Frühstück um sechs
noch zu dunkel zum Lesen.«
»Dem Himmel sei Dank! Ich würde laut schreien, wenn du weiterlesen würdest, aber die Strafe habe ich verdient, weil ich dir dasselbe angetan habe.«
Kaum waren wir durch den Busch auf die Hauptstraße gekommen, da deutete sich schon das erste Malheur an. Der Motor war überhitzt und gab merkwürdige Töne von sich. Offenbar lief er nur auf drei Zylindern. Larry mußte den Gashebel durchtreten, um ihn auf höhere Touren zu bringen.
»Dieser verfluchte Vergaser«, murmelte sie mit verbissener Miene. »Wenn bloß mal ein Wagen käme!«
Aber um diese Stunde kam keiner. Auf der Straße war im Winter sehr schwacher Verkehr, außer an den Markttagen. Es war 17 Uhr und fast schon dunkel. Ich sagte: »Nur die Ruhe... Wenn du eine Taschenlampe hättest, könnte ich dir noch ein bißchen mehr vorlesen« — und in diesem Moment gurgelte der Motor zum lezten Male, tat einen tiefen Seufzer und erstarb. Larry sprang, ohne ein Wort zu sagen, hinaus und öffnete die Haube.
»Ach, weshalb habe ich mich nie um die Eingeweide dieser greulichen Karre gekümmert! Susan, leg das blöde Buch weg und nimm die Betriebsanleitung aus dem Kasten. Probiere, ob du sie bei meiner Taschenlampe lesen kannst. Vielleicht kommen wir auf den richtigen Dreh.«
Während sie im dichten Regen draußen stand und an den Teilen der Maschine stocherte und werkte, las ich, soweit ich überhaupt etwas erkennen konnte. Sie versuchte alles, was ich vorschlug, doch es ereignete sich nichts. Schließlich knallte sie die Haube wieder zu und lugte in den Wagen. Ich war im Augenblick mit meinen wenig angenehmen Gefühlen beschäftigt.
»Hat keinen Zweck, Susan«, sagte sie »wir müssen Hilfe haben. Das nächste Haus ist das von Dixons, zwei Meilen hinter uns. Wenn ich laufe, kann ich in zwanzig Minuten dort sein. Wir kommen dann in ihrem Wagen her. Kannst du wohl so lange aushalten?«
»Natürlich. Es tut mir schrecklich leid, dir soviel Last zu machen.«
Zum ersten und letzten Male, seit wir Freundinnen sind, sah ich Tränen in Larrys Augen. »Schwatz nicht solch dummes Zeug! Du bist mir keine Last, und wenn du es wärst, würde ich sie gern für dich tragen. Ach, laß uns bloß nicht noch trübsinnig werden. Aber wenn ein Wagen kommen sollte, halt ihn auf jeden Fall an, hörst du?«
»Werde mich direkt vor die Räder werfen. Bei meinem Umfang bremse ich jeden Wagen.«
Sie lachte ein bißchen zitterig und lief davon wie ein Reh.
Auf der dunklen Straße unter wahren Sturzbächen von Regen war es einsam. Ich wußte, daß es jetzt die Ruhe zu bewahren galt und blickte auf meine Uhr. Wenn sie ein Fahrzeug fand, konnte sie in ungefähr vierzig Minuten zurück sein. Nein, eine Stunde würde es wohl werden. Also nur fünf, höchstens sechs Schmerzanfälle, kein Grund zu großer Aufregung. Der Wagen war einigermaßen dicht, und ich war warm eingepackt.
Es vergingen aber nur zehn Minuten, da hörte ich schon hinter mir munteres Hupen. Ein riesiger Lastwagen bremste neben unserem kleinen Auto. Er schien hinten voller Männer zu sein. Aus dem Fahrerhäuschen hüpfte Larry und sagte fröhlich: »Na, da wären wir. Der Wagen ist vom Kraftwerk, sie hatten eine Reparatur an der Straße und wollen uns auf dem Weg nach Hause mitnehmen. Ist das nicht prima?«
Ich bejahte das, während sie rasch hinzufügte: »Sie wollen nur noch unsere gräßliche Karre von der Straße schieben, dann fahren wir sofort los.«
Der Fahrer, ein älterer Mann mit freundlichem Gesicht, war ihr gefolgt und spähte bei mir durchs Fenster. »Wir machen das schon klar, Fräulein. Klettern Sie nur in unseren alten Bus. Tut mir leid, daß es Ihnen schlecht geht. Vielleicht ist es Blinddarmentzündung? Habe ich selbst mal gehabt, das nimmt einen mächtig mit, aber im Krankenhaus werden Sie fix wieder zurechtgeflickt.«
Ich kletterte langsam und wuchtig aus dem Wagen. >Fräulein< und >Blinddarm Er erwiderte langsam: »Ich glaube, das ist nicht nötig, Fräulein.«
Schien mir auch so. An allen Seiten sprangen jetzt Männer vom Lastwagen. Sie hoben Larrys kleinen Pkw buchstäblich vom Boden, setzten ihn an den Straßenrand und kletterten gewandt wie verfolgte Katzen
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