Fünf Schlösser
Mutter zu meinen Gunsten waren. Was mich allerdings über den endlichen Ausgang der Sache beruhigte.
Bald danach, als ich einen höher gelegenen Punkt erreicht hatte, hielt ich noch einmal an und überschaute das vor mir ausgebreitete landschaftliche Bild. Nach Westen hin lagen Fluß und Wald in einem goldnen Abendschimmer, und Villentürme, Kiosks und Kuppeln wuchsen daraus empor. Alles, was ich sah, war Leben, Reichtum, Glück. Und daneben gedacht ich des Dichtergrabes , das einsam ist, trotz der Neugier, die jetzt tagtäglich nach ihm pilgert. Aber ich gedachte zugleich auch der unbekannten Hand, die vor wenig Stunden erst einen Feldblumenstrauß in jenes Häuflein Erde gepflanzt hatte, und getröstete mich: »Eine Hand voll Liebe besiegt jedes Geschick.«
3. Die Kirche zu Stolpe
Stolpe, Stolpeken oder Wendisch-Stolpe scheint – so schreibt Berghaus, dem ich die Verantwortung dafür zuschiebe – das am frühesten in unserer Landesgeschichte genannte Teltow-Dorf zu sein. 1197. Es war eine wendische Besiedlung, auf der sich bis diesen Tag zahlreiche Totenurnen vorfinden. Im übrigen gedeiht hier, und zwar in besonderer Vortrefflichkeit, die Teltower Höhe, nachdem die Bevölkerung jahrhundertelang vorwiegend von Fisch- und Honigfang gelebt hatte. Die Lage des Dorfes ist sehr malerisch, wozu die von Wannsee bis nach Klein-Glienicke sich hinziehende Seenkette das Ihrige beiträgt. Bis zur Reformation gehörte Stolpe zum Brandenburger Bistum, nach welcher Zeit es zum Amte Ziesar und dann zum Amte Potsdam kam. Dahin ward es eingepfarrt, und seine hochgelegene Kirche zeichnete sich, neben andrem, auch durch eine große Glocke aus.
Das ging so bis 1848, wo die große Glocke sprang, und als bald danach die ganze, noch der gotischen Zeit entstammende, zur Zeit des Großen Kurfürsten oder ersten Königs aber umgebaute Kirche baufällig wurde, beschloß man regierungsseitig, alles von Grund aus abzutragen und genau an Stelle der alten Kirche die Fundamente zu einer neuen zu legen. Bei diesen Fundamentierungsarbeiten stieß man auf zwei Grüfte, von denen eine sogleich als Erbbegräbnis der Hofgärtnerfamilie Heydert erkannt wurde, deren Ahnherr, Martin Ludwig Heydert, kurfürstlicher Hofgärtner zu Neu-Glienicke, sich bei Gelegenheit des vorerwähnten, in die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts fallenden Umbaues der Stolper Kirche durch eine reiche Beisteuer von 800 Talern derart wohlverdient gemacht hatte, daß ihm das Recht auf Anlegung einer Familiengruft in besagter Kirche bewilligt wurde. Martin Ludwig Heydert starb 1728 und bezog nun, als erster, die wahrscheinlich zu seinen Lebzeiten gebaute Gruft. Ob auch seine zwei Frauen hier beigesetzt wurden, stehe dahin; jedenfalls aber fanden sein jüngster Sohn und eine seiner Schwiegertöchter ihren Platz an seiner Seite. Das erhellt mit Bestimmtheit aus einem in den Neubau der Kirche mit hinübergenommenen, von Gestalten des Todes und der Trauer eingefaßten Epitaphium, das der junge Heydert ( Joachim Ludwig) zu nicht näher zu bestimmender Zeit dem Andenken seines Vaters Martin Heydert errichtete, bei welcher Gelegenheit neben dem etwas vorspringenden und mit des Vaters Grabschrift ausgefüllten Mittelfelde zwei reich ornamentierte Seitenfelder freigelassen wurden, in die dann später einerseits die Grabschrift des Sohnes, andererseits die der Schwiegertochter eingetragen werden sollte. Was auch geschah. Mit Hilfe dieser drei Grabschriften lesen wir jetzt die Geschichte der Familie Heydert von dem ihrem Andenken errichteten Steine herunter.
Die Grabschriften selbst aber lauten wie folgt.
Mittlere Grabschrift . Dieses Denkmal decket die Asche des weiland Herrn Martin Heydert, geboren 1656 in Rathe im Fürstentum Oels in Schlesien. Hat im fürstlichen Garten (zu Oels) die Gärtnerei erlernt. Hernach von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus Holland als Gärtner und Planteur nach Klein-Glienicke berufen, den 18. Februar 1686. Ist gestorben im August 1728. Er war zweimal verheiratet und zeugete 5 Söhne und 3 Töchter, von denen zwei Töchter und der jüngste Sohn noch itzt am Leben sind. Dieser noch lebende jüngste Sohn hat nach seines Vaters Letztem Willen dieses Denkmal setzen lassen.
Grabschrift links . Allhier ruhet in Gott Frau Maria Margarethe Heydert, geborene Kroocken (wahrscheinlich Krogh), geboren in Dänemark den 11. November 1715, verwaist erzogen von ihrer Tante in Holland, verehelicht daselbst den 26. März 1752 mit Herrn Joachim
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