Fünf Freunde und der Zauberer Wu
hat er einen Unfall gehabt oder was weiß ich!«
»Schon gut, Georg. Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Julian zu seiner Kusine. »Wetten, daß der Gute kerngesund ist?
Wahrscheinlich hat er vergessen, um wieviel Uhr dein Zug ankommt.
Also bis nachher!«
Die beiden Vettern und ihre Schwester Anne machten sich auf den Weg. »Georg ist ein richtiger Glückspilz, daß sie eine eigene Insel besitzt!« schwärmte Anne. »Wenn man sich überlegt, daß die seit Jahren und Jahrzehnten ihrer Familie gehört. Und dann kriegt Georg sie eines Tages von ihrer Mutter geschenkt! Hoffentlich ist alles in Ordnung mit dem Hund! Es wären gar keine richtigen Ferien, wenn mit Tim irgend etwas nicht stimmte.«
»Wenn ihm was fehlt, zieht Georg bestimmt zu ihm in die Hundehütte«, spottete Dick kichernd. »Ah! Jetzt schaut aber mal, wie schön die Bucht da vor uns liegt, und da ist auch unser Inselchen!«
»Und immer noch kreisen Möwen darüber hin und schreien wie die Katzen!« rief Julian fröhlich aus. »Und die Schloßruine ist auch noch da! Ein Wunder, daß die noch nicht zusammengekracht ist, aber soviel ich sehe, ist kein Steinchen aus dem Gemäuer rausgefallen!«
»Was sich allerdings aus solcher Entfernung kaum feststellen läßt«, bemerkte Anne trocken, konnte sich aber dennoch an dem vertrauten Bild nicht satt sehen. »Ist er nicht himmlisch, so ein erster Ferientag? Wenn man bedenkt, daß wir die ganze Zeit noch vor uns haben!«
»Ja, aber dann, nach ein paar Tagen sausen die Ferien nur so vorbei«, meinte Julian seufzend. »Ob Georg inzwischen daheim angekommen ist?«
»Bestimmt. Habt ihr nicht gemerkt, daß ihr Taxi uns schon vor einer Ewigkeit überholt hat? Wetten, daß sie den Fahrer bestochen hat, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen?«
»Schaut, da drüben sieht man die Schornsteine vom Felsenhaus!« sagte Dick, »aber nur aus einem steigt Rauch auf.«
»Komisch, wieso nur aus einem?« wunderte sich Julian.
»Gewöhnlich haben sie das Herdfeuer in der Küche brennen und dann noch in Onkel Quentins Arbeitszimmer eingeschürt. Er friert doch immer so erbärmlich, wenn er stundenlang über seinen Formeln brütet. Aber meistens merkt er ja sowieso nicht, ob’s warm oder kalt ist.«
Über Annes Gesicht glitt ein Hoffnungsschimmer. »Vielleicht ist er nicht da!« mutmaßte sie, denn sie fühlte sich in der Gegenwart ihres oft aufbrausenden Onkels immer etwas unbehaglich. »Ich finde, Georgs Vater könnte sich ruhig hin und wieder einen Urlaubstag gönnen. Das wär’ für alle eine angenehme Überraschung.«
»Na, hoffentlich gehen wir ihm nicht zu sehr auf den Wecker!
Wirklich, Tante Fanny hat’s nicht leicht, wo er bei jeder Gelegenheit mit den Leuten rumschreit. Wir wollen uns möglichst verdrücken und die meiste Zeit draußen sein.«
Die drei hatten das Landhaus jetzt fast erreicht. Als sie sich dem vorderen Gartentor näherten, kam ihnen Georg schon über den Kiesweg entgegengerannt. Sie schien völlig aufgelöst zu sein und heulte.
»Ach du lieber Himmel, sieht ganz danach aus, als wär’ doch was mit Tim los«, murmelte Julian erschrocken.
Sie rannten ihr entgegen, und Anne rief ihrer Kusine zu: »Was ist denn los, Georg, was gibt’s? Was hast du? Stimmt mit Tim irgend etwas nicht?«
»Wir können nicht dableiben«, schluchzte Georg. »Wir müssen weg von hier! Es ist ganz was Schli… i… im-mes…«
»Was, zum Teufel, ist denn los? So sag doch endlich einen Ton!« schrie Dick aufgeregt. »Was ist passiert? Haben sie ihn überfahren, oder was ist?«
»Nei – ein – mit Timm – ist nichts«, stammelte Georg und wischte sich mit der Hand die Tränen ab, denn in der Aufregung vergaß sie, ihr Taschentuch zu benutzen.
»Es ist wegen Johanna, unserer Köchin. Sie hat… die hat…«
Wieder wurde sie von Schluchzen geschüttelt.
»Was hat sie? Was ist mit ihr?« drängte Julian, und seine Phantasie erging sich in grausigen Vorstellungen.
»Georg, jetzt laß dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!« fuhr Anne sie an und versuchte, ruhig zu wirken, obwohl auch sie das Schlimmste befürchtete.
»Johanna hat Scharlach«, platzte Georg heraus. »Und darum können wir nicht hierbleiben.«
»Und warum nicht?« fragte Dick, der erleichtert aufatmete.
»Sie kann doch ins Krankenhaus gebracht werden, und wir helfen deiner Mutter. Die arme alte Johanna! Aber deswegen brauchst du doch keinen solchen Wirbel machen. Ich hab’ schon wunder was gedacht! Scharlach ist doch
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