Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
an.
»Was habe ich dir gesagt?«, meinte er. »Hab ich doch gesagt, du kannst rufen, bis dir die Zunge raushängt, blöde Kuh. Es kommt ja doch niemand!«
»Wo sind meine Eltern?«, schrie Georg. »Raus mit der Sprache! Sonst...«
»Such sie doch!«
Da klatschte plötzlich etwas und Edgar schnellte in die Höhe.
Er hielt seine linke Backe. Georg hatte sich auf ihn gestürzt und ihm die heftigste Ohrfeige versetzt, zu der sie nur fähig war. Ehe Edgar die Hand heben konnte, um zurückzuschlagen, hatte ihn Julian schon am Kragen gepackt.
»Untersteh dich!«, warnte er. »Noch einen Mucks und du kriegst es mit mir zu tun!«
Georg versuchte Julian wegzustoßen. »Ich werd schon mit diesem Ekel fertig, lass mich!«
Aber Julian hielt sie zurück. Edgar versuchte sich zur Tür hinauszudrücken, doch dort stand Dick.
»Moment«, sagte Dick. »Bevor ich dich mit einem Tritt rausbefördere - wo sind Onkel und Tante?«
»G-r-r-r-r-r-r« , knurrte Tim so schrecklich, dass es Edgar ziemlich mulmig wurde.
Der Hund hatte die Lefzen hochgezogen und das Fell gesträubt. Es war zum Fürchten.
»Haltet den Hund fest!«, rief Edgar mit zitternder Stimme.
»Er will auf mich losgehen.«
Julian fasste Tim am Halsband. »Ruhig, Tim!«, sagte er.
»Los, Edgar, raus mit der Sprache - aber schnell, sonst setzt es was!«
»Da gibt's nicht viel zu erzählen«, berichtete Edgar und ließ dabei Tim nicht aus den Augen. »Georgs Mutter ist plötzlich kränker geworden - schlimme Schmerzen oder so was, da haben sie den Doktor geholt und sie ins Krankenhaus gebracht.
Dein Vater ist mitgefahren. Das ist alles.«
Georg ließ sich erschrocken aufs Sofa fallen. »Ach du meine Güte«, hauchte sie kaum hörbar. »Arme Mutter! Wäre ich heute nur nicht weggegangen! Wie können wir denn erfahren, was passiert ist?«
Edgar hatte sich schleunigst aus dem Staub gemacht und die Tür geschlossen, damit ihm Tim nicht folgen konnte. Auch die Küchentür war zu. Die Kinder schauten einander ratlos und erschrocken an. Arme Georg! Arme Tante Fanny!
»Irgendwo muss ein Zettel liegen«, sagte Julian und schaute sich um. Richtig, im Rahmen des alten Spiegels sah er einen Brief stecken, der an Georg gerichtet war. Georgs Vater hatte ihn geschrieben.
»Lies ihn, schnell!«, drängte Anne. »Ach, unsere Ferien im Felsenhaus fangen ja schrecklich an!«
Aufregung
Georg las den Brief laut vor.
Er war nicht sehr lang und augenscheinlich in großer Eile geschrieben.
Liebe Georg!
Mutter hat einen heftigen Anfall. Ich fahre jetzt mit ihr ins Krankenhaus. Ich bleibe dort, bis es ihr besser geht. Das kann ein paar Tage oder eine Woche dauern.
Ich rufe jeden Morgen um 9 Uhr an und teile euch mit, wie es ihr geht. Frau Stock wird für euch sorgen. Kümmere dich um alles, bis ich zurück komme!
Dein Vater
»Du lieber Gott!«, rief Anne, die ahnte, wie durcheinander Georg sein musste. Georg hatte ihre Mutter sehr gern. Sie weinte sonst niemals, aber das war auch für sie zu viel, ahnungslos nach Hause zu kommen und diese schreckliche Nachricht vorzufinden.
Keine Mutter da und kein Vater! Niemand außer Frau Stock und Edgar.
»Ich find's so schlimm, dass meine Mutter ohne Abschied weggegangen ist«, schluchzte Georg und vergrub das Gesicht in einem Kissen.
»Sie - sie kommt vielleicht nie wieder.«
»Jetzt red keinen Stuss, Georg«, sagte Julian rau. Er setzte sich neben seine Kusine und legte den Arm um ihre Schulter.
»Natürlich kommt sie wieder. Warum denn nicht? Dein Vater hat doch geschrieben, dass er bei deiner Mutter bleibt, bis es ihr besser geht - und das kann ein paar Tage dauern. Kopf hoch, Georg! Das sind wir doch gar nicht von dir gewöhnt.«
»Aber ich habe ihr nicht Auf Wiedersehen gesagt«, antwortete die arme Georg unter Tränen. »Ich hab gedacht, ihr ist bloß ein bisschen schlecht. Meint ihr, dass es sehr schlimm ist? Ich will sie besuchen.«
»Du weißt doch gar nicht, wo man sie hingebracht hat, und vielleicht würde man dich gar nicht zu ihr lassen. Am Anfang lassen sie meistens Kinder nicht rein«, sagte Dick sanft.
»Komm, wir trinken jetzt erst einmal Tee. Danach fühlen wir uns alle wohler.«
»Ich will jetzt nicht!«, rief Georg beinahe beleidigt und vergrub ihr Gesicht noch tiefer ins Kissen. Tim schmiegte sich an sie und versuchte ihre Hände zu lecken. Dabei winselte er leise.
»Der arme Tim! Er kann es gar nicht verstehen«, sagte Anne.
»Er ist ganz verstört, weil du so traurig bist, Georg.«
Da
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