Fuchsteufelswild
überbracht hat. Aus, rum ums Eck, da hätte er gefühlsmäÃig den Holzklotz geben müssen.
Das Frühstücksbüfett kann er abschenken. Es gibt Geschichten, die willst du hinter dir haben, ohne lang herumzutändeln. Da kann der Magen gern den Revoluzzer geben â beim Sandner ist aktuell Diktatur des asketischen Geistes angesagt. Ein Haferl Kaffee hat der ihm wenigstens vergönnt.
K urz drauf ist er auf dem Weg durch den Ort. Die gute Laune ist ein treuloses Luder. Die hat ihm knapp zugewunken â und ab über alle Ammertaler Berge. Gebrauchen kann er sie eh nicht. Du trällerst dir kein lustiges Liedchen in Vorbereitung auf einen abgründigen Moment. Duster und kalt wird es in dir.
Er hat sich vorgestellt, zu Fuà bliebe ihm ein bisschen Zeit, sich auf die Situation einzulassen. Jetzt fuchst ihn seine Entscheidung. Mit dem Auto zwei Minuten â da hätte er die hundsverreckte Geschichte schon durch. Könnte auch sein, jemand hat die Eltern schon informiert, aber das ist kein Wettlauf. Da musst du nicht zwingend der Erste auf dem Treppchen sein. In alter Zeit wär dem Ãberbringer solcher Botschaften umstandslos der Schädel abgeschlagen worden â stellvertretend.
Die Sonne will sich partout keine BlöÃe geben, und die Vögel tschilpen daher, als wärâs tatsächlich ein pfundiger Tag.
Der Sandner ruft den Aschenbrenner an. Beim zweiten Läuten ist der Gerichtsmediziner am Handy.
»Ja Josef, was schnaufst denn so? Nimmst du das Handy mit ins Dampfbad, oder wanderst grad aufs Hörnle? Hast SpaÃ, ja?«
»Woran ist er gestorben, Asche?«
Schweigen in der Leitung. Dann ein geplärrtes: »Des gibtâs doch ned!«
»Oiso?«
»Perlen vor die Säu!«
»Dank dir schön. Ein andermal führen wir ein gepflegtes Gespräch über Schizzo-Massagen, aber jetzt interessiert mich das Körperliche vom Toten.«
»Shiso! Perilla frutescens! Depp, ignoranter! Den Toten hams ziemlich zamfallen lassen, Prellungen, diverse Blutergüsse â und gestorben? Wart, ich such gschwind meine Notizen. Oiso, wenn du es wirklich genau wissen musst?«
»Genau.«
»Also es schaut so aus, das ist jetzt bloà mein Erfahrungswissen, als ob ihm der Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels gebrochen wurde. Und höchstwahrscheinlich nicht durch Sturz oder Schlag.«
»Aha. Und wenn so ein Fortsatz durch ist, passiert was?«
»Das führt zu einer Quetschung des oberen Rückenmarks â da schnaufst du nimmer und bewegst dich nimmer â sofortiger Exodus. Aus die Maus. Für dich als Laien: Den Hals umgedreht hams ihm, Genick gebrochen.«
»Ja leck mi am Arsch â wer schafft so was? Grobian der Barbar?«
»Entweder rohe Gewalt oder a passable Technik. Schadet ja nie, wenn du was Gscheites gelernt hast. Vielleicht ein Todesgriff â exzessiver Genickdrehhebel. Wie du es halt aus sinnfreien Prügel-Streifen kennst. Ein Griff und â kracks, verendet das böse Muskelpaket. Ob das real wie geschmiert funktioniert, fragst vielleicht einen von den Pullacher Agentenkasperln. So viel zum ersten Eindruck. Du weiÃt doch das Sprücherl: Genaueres nach der Obduktion.«
»Wir suchen also einen Bären, einen Catcher oder die Todeskralle der Shaolin. Sauber.«
»Hätt ich ned präziser ausdrücken können â so manche Frau könntâs bestimmt genauso, ein Kind schlieà ich erst mal aus. Was hast jetzt du heut damit zu tun, sag?«
»Des frag ich mi scho seit einer halben Stund und krieg keine Antwort zam, die mich beruhigt.«
Der Sandner beendet das Gespräch und stapft weiter tapfer bergan. Kurz vor zehn ist es mittlerweile. Oberes Kurgebiet. Dass er sich gleich mit einer Wanderung abfretten muss, hätte er sich nicht gedacht.
»Home is made for coming from«, hat der Lee Marvin einst gesungen. Ob der Sandner unter einem »Wandârinâ Star« geboren ist, wagt er zu bezweifeln. Gerade gibt er den »städtischen Jammerlappen«, der jeden lächerlichen FuÃmarsch mindestens zum Jakobsweg deklariert. Nur, dass am Ende keine Absolution seiner wartet.
Erste SchweiÃperlen künden von mangelnder Trekkingform. Herrschaftszeiten! Vielleicht sollte er mehr Rad fahren â generell. Besser noch, sich keine depperten Vorsätze aufzuschaufeln â generell. Das hört sich bei
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