Fünf Freunde Auf geheimnissvollen Spuren
zurück, wenn ich weiß, dass es ihr besser geht.«
»Vater, es ist ganz grauenhaft ohne Mutter und dich. Frau Stock ist so böse!«
»Aber Georg«, sagte ich Vater recht ungeduldig, »ihr Kinder könnt doch sicher auf euch selbst aufpassen! Ihr müsst inzwischen mit Frau Stock auskommen. Belästigt mich jetzt nicht mit solchen Dingen! Ich habe genug Sorgen.«
»Wann glaubst du, dass du wiederkommst?«, fragte Georg.
»Darf ich Mutter besuchen?«
»Nein«, erwiderte ihr Vater, »zumindest nicht in den nächsten zwei Wochen. Ich komme zurück, sobald es möglich ist. Aber jetzt kann ich Mutter nicht im Stich lassen. Sie braucht mich.
Auf Wiedersehen und macht eure Sache gut!«
Georg legte den Hörer auf und ging zu den anderen zurück.
»Wir kriegen erst morgen Bescheid über meine Mutter«, erzählte sie. »Und wir sollen uns mit Frau Stock vertragen, bis mein Vater zurückkommt. Weiß der Himmel, wann das sein wird. Es ist zum Verrücktwerden!«
Mitten in der Nacht
Frau Stock hatte so schlechte Laune, dass es am Abend überhaupt nichts zu essen gab. Julian übernahm es wieder, sich um das Abendessen zu kümmern, aber er fand die Küchentür verschlossen.
Er ging zu den anderen zurück, die mit düsteren Gesichtern herumsaßen, denn sie waren alle hungrig. »Sie hat die Küchentür abgeschlossen«, meldete er. »Ein schreckliches Weib! Wir werden wohl heute aufs Abendessen verzichten müssen.«
»Nein, wir warten, bis sie ins Bett gegangen ist«, schlug Georg vor. »Dann durchstöbern wir die Speisekammer.
Irgendetwas werden wir schon finden.«
Sie gingen mit knurrenden Mägen zu Bett. Julian blieb wach, bis Frau Stock und Edgar sich schlafen legten. Endlich war es so weit. Als er sie hinaufgehen hörte und sicher war, dass sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, schlich er hinunter in die dunkle Küche. Als Julian gerade das Licht einschalten wollte, hörte er jemanden tief einatmen. Wer konnte das sein?
War es Stinker? Nein, ein Hund war das nicht. Das war ein Mensch!
Julian stand mit der Hand am Lichtschalter und zögerte. Ein wenig Angst hatte er auch. Ein Einbrecher? Nein, Diebe pflegen nicht in den Häusern einzuschlafen, die sie ausrauben wollen. Wer war es dann? Julian knipste das Licht an. Auf dem Sofa lag ein kleiner Mann und schlief fest mit weit geöffnetem Mund.
Ein abscheulicher Anblick! Der Mann war unrasiert, Backen und Kinn schimmerten blau-schwarz. Noch länger schien er sich nicht gewaschen zu haben, denn seine Hände und Fingernägel waren schwarz. Er hatte ungekämmte, viel zu lange Haare und seine Nase sah genauso aus wie die von Edgar.
Das muss Edgars Vater sein, fiel Julian schlagartig ein. Der arme Edgar! Kein Wunder bei solchen Eltern, dass der Bengel so verkommen war. Der Mann schnarchte. Julian überlegte.
Er wollte brennend gern in die Speisekammer gehen, aber er hatte keine besondere Lust, den Mann dabei zu wecken und sich mit ihm herumzustreiten. Vielleicht hatten Onkel und Tante erlaubt, dass Frau Stocks Mann von Zeit zu Zeit hier schlief, wenn es auch kaum zu glauben war. Julian hatte einen Bärenhunger. Der Gedanke an die guten Sachen in der Speisekammer machte ihn mutig. Er schaltete das Licht aus und schlich im Dunkeln auf die Speisekammer zu. Dann öffnete er leise die Tür und tastete die Regale ab. Ah, das fühlte sich wie eine Pastete an! Er nahm sie und roch daran. Es duftete nach Fleisch. Eine Fleischpastete, gut.
Er tastete weiter das Brett entlang. Wo waren denn die Marmeladentörtchen? Aha, hier blieb sein Finger an etwas kleinem Runden, Flachen und in der Mitte Klebrigen stecken!
Nun, eine Fleischpastete und Marmeladentörtchen könnten eigentlich genug sein für vier hungrige Kindermägen!
Julian nahm die Pastete und die Platte mit den Törtchen und ging vorsichtig aus der Speisekammer. Die Tür stieß er mit dem Fuß zu. Dann drehte er sich um und wollte die Küche verlassen. Aber in der Dunkelheit nahm er den falschen Weg und lief unglücklicherweise genau auf das Sofa zu. Julian musste abrupt abbremsen, dadurch rutschte eines der Törtchen vom Tablett und landete direkt auf dem offenen Mund des schnarchenden Mannes.
»Peng«, murmelte Julian und begann sich lautlos zurückzuziehen.
Er hoffte, der Mann werde sich umdrehen und weiterschlafen.
Aber das Törtchen klebte mit der Marmeladenseite auf seinem Kinn und dadurch wurde er ganz wach. Mit einem Ruck setzte er sich auf.
»Wer da? Bist du das, Edgar? Was machst du
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