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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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kleinliche Hausfrau werden. Trotzdem betrachtete ich ganz hingerissen das verwandelte Wohnzimmer. Und dann kam der unvermeidliche Wunsch auf: »Paul, laß uns eine Party geben!«
    »Barmherziger! Haben wir nicht eben eine hinter uns?«
    »Ich meine ja eine ganz andere: bloß ihr drei und Larry und ich. Ich möchte doch Tim kennenlernen, der kommt ja heute zurück. Weißt du, keine formelle Geschichte, bloß Abendessen, und um 9 Uhr dürfen sie wieder abschwimmen. Ich würde gar keine Umstände machen, wirklich nicht.«
    »Das hat meine Mutter auch immer gesagt, und dann kochte sie ein Diner mit vier Gängen und war für die nächsten drei Tage erledigt.«
    »Ich verspreche dir, das nicht zu tun. Hätte auch keinen Zweck, sie sind doch deine besten Freunde. Da ich nicht immer große Geschichten machen könnte, will ich’s gar nicht erst anfangen. Wollen wir sie zu Dienstagabend einladen?«
    »Dann muß es aber früh sein, denn am Mittwoch mustern wir schon die Schafe zum Baden aus.«
    Ich eilte ans Telefon, um Larry anzurufen. Als sie Einwände erhob, sie sei eigentlich an der Reihe, sagte ich: »Aber es soll ja gar keine richtige Party sein, wir wollen uns doch nicht gegenseitig große Kosten machen, also bitte keine Ausflüchte. Es geht mir doch nur darum, Tim kennenzulernen und euch unsere Einrichtung zu zeigen. Übrigens: wie sieht Tim denn aus?«
    »Oh, ein Adonis in höchster Potenz. Hat äußerlich alles, was Paul und Sam fehlt. Sonst aber vom selben Kaliber.«
    Ich wußte nicht, ob Tim mir gefallen würde. Vermutlich war er eingebildet.
     
    Am Dienstag fuhren wir nach Tiri, um die Post zu holen. Der Weg war für die ersten sechs Meilen genau wie ich befürchtet hatte: steile Hänge hinauf und hinunter, elend schlechte Fahrbahn und bösartige Kurven. Nachher lief er durch ein schönes Tal, wo Jersey-Rinder weideten und die Häuser ziemlich nahe beieinander lagen.
    »Diese Altsiedler hier haben jeder an die hundert Morgen und halten Milchkühe«, sagte Paul etwas überlegen.
    Ich äußerte, die Farmen seien sehr hübsch und sähen wohlhabend aus.
    »Gewiß, wenn einer Lust zu so einem Betrieb hat«, knurrte er.
    Woraus ich schloß, daß der Colonel nicht der einzige Snob in der Gegend war. Hier erfuhr ich zum erstenmal von dem Vorurteil der Schafzüchter gegen die Milchfarmer, das ich unvernünftig und hochtrabend fand. Als ich von Paul eine Erklärung verlangte, weshalb er so auf die Kühe herabsah, antwortete er, der Mensch sei durch sie zu sehr gebunden, werde zum Sklaven seiner Farm, die er nicht mal für zwei Tage verlassen könnte, höchstens im Winter.
    Ich wies darauf hin, daß er sich auch nicht in der Lage gesehen habe, seine hochgerühmten Schafe länger als drei Wochen in einem ganzen Jahr zu verlassen, sogar als es darum ging, sich eine Frau zu suchen, doch da knurrte er nur, nahm schneidig eine Kurve und zeigte nach einem schönen Haus auf einer Anhöhe, mit einem Wäldchen dahinter und sauber kultivierten Feldern im Vordergrund, einer Einfahrt mit gemauerten Pfeilern und den Anfängen einer Allee, die in Windungen zu dem hochgelegenen Hause führte.
    »Gehört dem >Großen Panjandrum<«, sagte er. Das hatte ich mir natürlich schon gedacht.
    Eine Meile weiter kamen wir ins Dorf. Es bestand aus einer Benzinpumpe, einer Garage sowie einer Art Pension, von der Paul zu berichten wußte: »Großer Geheimumsatz in Alkohol — du weißt ja, daß wir hier in einem Distrikt wohnen, wo es keine Schankkonzession gibt.« Daneben lag ein noch schäbigeres und baufälligeres Gebäude. »Sollen auch gute Einnahmen haben, aus dem ältesten Gewerbe der Welt«, sagte Paul geheimnisvoll. Den Rest bildeten ein Dutzend kleiner Häuser, die vorwiegend im Besitz von Maoris waren, und der Laden mit der Poststelle.
    Äußerlich nicht sehr eindrucksvoll, obgleich frisch gestrichen, die Fenster sauber und mit hübschen Gardinen, wurde das Haus für mich eine Überraschung. Ich war nicht wenig erstaunt, als ich es innen zu sehen bekam, aber einfach baff über >Tantchen<.
    Sicher hätte jeder nach Pauls Beschreibung hier bei den Hinterwäldlern im einzigen Dorfladen erwartet, eine Frau anzutreffen, die etwa fünfzig Jahre alt, zwei Zentner schwer, schwatzhaft und schmuddelig war. Eine Frau, die sich, wenn auch in gutartiger Form, in alle Angelegenheiten ihrer Mitmenschen einmischte.
    Hiervon traf auf Tantchen nur zweierlei zu: Zweifellos war sie ein interessanter Typ und wahrscheinlich auch nicht weit von den Fünfzig, aber

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