Frühstück um sechs
Hochzeitsschecks verwenden.«
Sein Griff um meinen Arm wurde härter. »Also nun hör mal zu! Ich bin doch nicht bankrott, kann dir alles kaufen, was du für die Wohnung brauchst. Aber es handelt sich um die Zeit dafür!«
Spätere Erfahrungen haben mir gezeigt, daß auch der großzügigste Farmer in einem Punkt geizig ist — mit seiner Zeit. Ich sagte Paul, wir könnten doch dann lieber gleich mehrere Zimmer tapezieren und neu machen. Und weshalb nur die Abwaschkammer so abscheulich grau gestrichen sei, ob denn elfenbeingelb da nicht hübscher wäre! Er ertrug alles heldenhaft, zog sein Scheckbuch und sagte: »Ich werde dir einen Blankoscheck geben. Auf alles, was du möchtest, und wann es dir am besten paßt. Wir werden uns die Arbeit dann bei Regenwetter vornehmen.«
Seit damals habe ich mir ausgerechnet, daß, selbst wenn es sieben Jahre täglich regnete, die meisten Farmer dann immer noch nicht mit den Arbeiten fertig würden, die sie bei ihren Frauen für den ersten Regentag versprochen haben.
In dem unklaren Gefühl, daß diese Stunde genutzt werden mußte, sagte ich: »Wie lieb von dir! Wann wollen wir zur Stadt fahren?«
Paul stopfte langsam seine Pfeife. Da ich merkte, daß er Zeit gewinnen wollte, drängte ich gleich: »Warum nicht schon morgen?«
»Ja, weißt du, ich habe Sam versprochen, ihm von morgen an bei seinem Grenzzaun zu helfen. Das dauert nur drei Tage. Dann kommt Tim, um mit mir unser Brennholz für den Winter ‘ranzuholen. Dafür werden wir ungefähr eine Woche brauchen, und anschließend hacken wir gleich das Brennholz für ihn. Und dann müssen wir erst noch...«
Ich unterbrach ihn mit höchst sanfter Stimme: »Paul, ich möchte aber mit der Wohnung bald beginnen. Es hat keinen Zweck zu warten, bis alles andere erledigt ist. Schließlich ist das Haus wohl ebenso wichtig wie die Felder.«
Er zündete seine Pfeife an und sagte: »Na, immerhin ist die Farm unser Lebensunterhalt.«
Mir war klar, daß ich dieses Schlagwort nun noch viele lange Jahre hören würde. Am besten, ich gewöhnte mich gleich daran.
»Also ist es dir vielleicht lieber, wenn ich allein fahre?« fragte ich, in der Hoffnung, daß er nein sagen würde. Ich dachte auch an die steilen, gewundenen Bergpfade und das recht sonderbare Auto. Doch er machte sofort ein frohes Gesicht.
»Bei Gott, das ist ein guter Gedanke. Ich gebe dir den Scheck, dann kannst du dir anschaffen, was du willst, und dir beim Einkaufen auch Zeit nehmen. Wird dir ganz guttun, dich mal einen Tag zu amüsieren.«
Resigniert stimmte ich ihm zu, stellte mir die zwei Straßen der >Stadt< vor, das Kino, das nur an Markttagen vormittags spielte, und den winzigen Erfrischungsraum, in dem man sich stundenlang >amüsieren< konnte. Vielleicht dachte Paul auch gerade daran, denn er sagte plötzlich: »Wie wär’s, wenn Larry mitführe? Könnt dann abwechselnd steuern, und sie kann dir auch das Sehenswerte zeigen.«
Diese Rundfahrt konnte ja nicht lange dauern, war aber mit Larry zusammen gewiß netter. Ob sie allerdings Lust hatte? Zu Hause konnte sie so lustig sein, doch vielleicht hatte sie gerade wieder eine >Laune<, wenn sie gebeten wurde, mitzukommen?
Aber sie hatte keine, sondern große Lust, als ich sie anrief. »Gern! Schön, mal einen Tag von hier wegzukommen. Und von den gräßlichen Männern.«
Mir war schon aufgefallen, daß Larry, die ihren Sam so liebte, die sonst viel lieber Männer als Frauen um sich hatte und den Männern auch besser gefiel, immer von den >gräßlichen Männern< oder den >großen plumpen Geschöpfen< sprach, sobald sie sich über etwas geärgert hatte.
»Also dann morgen, wenn du wirklich gern mitfährst.«
»Und wie gern!« — Nun war ihr Zorn ganz deutlich.
»Was war denn los? Wieder ein entlaufener Gefangener?«
»Schlimmeres! Hundsgemeine Leute aus der Stadt! Sie kommen in diesem Monat häufig, um Pilze zu sammeln. Du weißt ja, wie viele am Straßenrand wachsen. Diesmal waren es ganz fremde Leute, das heißt fremde sind es oft, aber sie benehmen sich, als gehöre ihnen das Land. Ich war gerade oben auf der Anhöhe und sah, wie sie unten in der Senke durchs Tor kamen und es offenließen. In ihrer Nähe weidete die alte Daisy, und du weißt ja, daß sie sowieso gern mal ausbüxt. Wie der Blitz war sie draußen auf der Straße.«
»Die Milchkuh? Wie ärgerlich! Ich hoffe, du hast den Herrschaften die Meinung gesagt?«
»Hatte keine Gelegenheit dazu. Ich rannte natürlich gleich ‘runter, aber sie hatten die
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