Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
fahre ich in den Süden Teneriffas, um Julia vom Flughafen abzuholen. Wir haben uns in den letzten Monaten viele E-Mails geschickt und oft telefoniert. Wie wird wohl das Wiedersehen? Ich kenne sie eigentlich gar nicht. Sie ist ganz schön mutig, einfach so ins Ungewisse zu fliegen. Als wir uns am Terminal wiedersehen, umarmt mich Julia, und wir küssen uns. Da ist es wieder, dieses Gefühl. Alles ist gut. Meine Wohnung im Norden imponiert ihr. Die Zimmer haben alle eine Glaswand mit Blick aufs Meer. Der Strand liegt direkt vor uns, und meine Terrasse ist drei Mal so groß wie das Apartment selbst.
»Und das ist das Gästezimmer«, sage ich, als ich Julia herumführe.
»Dann schlafe ich hier«, sagt Julia, und ich bin mir nicht sicher, ob das eine Frage oder eine Aussage ist.
»Nein«, sage ich, »du schläfst natürlich bei mir im Zimmer.«
Die Woche, die wir zusammen verbringen, vergeht wie im Flug. Julia kullern ein paar Tränen herunter, als wir uns am Flughafen verabschieden.
»Wann treffen wir uns wieder?«, fragt sie.
»Keine Ahnung, kann ich noch nicht sagen. Im Moment bin ich immer noch ein wenig planlos.«
Dann ist Julia auch schon auf dem Weg. Ich stehe mit meinem Wagen am Medano-Strand und schaue ihrem Flieger beim Abflug zu. Danach fahre ich zurück in den Norden. Als ich über die Hügel komme, geht im Westen gerade die Sonne unter. Sie fällt, wie fast jeden Tag, gefolgt von einem roten Glühen am Himmel in den Atlantik. »Soll ich zurück nach New York?«, denke ich. Oder doch nach Moskau? Ich kann mich nicht entscheiden und bleibe erst mal hier. Geld habe ich noch genug.
Ende September ruft mein Vermieter an. »Und?«, fragt er. »Verlängerst du den Mietvertrag noch einmal für ein Jahr?«
Spontan sage ich: »Nein, ich ziehe nach Moskau.«
Nach dem Gespräch telefoniere ich mit Victor und frage ihn, ob ich bei ihm wohnen kann, bis ich einen Job und eine Bleibe gefunden habe.
»Na klar!«, meint er. »Das sind tolle Neuigkeiten. Wir werden eine Menge Spaß haben.«
Danach buche ich meinen Flug. Meine Sachen müssen allerdings erst mal zu meiner Mutter nach Bamberg, denn ich reise ins Ungewisse. Wer weiß, wie lange ich in Moskau bleiben werde?
Anfang Oktober verlasse ich Teneriffa mit 180 Kilo Übergepäck. Draußen scheint die Sonne, und es hat immer noch 30 Grad. Die anderen Touristen staunen nicht schlecht, als ich in Teneriffa unter anderem ein Snowboard aufgebe.
Julia
Drei Monate nach meinem Umzug nach Moskau ziehe ich mit Julia zusammen. Wir haben ein günstiges Apartment mitten in der Stadt gefunden. Nun wohnen wir an der Metrostation Majakowskaja. Von dort hat Julia es nicht weit zum Bolschoi. Ich zahle fast die ganze Miete. Julia gibt einen symbolischen Betrag dazu, denn sie verdient als Ballerina weniger als 1000 Euro im Monat, und die Wohnung kostet allein 800 Euro Miete. Das Apartment hat drei Zimmer, ist aber schrecklich eingerichtet. Im Schlafzimmer hängen rosafarbene Vorhänge mit Spitze an den Enden. Die Küche ist spartanisch möbliert, und der Gasherd ist noch aus den 80ern. Das alles ist mir egal. Hauptsache, ich bin mit Julia zusammen. Ich denke, ich habe meine Traumfrau gefunden. Julia ist intelligent, sieht gut aus und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Sie geht am Morgen zum Training, kommt aber am Nachmittag, vor der Abendvorstellung, nach Hause, und wir haben viel Spaß.
Es ist Mai und nicht mehr weit bis zu Julias Geburtstag. Wir reden am Abend über ihre Party, und ich lerne, dass man in Russland seine Freunde in ein Restaurant einlädt. Das kostet dann um die 1000 Euro. Dafür bekommt man von ihnen auch ziemlich teure Geschenke. Julia erwartet Präsente im Wert von zwei- bis dreihundert Euro von ihren Freundinnen. »Mann o Mann«, denke ich. »Wie viel muss ich dann erst investieren? In den letzten Monaten hatte ich kaum Arbeit, und langsam geht mir das Geld aus.«
An diesem Abend haben wir Sex miteinander und fallen danach erschöpft in die Federbetten und schlafen. Bevor ich wegdöse, denke ich: »Was für eine Frau! Volltreffer. Die will ich heiraten.«
Am nächsten Tag steht Julia mit dem falschen Fuß auf, denn schon am Morgen provoziert sie einen Streit, obwohl es dazu gar keinen Anlass gibt. Das ist der Anfang vom Ende. Von diesem Tag an wird es immer schlimmer. Julia scheint unzufrieden mit mir, meinem Einkommen und meinem Sozialstatus. Auf der anderen Seite sagt sie mir immer wieder, dass sie mich liebt. Zwei Monate später habe ich noch
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