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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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haben. Es gibt im Hinterland noch viele ähnliche Posthalter, die ebenfalls bei ihren Kunden beliebt sind, freilich nicht bei der Behörde. Da — wenn ich mich nicht irre, ist das eine von diesen Typen, der eben anruft. Entschuldigen Sie mich einen Moment?« Damit ging sie zum Telefon, das wie toll klingelte.
    Indem ich meine Ohren unanständig anstrengte, konnte ich das Gespräch mithören.
    »Nein, Pat, ist nichts da. — Aber, Sie wissen doch ganz genau, daß der Postbus längst da war! — So, Sie haben die falschen Säcke abgeschickt? Da haben Ihre Kunden ja Pech. — Was haben wir heute? Ach so, Dienstag. Dann natürlich. — Also bitte, nennen Sie mich nicht so. Sie müssen ja ziemlich blau sein, sonst würden Sie nicht... Legen Sie sich lieber hin und schlafen Sie Ihren Rausch aus. Wenn Sie aufwachen, werden Sie schon wissen, wo die Postsäcke sind. — Nein, ich nehme Ihnen nichts übel, aber vielleicht die Oberpostdirektion. Schluß!« Also verstand Tantchen auch mit Posthaltern anderer Sorte umzugehen.
    Als sie draußen im Schuppen war, um Zwiebeln zu holen, fragte ich Paul, wie er bloß auf einen so schlecht passenden Namen wie >Tantchen< gekommen sei.
    »Ach, das weiß ich gar nicht. Vermutlich aus demselben Grunde, warum wir Tim, der einsneunzig groß ist, beim Militär den >Kleinen< nannten.« Er schien an dieser feinsinnigen Erklärung seine Freude zu haben.
    Wir hatten Waren und Post zusammengepackt und wollten eben den Laden verlassen, da stoppte draußen ein sehr pompöser Wagen, ein Nachkriegsmodell mit piekfeinen Beschlägen. Ein großer, schlanker, älterer Herr kam herein. Niemand brauchte mir zu erklären, daß das der >Panjandrum< in Person war. Sein Spitzname traf den Nagel auf den Kopf. Im Laden warteten mehrere Kunden, die aber beim Eintritt des großen Mannes respektvoll zurückwichen. Er grüßte sie höflich, doch mit einer Miene, daß man glauben konnte, sie strömten einen üblen Geruch aus. Sprach mit Paul gemessen und mit Miss Adams recht respektvoll.
    »Ja, Ihre Post ist da, Colonel. Ich hole sie sofort. Paul, wollen Sie nicht den Colonel mit Ihrer Gattin bekannt machen? Mich entschuldigen Sie bitte, ich will erst diese Kartoffeln für Rangi abwiegen.« Miss Adams bediente ihre Kunden offenbar nicht nach dem Titel, sondern genau in der Reihenfolge.
    Paul besorgte das Vorstellen steif und förmlich, der Colonel reagierte mit höflicher Geduld. Er fragte mich obenhin, wie mir die Gegend gefiele, schien sichtlich enttäuscht, als ich ohne Näseln antwortete, sprach die Hoffnung aus, daß ich mich nicht einsam fühlen werde — dann waren wir mit wortloser Selbstverständlichkeit aus seiner hohen Gegenwart entlassen.
    Miss Adams wog weiter sorgfältig Kartoffeln ab, rief uns aber ein freundliches »Auf Wiedersehen!« zu. »Und wenn Sie Lust haben, kommen Sie mich mal besuchen, ja? Sonnabends und sonntags bin ich meistens frei, aber auswärts Besuche zu machen, dazu komme ich, scheint’s, nie.«
    Ich erklärte mich mit Begeisterung bereit. Das war ein Besuch, den ich schon in aller Kürze machen wollte.
    Auf der Rückfahrt sagte ich mit einigem Stolz zu Paul, daß doch mein Bild vom Colonel überzeugend richtig gewesen sei. Sein Typ war beinah zu echt, um wahr zu sein.
    »Zoll für Zoll ein Pukka Sahib, wie man in Indien sagt — ein feiner Herr«, knurrte Paul. »Eine richtige Witzblattfigur, wie aus dem >Punch< von Anno dazumal. Er versetzt alle Leute in Angst, außer Tantchen, aber die scheint er ganz gern zu haben.«
    »Wer hätte das nicht! Ich mag sie furchtbar gern. Aber wie ist sie bloß dazu gekommen, einen Dorfladen zu übernehmen?«
    Paul griente. »Glaube kaum, daß sie eine sogenannte Vergangenheit hat. Nehme an, sie will nur ein Leben in freier Landschaft führen und uns zeigen, wie man so ein Geschäft leiten kann. Und, bei Gott, sie verdient gut, und zwar ohne jemand übers Ohr zu hauen. Ganz reell.«
     
    Am nächsten Abend, als Tim, Larry und Sam zum Essen kamen, gab ich natürlich eine leicht übertriebene Schilderung meiner erstaunlichen Eindrücke.
    »Zu dumm, daß Paul dich nicht vorher aufgeklärt hat«, sagte Tim nett.
    »Ich beobachte so gern, wie die Leute auf Tantchen reagieren«, sagte mein Mann zu meiner Verwunderung. »Übrigens nenne ich sie wohl jetzt am besten ganz offen Tantchen. Sie hat es ja sowieso gewußt. Weiß überhaupt fast alles. Susan, die angeblich immer vorher weiß, wie fremde Leute aussehen und sein müßten, war ganz aus dem Konzept,

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