Fünf Freunde und der Zauberer Wu
als ob er weint«, erzählte Brummer. »Er hat mir echt leid getan. Der arme Kerl kann nicht verstehen, warum sich Mr. Wu schon den ganzen Vormittag nicht um ihn kümmert. Einen ganz elenden Eindruck hat er gemacht.
Und er frißt bestimmt auch nichts.«
»Jenny, ich glaube, Sie sollten jetzt die Polizei benachrichtigen«, meinte Julian. »Nicht nur, weil Georg den Zauberkünstler und seinen Komplizen auf ihrer Insel ausgesetzt hat, sondern auch, weil der schurkische Rechenkünstler mit Sicherheit nicht nur die Unterlagen von Professor Hayling gestohlen hat. Der Himmel weiß, was er Charlie noch alles hat klauen lassen, in wie viele Häuser er den braven Kerl geschickt hat und wie manche steile Wand der hinaufklettern mußte.«
»Ja, sicher hat es überall dort, wo der Zirkus aufgetreten ist, Diebstähle gegeben«, vermutete Jenny und befürchtete, daß oft Unschuldige verdächtigt worden seien.
Anne überlegte etwas ganz anderes. »Was wird denn aus dem armen Charlie, wenn sein Herrchen ins Gefängnis muß?«
»Ich bin sicher, Achim nimmt ihn«, meinte Brummer zuversichtlich. »Er und der Affe sind ja richtige Freunde. Und Charlie wird sich bei Achim und Großvater Tapper auch wohl fühlen.«
»So, mein Junge«, wandte sich Jenny an Brummer. »Ich wäre dafür, daß du deinem Vater jetzt Bescheid sagst. Er hat von dem ganzen Wirbel ja kaum was mitgekriegt und das wenige wahrscheinlich auch wieder vergessen, und er wird keine Zeit haben – wie immer. Aber das ist nun eine Sache, die er und niemand anders in die Hand nehmen sollte. Wenn du ihn herholst, kann auch Georg Bericht erstatten. Dann wird ihm schon nichts anderes übrigbleiben, als die Polizei zu verständigen. Mr. Wu hat freilich nichts zu lachen, denn der sitzt schwer in der Klemme.«
Brummer geht also, in Schelms Begleitung natürlich, und sucht seinen Vater. Doch was ist da plötzlich für ein seltsames Geräusch zu hören? Das klingt ja genau, als ob eine schwere Maschine den Berg hinaufkeucht. Brummer, treib die Leute nicht zum Wahnsinn! Du wirst deinen Paps so auf die Palme bringen, daß er dich hinauswerfen und kein Wort von dem anhören will, was du ihm zu sagen hast!
Aber der Professor hörte entsetzt zu. Und als sein Sohn geendigt hatte, griff er zum Telefon und rief die Polizei an. Das bedeutete, daß Mr. Wu, dem großen Zauberer, eine recht unangenehme Zeit in einer Gefängniszelle bevorstand, in der ihm all seine schlauen Künste nichts helfen würden. Es sollte sich herausstellen, daß er noch eine ganze Menge anderer Dinge auf dem Kerbholz hatte. Charlie mußte sich wohl oder übel damit abfinden, daß seine Zeit als Kletterkünstler fürs erste vorbei war.
»Nun wäre also dieses Abenteuer auch wieder vorüber!« seufzte Georg bedauernd. »Dabei war es so wundervoll aufregend. Ich bin froh, daß du das Rätsel gelöst hast, Brummer. Ein Glück, daß dieser schuftige Wu die Uhr nicht entdeckt hat. Er hätte sie dem alten Charlie bestimmt weggenommen. Dann hätten wir keine Beweise gehabt.«
»Was ich gern wüßte, ist, ob Paps einverstanden wäre, daß ich Charlie zu mir nehme, solange Mr. Wu im Gefängnis sitzt!« überlegte Brummer laut, was einen Entsetzensschrei von Jenny auslöste.
»Untersteh dich, deinem Vater auch nur einen Mucks davon zu sagen, Brummer, dann geh’ ich aus dem Haus, und du siehst mich nie wieder!« erklärte sie unerbittlich. »Dieser Schimpanse, er wäre den ganzen Tag in meiner Küche – o doch, widersprich mir nicht!
Nach und nach verschwänden sämtliche Vorräte aus meiner Speisekammer. Nein, dein Schelm reicht mir vollauf!«
»Aber Jenny, ist ja gut, beruhig dich nur wieder!« sagte Brummer kichernd. »Ich werde mir Charlie nicht ausborgen, ehrlich nicht. Er könnte bestimmt nur halb so gut kochen wie du. Allerdings, wenn ich mir vorstelle, was für ein vorzüglicher Spielgefährte für Schelm…«
»Brummer, noch ein einziges Wort und ich mach’ die Tür von außen zu, aber für immer!« drohte Jenny.
»Wie wär’s übrigens, wenn du ein bißchen auf deinen Affen achten wolltest. Das kleine Biest hat das Marmeladentöpfchen halb leergeschleckt. Da, da, schaut euch nur seinen klebrigen Bart an!
Meine Güte, Kinder, bin ich froh, wenn hier wieder alles seinen geregelten Gang geht! Hoffentlich habt ihr jetzt noch ein paar ruhige, nette Ferientage.«
»Liebe Jenny«, schmeichelte Georg. »Es war ja wirklich eine aufregende Zeit, nur daß ich jede Minute genossen habe. Ruhige, nette Ferientage
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