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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Ordens erteilten Rate veranlaßt gesehn hatte: »das Herrenmeisteramt nicht auf seinen Sohn übergehen zu lassen«. Danach wurde denn auch verfahren, und der Prinz mußte (wie vielfach) für das leiden, was er durch seine der freien und freisten Meinung Ausdruck gebende Haltung selbst verschuldet hatte. [Image: Zurück]
 
Beim Hinscheiden Kaiser Friedrichs (15. Juni 1888) ist die Frage nach der eigentlichen Todesursache des Prinzen Friedrich Karl wieder aufgeworfen worden und dabei mehrseitig von einem auch bei diesem letztren vorhanden gewesenen Krebsleiden gesprochen worden. Aber mit Unrecht. Eine Notiz der »National-Zeitung« erklärt dies Gerücht aus folgendem. Ein Jahr vor dem Tode des Prinzen wandelte sich eine bis dahin harmlose kleine Hautwarze auf der rechten Wange unterhalb des Auges in eine bösartige Neubildung um, die mit dem medizinischen Ausdruck ›Epithelium‹ ( Krebs der Haut) bezeichnet wird. Professor von Bergmann schlug die operative Entfernung der Warze vor, welche damals noch klein und unbedenklich war. Nachdem Kaiser Wilhelm I. seine Zustimmung zur Operation erteilt hatte, wurde dieselbe von Professor von B. mit bestem Erfolge ausgeführt. Die Operationswunde heilte glatt und sicher, und Prinz Friedrich Karl hatte seitdem keinerlei Belästigung davon. Ein Rezidiv ist nicht aufgetreten.. ._.
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10. Kapitel
Dreilindens Umgebung
    Dreilinden ist, nach allen Seiten hin, von landschaftlich und historisch anziehenden Plätzen, darunter Pfaueninsel, Kohlhasenbrück, Jagdschloß Stern, Kleinmachnow, Gütergotz (jetzt von Bleichröderscher Besitz), umgeben. In engerem Kreise liegen: Bensch' Grab, Kleists Grab, Stolpe (mit der Stolper Kirche) und die Kirche von Nikolskoë .
    Diesen vier Punkten wenden wir uns zum Schlusse zu.  
1. Bensch' Grab
    Salz- und Schiffahrtsdirektor Bensch (s. S. 336 ), der eigentliche Schöpfer der erst später, 1865, zum »Rittergute Düppel« erhobenen Kolonie Neu-Zehlendorf, hing an dieser seiner Schöpfung derart, daß er, trotzdem er sich 1856 derselben entäußerte, doch auf ihr begraben sein wollte. Das geschah dann auch, und zwar in unmittelbarer Nähe von Dreilinden.
    Bensch' Grab , wie im Volksmunde die Stelle heißt, ist nicht bloß ein Grab, sondern ein Friedhof und besteht aus zwei mitten im Walde gezogenen Kreisen, einem weiteren Laubholz - und einem engeren Nadelholz kreis, in dessen Mittelpunkte sich ein holzumgittertes, großes und von einem alten Lindenbaum überschattetes Familiengrab befindet. Alles von Efeu dicht überwachsen und voll jenes eigentümlichen Zaubers, den immer nur die Begräbnisplätze haben, die sich von aller Kunst fernzuhalten und sich statt dessen an die Natur möglichst eng anzuschließen wissen. Es hat das allertiefste Zusammenhänge mit dem »Wieder-zu-Erde-Werden«, ein natürlicher Prozeß, den wir sowenig wie möglich gestört sehen wollen. Die mehr oder minder zwangvoll herangezogene künstlerische Betätigung, die, je nachdem, ins Museum oder in die Kapelle gehört, wirkt draußen wie Disharmonie. Keine gegossenen Kreuze, mit dem Schmetterling oder dem Engel mit der gesenkten Fackel darauf, haben mich je so tief bewegt wie die Feldsteingräber in Jütland und Schleswig oder hier dies unter Bäumen geborgne »Bensch'sche Grab«. Unvergeßne Stunde, die mich in seine mystisch gezogenen Kreise führte! Die Dämmrung war gekommen, eine Himbeerhecke duftete, tiefer im Walde schlugen die Nachtigallen, und die Mondessichel (ein Ring, eine Linie nur) stand hoch über uns im Blauen.  
2. Kleists Grab
    Ein noch größeres Interesse weckt das etwa 1000 Schritt von Dreilinden unmittelbar am kleinen Wannsee gelegene Grab von Heinrich von Kleist . Erst der Prinz erwarb diesen Uferstreifen. Die Stätte selbst ist seit Eröffnung der in geringer Entfernung vorüberführenden Grunewaldbahn eine vielbesuchte Pilgerstätte geworden, und in schöner Jahreszeit vergeht wohl kein Nachmittag, an dem nicht Sommervergnüglinge von Station Neu-Babelsberg her aufbrechen, um, am Wannsee hin ihren Weg nehmend, dem toten Dichter ihren Besuch zu machen.
    Der Weg von Dreilinden her aber ist ein andrer und mündet erst in verhältnismäßiger Nähe von »Kleists Grab« in einen sowohl dem Neu-Babelsberger wie dem Dreilindner Wege gemeinschaftlichen, von Werft und Weiden umstandenen Wiesenpfad ein, der auf die (wie schon hier bemerkt werden möge) sich dem Auge völlig entziehende Begräbnisstätte zuführt.
    An obenerwähntem Einmündungspunkte

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