Fuchsteufelswild
is.«
»Ich hab doch gar ned wissen können, wo er is.«
Der Sandner zieht das Hefterl hervor. »Freilich.«
Der Alte linst nicht aufs Heft, sein Blick ist geradeaus auf Sandners Augen gerichtet.
»Was soll des sein?«
»Hab ich aus Ihrer Stuben. Da steht drin, wo der Brandl sein Gschäft gehabt hat. Die Adresse und der Name.«
»Hab ich ned gelesen. Interessiert mich nicht. Ich sammel immer des Zeugl von den jungen Burschen ein, die sich hinten auf der Wiese zamhocken. Denen gfällt der Platz, weil sie keiner stört. Die kümmert nix, die lassen alles flacken. Ich nehms Papier zum Anzünden, das schür ich ein. Sonst no was?«
»Glauben Sie, dass der Brandl Toni Schuld gehabt hat am Tod Ihrer Tochter?«
Der Landwirt sagt nix mehr. Wirtschaftet weiter in seinem Schuppen umher, als wenn der Sandner bloà ein Gespenst wär. Die Audienz ist beendet.
»Ich werd bestimmt wieder vorbeikommen«, bekräftigt der Polizist, bevor er die finstere Schlachtstätte verlässt. Besser, er könnte ihn vorladen â aber wohin? In Murnau könnte er nicht so einfach daherkommen und den simmgscheiten Kriminaler spielen. Die würden ihm was husten und siebenundvierzig Zetterl vorlegen und ebenso viele Vollmachten einfordern. Keiner lässt sich gern die Butter vom Brot nehmen. München ist weit. »Iâm a lonesome cowboy ...«
Der Einzige, der ihm einen mitleidigen Blick schenkt, ist der triefäugige Hund. Braver Rantanplan.
A ls der Sandner zu seinem Wagen zurückhatscht, hat der Gesellschaft bekommen. Ein Streifenwagen parkt daneben. Der hat den langen, schlaksigen Uniformierten befördert, der grad um den BMW herumstreicht und ins Innere gafft. Wenn er sein Gesicht noch einen Millimeter näher an die Scheibe brächte, könnte er ihr die Mückenleichen herunterschlecken.
Mit einem Seufzer bleibt der Münchner stehen.
Da hat ihn der Mann entdeckt.
»Grüà Gott, ist das der Ihrige?«
»Ein Leihwagen«, antwortet der Sandner und nickt, »stimmt was ned?«
Der Streifenwagen spuckt noch einen kleinen, untersetzten Uniformträger aus, der jetzt wichtigtuerisch auf ihn zustelzt.
Die Sanne hat, wie alle Madln früher, begeistert Pippi Langstrumpfs Abenteuer verfolgt. Die Slapstickszenen mit den beiden uniformierten Kasperln hatten es ihr besonders angetan. Der Sandner hat erhebliche Mühe drauf verwenden müssen zu erklären, dass beim Polizistendasein bezüglich Optik und Verstandesleistung Varianten existieren.
Wobei â vielleicht nicht die Schlechteste aller Möglichkeiten, mit dem Radl gemütlich übers Land zu gondeln. A bisserl fad, aber gesund.
Wenngleich seine Tochter ihn mit den schwedischen Dumpfbacken nicht in Verbindung gebracht hatte â nach Analogien brauchst du in der Realität nicht lange zu suchen. Justamente ist der Sandner fündig geworden. Warum muss einer immer wie ein blahder Ochsenfrosch und der andere wie ein elendig langer Spargel daherkommen? Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn. Ungeschriebenes Gesetz. Statistisch betrachtet, gäb es bei Polizistenduos diesbezüglich bestimmt signifikante Werte. Vielleicht, um bürgernah alle Daseinsformen abzudecken. Durch das konträre Erscheinungsbild des Begleiters kommen die eigenen Merkmale besonders zur Geltung.
»Was machens da heroben?«, wird der Sandner aus seinen Gedanken gerissen. Die gwamperte Amphibie quakt nicht, sondern fistelt kastrationsverdächtig.
»Spazieren gehen.« Die Antwort muss genügen, in auskunftsfreudiger Stimmung ist der Ermittler nicht. Vielleicht würden sich die beiden bös angebieselt fühlen, wenn ein Kriminaler aus München selbstherrlich Befragungen anstellt, ohne ihrer Kompetenz zu huldigen.
»Ah so«, meint sein Gegenüber. Er scheint über den Informationsgehalt der Wörter nachzudenken, beschlieÃt dann wohl, der wär ihm zu dürftig.
»Könntens uns einmal Ihre Papiere zeigen.«
»Freilich.« Der Sandner holt seine Brieftasche heraus und reicht dem Polizisten das Gewünschte. Der nimmt die Mütze ab und kratzt sich am Kopf. Regt offenbar die Durchblutung an.
»Ein Kollege aus München, Kripo«, setzt er seinen Spezl in Kenntnis.
»Darf ich amal fragen, warum ihr da herauÃen die Leut kontrollierts?«, will der Sandner wissen.
»Ha!« Der Spargel lacht auf. »Sie glauben ned, was hier los ist.
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