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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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Mauerblümchen, die mit Kopftuch zu Hause sitzen. Meine Ex hatte einen Beruf, meine Mutter hat auch immer gearbeitet, genauso wie meine Schwestern. Ich war auch noch nie einer Frau gegenüber gewalttätig. Es interessiert mich nicht, was andere Männer anstellen, egal woher sie kommen.«
    Ich verabschiedete mich mit gesenktem Blick. Offensichtlich hatte ihn meine Bemerkung beleidigt, er witterte Vorurteile, und ich fürchtete, dass er sich nie wieder melden würde. Umso überraschter war ich, dass er regelmäßig wiederkam und immer eine Stunde bei mir blieb.
    Während der Massage redeten wir kaum. Er war kein Mensch vieler Worte. Nur wenn man ihn direkt fragte, erzählte er etwas von sich. So erfuhr ich, dass er Ismail hieß, sich aber Jimmy nennen ließ, gerne Fußball spielte und Hobbyboxer war. Seinen Beruf wollte er mir nie verraten, er sagte nur, er mache etwas mit Autos.
    Obwohl er ein stolzes Auftreten hatte, besaß er eine Zärtlichkeit, die sich in kleinen Gesten äußerte. Einmal stieß ich aus Versehen eine Ölflasche um und er fing sofort an, die Flecken auf dem Boden mit einem Taschentuch wegzuwischen. »Du darfst dich nicht mehr anstrengen«, sagte er und blickte auf meinen kugelrunden Bauch.
    Ein anderes Mal kam er kurz bevor ich Feierabend hatte, und nach der Massage verließen wir gemeinsam den Laden. Es regnete in Strömen und er bot mir an, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren. Ich überlegte eine Weile, lehnte aber ab, weil ich ihm meine Adresse nicht verraten wollte. Er hakte aber so lange nach, bis ich ihm gestattete, mich zumindest bis zum nächsten S-Bahnhof zu begleiten. »Aber nur bis dahin«, stellte ich klar.
    Wir liefen zu seinem Wagen, einem grauen BWM , in dem es angenehm nach Lavendel roch. Wir hörten Jazzmusik und ich beobachtete den Regen, der von außen gegen die Scheiben prasselte. Er hörte sich an wie Trommeln aus der Ferne.
    Am Bahnhof fuhr er rechts ran. Er drängte mich, seinen Regenschirm zu behalten, und ich bedankte mich, küsste ihn flüchtig auf die Lippen und stieg aus.
    Während ich auf den Zug wartete, summte ich ein Lied vor mich hin und lächelte verträumt. Aber dann ermahnte ich mich. »Er ist ein Kunde, du darfst dich auf keinen Fall so emotional mitnehmen lassen«, sagte ich mir und malte mir Ladjas Gesicht aus, wenn er gewusst hätte, dass ich auf der Arbeit mit einem Türken flirtete.
    Ende Mai ließ ich zwei Samstage im Massagesalon ausfallen, weil ich für eine wichtige Prüfung lernen musste. Als ich danach zurückkehrte, erfuhr ich, dass Jimmy angerufen und sich nach mir erkundigt hatte.
    »Er meinte, er käme heute vorbei«, erzählte Shiva, während sie den Staub von einem Regal wischte. »Kommst du überhaupt klar mit ihm?«
    »Er ist okay«, antwortete ich und versuchte, so kühl wie möglich zu klingen.
    »Nur weil ein paar Mädchen schon mal Stress mit ihm hatten. Er hatte zu viel gekokst und wurde verbal aggressiv«, erklärte sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich erschrocken.
    »Er wollte zusätzliche Leistungen«, sagte sie und ging aus dem Raum.
    Ich fragte nicht weiter, obwohl ich gerne gewusst hätte, wie sie so sicher sein konnte, dass er Drogen nahm. Immer wenn es zwischen mir und einem Mann funkt, gibt es Probleme, dachte ich mir. Entweder kriegt er nichts auf die Reihe oder er ist verheiratet. Diesmal hatte ich offenbar das zweifelhafte Glück gehabt, einen Kokser zu erwischen.
    Als Jimmy kam, verhielt ich mich so normal wie möglich. Nach zwei Minuten mit ihm war ich überzeugt, dass Shiva sich irren musste. Wahrscheinlich hatte sie nur Gerüchte von irgendeiner Frau gehört und weitergetratscht.
    »Ich fliege nächste Woche geschäftlich nach London und bleibe ein paar Monate dort«, sagte er, als ich seine Waden knetete. Dann schwieg er, als ob er einen Kommentar von mir erwarten würde.
    »Dann werden wir uns nicht mehr sehen, denn ich arbeite nur noch bis Ende des Monats. Danach bleibe ich zu Hause«, erwiderte ich.
    Als die Stunde fast zu Ende war, spürte ich, dass es mich danach drängte, das zu tun, wovon ich schon seit längerem träumte. Ich stand auf und holte eine kleine Metalldose aus einem Regal. Ich wusste, dass darin die Kondome versteckt waren für die Frauen, die Sex anboten. Als Jimmy denGummi in meiner Hand bemerkte, schaute er mich überrascht an. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich zur schieren Vorfreude, als ich ihm das Kondom überstreifte. Danach kniete ich mich vor ihm hin – er musste mich von hinten

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