst glänzenden Erfolg haben. Es wird dir gewaltigen Spaß machen. Ich habe schon oft jene geheiligte Pforte betrachtet und mir gewünscht, ins Innere blicken zu dürfen.«
    Ich mußte aufstoßen, so elend war mir. »Ach, wenn du mich nur vertreten könntest, das wäre mir lieber«, sagte ich bedrückt.
    In dieser jammervollen Stimmung stieg ich mit ihr die steile Straße hinauf und kam pünktlich um 10 Uhr an. Kein Mensch schien sich für uns zu interessieren. Eine sehr mondäne Blondine schickte uns in eine andere Abteilung, wo eine schöne, aber gleichgültige Brünette uns noch ein Stück weiter dirigierte, zum >Aufnahme-Warteraum<. Das war ein großer, mit verchromten Möbeln und jungen Intellektuellen gefüllter Raum. Einer erklärte sich bereit, Miss Graham zu suchen, während ich zu einem Sofa wankte und wie verrückt meine >Belinda<-Texte zu repetieren begann. Larry war kein bißchen eingeschüchtert, sie lugte gerade aufgeregt durch die Glaswand ins Nebenzimmer, das sie >Operationszimmer< nannte. Von dort blickten drei junge Männer, die an Plattenspielern und anderen Apparaten hantierten, sie recht interessiert an.
    Es kam uns vor, als müßten wir schrecklich lange warten, und ich hatte furchtbare Angst, daß mir übel werden würde. Lag es an Belinda oder an dem Baby? Im Augenblick erschien mir das nicht sonderlich wichtig.
    Endlich kam Miss Graham, sehr flott und tüchtig.
    »Bedaure, daß Sie warten mußten«, sagte sie, »aber wir haben heute vormittag eine sehr prominente Persönlichkeit hier — Ausländer, Musiker und recht ungeduldig —, also müssen Sie Verständnis haben. Aber jetzt paßt es, wir können Sie einschieben. Sind Sie nervös? Es ist ganz leicht. Stellen Sie sich einfach vor, Sie wären zu Hause und sprächen mit Ihrem Mann.«
    Wie sehr wünschte ich mir jetzt, bei ihm zu sein, meilenweit entfernt von diesen aufdringlich glitzernden, betriebsamen Räumen. Ich erklärte schluckend, ich hätte Angst, es nicht gut zu machen, doch Miss Graham führte mich energisch fort, indem sie Larry entließ mit dem kurzen Hinweis: »Wenn die Aufnahmen fertig sind, dürfen Sie vielleicht einige hören. Inzwischen werden Sie sich ja bestens die Zeit vertreiben können.«
    In diesem Moment machte der höchst prominente Herr ein imposantes Entrée, umgeben von beflissenen Jünglingen nebst einem fahrigen weiblichen Wesen, das einen auffälligen kunstgewerblichen Schal um die Schultern trug. Larry, die den Herrn gespannt beobachtete, sagte zu Miss Graham, sie werde schon allein zurechtkommen. Woran ich kein bißchen zweifelte.
    Wir gingen in einen schalldichten Raum, dessen nüchterne Einrichtung aus einem Stuhl, einem Tisch, einem Aschenbecher und einem Glas Wasser bestand. Über dem Tisch hing ein großes, gräßliches Ding in Form einer Orange, offenbar das Mikrophon. Da zwei Wände des Zimmers aus Glas bestanden, kam ich mir vor wie ein armer, kleiner Goldfisch im Aquarium. Durch die

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