Fuchsteufelswild
einer Karambolage. Der Sandner schnappt sich seine Schuhe. Das Handy findet sich in der Uniformhose. Barfuà rennt er wieder ins Freie.
Ein Streifenwagen kommt ums Eck gerollt. Doch da, wenn man sie braucht, die Gendarmerie. Er könnte sie abbusseln.
Die beiden Schupos wollen zum Empfang beim Bürgermeister extra pünktlich sein. Seine Eskorte. Ein bisserl Ehre und Dank wird auf sie abfärben. Nicht zu Unrecht. Aber vorher wartet Arbeit am StraÃenrand. Die Plackerei findet sich allerweil unvermittelt ein in dem Gewerbe, wenn du dich nicht rechtzeitig versteckst. Dafür ist es zu spät.
Der Ochsenfrosch am Steuer bremst das Gefährt ab, von Sandners gefuchtelter Zeichensprache alarmiert.
Marias Sohn kommt aus dem Haus gejagt.
»Was ist los?«
»Der Hambacher hat deine Mutter.«
Der Sandner spurtet auf den Streifenwagen zu und reiÃt die hintere Tür auf. »Fahr los! Da vorn is der Hambacher. Er hat eine Geisel.«
»Ich muss mit, ich will helfen«, ruft ihm der Maxi zu.
Der Hauptkommissar dreht sich zu ihm.
»Du?«, krächzt er. »Du kannst deiner Mutter ned helfen. Du bist für niemanden a Hilfe. Schau dich doch an. Friss dich lieber weiter mit Pilzen zam, du lahmes Würschterl.«
»ScheiÃe ey«, hört er noch, dann knallt er die Tür zu.
»Wohin?«, fragen beide Murnauer unisono und mustern ihn kritisch.
Schon klar â jetzt gibt der Sandner den Frosch. Breitmaulfrosch. Zumindest könnte er sich im Wald tarnen.
»Die StraÃe lang, zefix, dann seng mas scho! Wirdâs jetzt, oder muss ich schieben?« Seine Flüsterstimme steht im Gegensatz zu den Gefühlen, die ihn beuteln. Vielleicht gut so. Mit Blaulicht jagen sie los.
Der Hambacher ist längst auÃer Sicht.
Vom Spargel wird die Murnauer Dienststelle auf den neuesten Stand gebracht. Gerade in die HauptstraÃe abgebogen, überholen sie den radelnden Ferdl.
»Halt an!«, befiehlt der Sandner seinem Fahrer. Um sich verständlich zu machen, muss er ihm praktisch ins Ohr flüstern. Den Kopf zwischen den beiden Nackenstützen.
»Ferdl, steig ein, hopp-hopp.«
Umständlich lehnt der Angerufene sein Radl an eine Hauswand.
»Was is?«
»Erzähl ich gleich â komm jetzt!«
»Was sagst du? Ich hab kein Schloss dran.«
»Wennâs wegkommt, kauf ich dir ein neues. Los!«
»Ich komm ja.«
Neben dem Sandner auf dem Rücksitz schaut er sich erst gründlich im Auto um. »Wieso sand da so viele Gummibärltüten unterm Sitz? Verhaftets ihr auch die Kloana? Ich fahr zum ersten Mal im Polizeiauto. Ich brauch kein neues Radl, ein gebrauchtes tutâs au. Des wär recht, sogda.« Vor Aufregung schlüpfen ihm die Sätze aus wie dem schleimgeduschten Talkmaster â zum Glück ohne dessen geiferndes Pathos. »Da schoaÃt die Amsel, jetzt gehtâs dahin, sogda.«
»Der Hambacher hat die Mayer Maria entführt. Wo fährt der hin?«, stoppt der Sandner seinen Redefluss.
Der Beifahrer dreht sich überrascht um. »Woher soll der denn das wissen?«
»Vielleicht fährt er heim«, sagt der Ferdl nach reiflicher Ãberlegung.
Von vorn kommt das erwartete Aufschnauben. »Freilich.«
»Na«, erklärt der Sandner, »der darf nie mehr heim. Du hast doch gesehen, was er machen wollt.«
»Er muss ganz weg? Dann nach Laibach. Da war er scho a paar Mal drunt. Bei den Verwandten vom Matej. Der für ihn arbeitet. Der soll in der Nähe ein Haus gebaut haben. Des könnt sein, sogda.«
»Daher soll er das wissen«, bescheidet der Sandner dem simgscheiten Dünnen. »Oiso Richtung Ljubljana.«
»Is des Ihr Ernst? Der kommt doch nie über die Grenze. Dann no mit dem Leichenkisterl.«
»Bestimmt ned, wenn du a weng Gas gibst. Dann haben wir ihn in a paar Kilometern kassiert. Der Hambacher funktioniert ned logisch, verstehst, dem sind die Birndl durchbrannt. Wer weiÃ, was der mit der Maria anstellen will. Der kann überall in den gschissenen Wald nei.«
»Ich bin kein Rennfahrer. Entschuldigung. Die GroÃfahndung läuft eh. Wo bittschön gehtâs nach Ljubljana? Wo is denn des überhaupt?«
»Da gibtâs keine Entschuldigung! Hörst sofort auf zum Rumtrenzen, sonst schmeià ich dich eigenhändig naus!«, plärrt der Sandner. Erstaunlich, wie die Wut mit den lädierten Stimmbändern umspringen kann.
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