Fuchsteufelswild
Rücksicht kennt die keine. Der Hals ist ihm zum Köhlerofen geworden. Nur mehr Glut.
Schweigen macht sich breit. Mühsam versucht der Hauptkommissar, sich seine Schuhe anzuziehen. Jetzt wären Yogakenntnisse nicht schlecht.
Ihr Chauffeur hat den Kopf eingezogen.
»Da fährst erst amal die Murnauer StraÃe lang. Laibach liegt in Slowenien«, traut sich sein Spezl aus der Deckung. Natürlich hat der Sandner den Ferdl eingeladen, weil der sich im Umland auskennt wie der Fuchs im Hühnerstall. Sollte es in den Wald gehen, wär er ihr Mann. Slowenien ist keine realistische Option. Aber zumindest die Richtung würde stimmen.
»Du bist grantig, Polizisten-Josef, oder?«, will der Ferdl wissen.
»Fuchsteufelswild bin i«, knurrt der Sandner, »fuchs-teufels-wild.«
Er mag sich nicht ausmalen, was der Hambacher mit der Maria vorhat. Rechnungen? Das muss die Geschichte sein, die sie ihm erzählt hat. Wie der gamsige Haderlump sauber abgeblitzt ist. Und ein Auto hat er gebraucht. Da wird er sich gedacht haben, fang ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Falls das Viech noch etwas denkt. AuÃer Hass wird sich nix abspielen bei ihm. Vielleicht hat der Sandner die Maria erst mit reingezogen â den Hambacher angestachelt und in der Wunde gebohrt. Gratuliere, Herr Hauptkommissar.
Ob sie sich wehren wird? Ein Lamm ist sie nicht, die Aschera. Abstechen wär für den Hambacher kein Hindernis. Zumindest keines, welches seine Kalamitäten vermehren würde. Für ihn wär es bedeutungslos.
Die Wiesner läutet bei ihm an. Sie ist informiert worden.
»Sandner? Sollen wir wo hinfahren? Gibtâs was, was du brauchst? Sag?«
»Der Hambacher will vielleicht Richtung österreichische Grenze. Nur eine Idee. Is ned wichtig â wenn er auf der HauptstraÃe bleibt, gehört er eh der Katz.«
Kurzes, heftiges Aufschnaufen.
»Geht des immer so weiter? Ich schau mir die Strecke mal an, wegen der Fahndung, und geb es weiter. Wird eh von Murnau koordiniert. Die werden euch sowieso entgegenkommen. LKA is im Bilde. Kavallerie is unterwegs.«
»Ich wünscht, der Ferdl hätt recht, dann haut er ned ab, in Wald nei, der gschinkate Grattler.«
»Wer is der Ferdl?«
»Ein kluger Mensch â der mich runtergepflückt hat vom Baum.«
»Ach der â pass auf dich auf, Sandner.«
»Wichtig is was anderes«, bekommt sie zur Antwort. Das Gespräch ist unterbrochen.
»Was machma, wenn wir ihn sehen?«, will der Fahrer zögerlich wissen.
»Des überlegen wir uns, wenn wir ihn sehen«, sagt der Sandner. Ausgefuchste Pläne hat er keine einstecken. Solang die Maria mit ihm im Auto hockt, mit dem Messer an der Kehle, ist die Theorie nutzlos.
Ein Scharfschütze könnte ihm das Licht ausblasen. Finaler Rettungsschuss vom Fachpersonal. Hat der Kriminaler in all seinen Dienstjahren noch nie real erlebt. Nicht, dass die polizeiliche Schützengilde so dilettantisch wär, letzten Endes hast du meist noch Rauchbomben, Blender, jede Menge pyrotechnische Gaudi, um einem Spitzbuben den Spaà zu versauen. Wenn geschossen wird, dann meistens in gerechtfertigter Notwehr. Da darfst du das ganze Magazin neiholzen ins lebensbedrohende Manschgerl, bevor der Piep sagen kann. Und falls er dann noch piept, kommt der eilfertige Kollege dahergeeilt und pulvert anstandslos mit.
Den Sandner treibt die Sorge um, dass er das Falsche tun wird. Da gehtâs ja nicht ums polizeiliche Herumtandeln, da sitzt die Maria im Mercedes, Kruzifix, und ihm klopft das Herz bis unter die Schädeldecke. Vor zwanzig Minuten hat er sie noch im Arm gehabt. Ascheras Lächeln hat sich ihm eingebrannt in die Pupillen. »Rationales Handeln« wird zum Begriff aus der Fabelwelt.
»Gibst mir deine Dienstpistole?«, fragt er den Spargel.
»Muss des unbedingt sein?«
»Was habts eigentlich mit meiner gemacht, wo is die hin verschwunden?«
»KTU.«
»Respekt.«
Widerwillig rückt der Dürre sein SchieÃeisen heraus. Es glänzt zum Augenblenden.
»Schmatzt du die jede Stund ab?«
»Die ist nagelneu.«
»Aha.«
Der Murnauer schüttelt den Kopf, versinkt in Gedanken. Wahrscheinlich fällt ihm grad der Grainer ein, den er um ein Haar ins Jenseits geschickt hätte. Auch der Kriminaler hat die Schüsse im Stadl nicht verdrängt. Sicher ist sicher. Den Kameraden willst du nicht hochgerüstet hinter
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