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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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sieht man sich wieder«, sagte sie ironisch und ließ die Zeitung sinken.
    »Eine andere Gelegenheit wäre mir lieber gewesen«, erwiderte ich. »Wollte immer mal bei dir anrufen, aber …«
    »Sag nicht, dass du keine Zeit gehabt hast«, unterbrach sie mich. »Ich hasse diese Ausrede.«
    »Nein, das ist es nicht«, konterte ich. »Ich ahnte, dass wir uns bald wiedersehen würden, wie du siehst, habe ich recht behalten. Die Welt ist zu klein, als dass man sich nicht wiedertrifft.«
    »Unsere Welt sowieso«, sagte sie lachend. »Ich habe neulich in Thüringen einen früheren Stammkunden von mir getroffen,aus den Zeiten, als ich in Tschechien gearbeitet habe. Er war früher LKW -Fahrer und ist immer in den Puff gekommen, wenn er beruflich über die Grenze musste. Nun ist er Rentner, wohnt in einem Scheißkurort in den Bergen und fährt ins Bordell, wenn seine Ehegattin zum Frisör geht. Und wen sucht er sich dort aus? Genau mich – und dies nach zehn Jahren. Natürlich hat er mich nicht erkannt, ich hatte damals lange Haare und sah auch sonst anders aus«, erzählte sie. »Verrückte Geschichte, oder?«
    »Klar«, sagte ich nachdenklich, während ich einen Kaugummi kaute.
    Das Krankenhaus roch nach Desinfektionsmittel, auf den Gängen herrschte reger Verkehr von Ärzten in grünen Kitteln, Krankenschwestern und Patienten. Wolfgangs verquollenes Gesicht war unter tausend Schläuchen kaum zu erkennen. Eine riesige Maschine neben dem Bett piepste regelmäßig.
    »Sein krankes Herz«, jammerte Sabine. »Ick hab ihm doch jesagt, er sollte mit der Qualmerei aufhören. Aber auf der anderen Seite«, fuhr sie fort und packte mich an den Schultern, »wenn er es nicht packt, hat er wenigstens glücklich gelebt, und er hat euch gehabt.«
    Zwei Wochen später rief Sabine mich an: Wolfgang war außer Lebensgefahr und hatte das Schlimmste überstanden, auch wenn die Genesung noch eine Weile dauern würde. Ich war erleichtert. Obwohl er »nur« ein Kunde von mir war, hatte ich ihn inzwischen richtig ins Herz geschlossen.
    Die Sommerklausuren bestand ich ohne Probleme und mit lauter Zweien – ich hatte so viel gelernt wie seit langem nicht.
    »Siehst du, ein bisschen Pause tut dir auch gut«, kommentierte Ladja. Er selbst fing tatsächlich an, zweimal die Woche für einen Bekannten als Gärtner zu arbeiten, undverdiente genug, um mir, zum ersten Mal seit Jahren, die Hälfte der Miete geben zu können. Zusammen strichen wir die Wände des künftigen Kinderzimmers und bauten das Babybett auf. Ich kaufte bunte Bettwäsche mit Hunden und Clowns und stellte mir vor, wie der kleine Junge in seinem Nestchen träumen würde, umgeben von Sachen, die seine Eltern liebevoll ausgesucht hatten. Vielleicht würde Ladja mit etwas Verspätung doch noch zu dem Mann werden, den ich brauchte.
    »Warum fahren wir nicht an die Ostsee?«, schlug ich eines Tages vor. »Wir können den Bus nehmen, die Fahrt kostet nur acht Euro. Du wolltest immer mal dahin und wir haben uns so lange nichts gegönnt.«
    Ladja hatte nichts gegen einen Tagestrip. So standen wir tatsächlich am nächsten Morgen um sechs Uhr früh am Alex und stiegen in den Reisebus, in dem wir die einzigen Passagiere unter sechzig waren.
    Ich hatte bei meinen Kurztrips immer Pech mit dem Wetter gehabt, doch diesmal war das Glück auf meiner Seite. Der Himmel war so blau wie auf einem Gemälde von Gauguin, die Sonne brannte auf die Haut und das Meer war flach und ruhig. Ladja hatte ein strammes Programm vorbereitet: Wir besichtigten einen alten Leuchtturm, fuhren mit dem Tretboot, aßen frittiertes Zanderfilet im Hafen und setzten uns dann noch eine Weile auf einen Steg, der ins Wasser hineinragte.
    Eine leichte Brise wehte vom Meer und streichelte meine Stirn. Ich ließ die Füße im Wasser baumeln. Als ich kurz die Augen schloss, dachte ich, dass ich hier gern mit Milan gewesen wäre. Er hatte mir immer versprochen, dass wir an die Ostsee fahren würden, doch das war nie geschehen.
    »Ist es nicht schön hier?«, fragte mich mein Mann.
    »Bezaubernd«, antwortete ich.

11
EIN NEUANFANG
    Fynn kam in einer Augustnacht auf die Welt, zwei Wochen nach dem errechneten Termin. Die Hebamme legte mir wortlos das blutige Bündel auf den Bauch und dann schrie der kleine Junge laut und entsetzt, was mir eine passende Begrüßung erschien für eine verrückte Welt, die er noch gar nicht kannte.
    »Er ist so niedlich und friedlich«, sagte Ladja mit tränenden Augen, als Fynn nach seiner ersten Mahlzeit

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