Fünf Schlösser
Ludwig Heydert, nachher berufenen Königlich preußischen Oberhofgärtner, aus welcher Ehe eine Tochter entsprossen, die in ihrem ersten Jahre in Holland verstorben. Sie (Frau Maria Margarethe) endete ihr ruhmvolles Leben in christlicher Aussicht zur Ewigkeit zu Potsdam den 29. Dezember 1777. Dies setz ich Dir in Lieb und Pflicht. Joachim Ludwig Heydert.
Grabschrift rechts . Hier ruht die Asche des Königlichen Hofgärtners Joachim Ludwig Heydert, 1716 am 8. August zu Klein-Glienicke bei Potsdam (wo der Herr Vater als Königlicher Gärtner und Planteur gestanden) geboren. Den 21. April 1733 ist weiland derselbe in den Königlichen Gärten bei dem Königlichen Hofgärtner Herrn Saltzmann in die Lehre getreten und anno 1736 in die Fremde gegangen. Zuerst nach Sachsen und Kopenhagen; dann nach Holland, wo derselbe 17 Jahre lang konditionierte, später aber von Ihro Majestät dem hochseligen Könige von Preußen, Friedrich II., engagiert worden ist. Hat sich dreimal verheiratet und hinterläßt aus der letzten Ehe zwei Söhne. Gründer einer Stiftung, von deren Kapital die armen Kinder Freischule haben. Starb den 3. Januar 1794.
Außer diesem Epitaphium und der dazugehörigen Heydertschen Gruft fand man im Mittelschiff der Kirche noch ein zweites Gewölbe mit einem noch wohlerhaltenen eichenen Sarge. Der Sage nach sollte dies der Sarg der Frau des Hans oder Michael Kohlhas sein, die, so hieß es in der Dorfsage, »mit fast fürstlichem Gepränge, auf einem mit schwarzem Tuche ausgeschlagenen Wagen, von Kohlhasenbrück nach Stolpe geschafft und in der dortigen Kirche beigesetzt worden sei«. Dieser Spinnstubengeschichte gegenüber hat Rentier Heydert, ein Nachkomme der in der Kirche zu Stolpe ruhenden Familie Heydert, darauf hingewiesen, daß sein Urgroßvater, der Königliche Hof- und Obergärtner Joachim Ludwig Heydert, wie das Epitaphium mit seinen Inschriften auch hervorhebt, drei mal verheiratet gewesen sei, von dessen drei Frauen eine jede das Recht der Beisetzung in der Kirche zu Stolpe gehabt habe. Da nun aber für die dritte Frau schließlich kein Platz mehr in der ursprünglichen Familiengruft vorhanden gewesen sei, so sei noch diese Nebengruft gebaut worden. Eine Vermutung, die ihm durch den merkwürdigen Kopfputz der in dieser Gruft beigesetzten Frauenleiche bestätigt werde. Denn zwei der Heydertschen Ehefrauen seien Holländerinnen gewesen, die stets einen eigentümlichen Kopfputz getragen hätten. Und damit sei denn ein für allemal widerlegt, daß dies Nebengewölbe – jetzt zugeschüttet, während man das andere belassen hat – die Gruft der Kohlhasin gewesen sein könne. 1)
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Dieser Annahme des Rentiers Heydert ist nur zuzustimmen. Jedenfalls ist die, die hier ruhte, nicht die Frau des Hans Kohlhas gewesen (Kleist nennt ihn irrtümlich Michael). Alle diese Sagen entstammen der alten, längst widerlegten Annahme, daß Kohlhase in dem dicht bei Stulpe gelegenen Kohlhasenbrück gelebt habe. Dies ist aber falsch. Kohlhasenbrück hat mit Kohlhase weiter nichts zu schaffen als das eine, daß der für sein Recht kämpfende Roßkamm sich an ebendieser Stelle verbarg und von hier aus den kurfürstlichen Hüttenfaktor Conrad Drahtzieher überfiel und beraubte. Was dann mit Kohlhas' Hinrichtung (er ward aufs Rad geflochten) endigte. Kohlhas wohnte in Berlin, Fischerbrücke Nr. 27, in einem Hause, das noch im Jahre 1866 in seiner alten Gestalt bestand und Stallung für vierzig Pferde hatte. Erst 1867, nachdem es noch im Jahre vorher als Lazarett gedient, ward es umgebaut und in ein Gasthaus modernen Stils verwandelt. Beim Umbau wurden einige Münzen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gefunden. ._.
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Anhang zum Kapitel »Liebenberg«
Vom 14. Oktober 1806 bis 18. Oktober 1813
Sieben Jahre Welt- und Landesgeschichte vom Standpunkt eines märkischen Herrensitzes aus
In einer Reihe von Aufsätzen über »Liebenberg und die Hertefelds«, die zu Beginn dieses Jahres an ebendieser Stelle veröffentlicht wurden, hab ich vor allem auch die Gestalt Friedrich Leopolds von H. (des Vaters des »letzten Hertefelds«) zu zeichnen gesucht, und zwar nach seinen eigenen, an seine Tochter Alexandrine Danckelmann gerichteten Briefen.
Ebendiese Briefe jedoch geben nicht bloß ein Bild seiner Person, sondern zugleich auch ein Bild seiner Zeit , an welches Zeitbildliche sich aus dem Moment heraus überall auch ein Zeitraisonnement anschließt. Er war so scharf in Beobachtung und Urteil, daß es ihm
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