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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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guten Dick besonders beunruhigte und reizte, war der Umstand, daß Fergusson seit einiger Zeit einen unerträglichen Mißbrauch mit der ersten Person Pluralis der Pronomina trieb:
    »Wir werden an dem und dem bereit sein …, wir werden dann und dann abreisen« …, »wir werden da und da vorgehen« …, hieß es bei jeder Gelegenheit.
    Und ebenso machte er es mit dem Possessiv-Pronomen in der Einzahl wie in der Mehrzahl:
    »Unser« Ballon …, »unser« Schiff …, »unsere« Entdeckungsreise …, »unsere« Vorbereitungen …, »unsere« Entdeckungen …, »unsere« Steigungen … und dem armen Schotten schauderte dabei die Haut, obgleich er fest entschlossen war, nicht zu reisen.
    Aber er mochte seinem Freunde auch nicht zu sehr widersprechen, und wir wollen sogar gestehen, daß er sich ganz in der Stille aus Edinburg zur Reise geeignete Kleider hatte nachschicken lassen.
    Eines Tages, als er sich herbeigelassen hatte, zuzugestehen, daß bei einem unverschämten Glück die Chancen für ein Gelingen des Unternehmens etwa wie eins zu tausend ständen, that er so, als füge er sich den Wünschen des Doctors; begann aber, um die Reise weiter in die Ferne zu rücken, eine lange Reihe der mannigfachsten Ausflüchte.
    Er verbreitete sich darüber, ob die Expedition wirklich nützlich und zeitgemäß, ob diese Entdeckung der Nilquellen in der That nothwendig sei? … ob man sich würde sagen können, daß man für das Glück der Menschheit gearbeitet habe? … und ob die Völkerstämme Afrikas sich, wenn sie der Civilisation zugänglich gemacht wären, dadurch glücklicher fühlen würden? …
    Ob man übrigens darüber ganz sicher sei, daß die Civilisation nicht vielmehr dort, als in Europa angetroffen werde? … Vielleicht ja. – Und ob man nicht noch mit der Expedition warten wolle? … Man würde einst gewiß auf mehr praktische und weniger lebensgefährliche Weise Afrika durchreisen … Wer weiß, ob das nicht schon in einem Monat, in einem halben Jahr der Fall sein könne; vor Ablauf eines Jahres würde ohne allen Zweifel irgend ein Entdeckungsreisender dahin kommen …
    Diese Andeutungen brachten eine Wirkung hervor, die durchaus nicht beabsichtigt war; der Doctor gerieth vor Ungeduld außer sich.
    »Möchtest Du unglücklicher Dick, Du falscher Freund, denn wirklich, daß solcher Ruhm einem Andern zu Gute käme? Soll ich meine ganze Vergangenheit Lügen strafen? vor Hemmnissen, die keine wirklichen Hindernisse sind, zurückbeben? mit feigem Zögern vergelten, was die englische Regierung und die Königlich Geographische Gesellschaft zu London für mich gethan haben?
    – Aber …, begann von Neuem Kennedy; er schien eine ganz besondere Vorliebe für diese Conjunction zu haben.
     

    Dick durchreist Afrika – auf der Karte. (S. 32.)
     
    – Aber, fuhr der Doctor fort, weißt Du denn nicht, daß meine Reise mit den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Unternehmungen in Concurrenz treten soll? Daß schon wieder neue Entdecker sich rüsten, um nach Central-Afrika zu gehen?
    – Aber …
    – Höre mich genau an, Dick, und wirf einen Blick auf diese Karte.«
    Dick ergab sich in sein Schicksal und that, wie ihm geheißen.
    »Verfolge den Lauf des Nil, sagte Fergusson, und reise nach Gondokoro.«
    Kennedy dachte, wie leicht doch solche Reise sei … auf der Karte.
     

    Joe, der Diener ohne Gleichen. (S. 36.)
     
    »Nimm eine der Spitzen dieses Zirkels, versetzte der Doctor, und setze sie auf diese Stadt, über welche die Kühnsten kaum hinaus gekommen sind. Und jetzt suche an der Küste die Insel Zanzibar, unter dem 6.° südl. Breite. Folge sodann diesem Parallelkreise bis Kaseh, gehe an dem 33. Längengrade entlang bis zum Beginn des Ukerewe-Sees, der Stelle, bis zu welcher der Lieutenant Speke kam.
    – Ich bin glücklich am Ziel! Noch etwas weiter, und ich wäre in den See gefallen.
    – Nun, weißt Du wohl, was man nach den von den Ufervölkern gegebenen Belehrungen mit Recht voraussetzen darf?
    – Ich habe keine Ahnung.
    – Daß dieser See, dessen unteres Ende unter 2°30’ Breite liegt, sich gleichfalls zwei und ein halb Grad über den Aequator erstrecken muß.
    – Wirklich?
    – Nun geht aber von diesem nördlichen Ende ein Wasser aus, das sich nothwendig mit dem Nil vereinigen muß, wenn es nicht der Nil selbst ist.
    – Das wäre merkwürdig.
    – Setze nun die andere Spitze Deines Zirkels auf dieses Ende des Ukerewe-Sees. Wie viel Grade zählst Du zwischen den beiden Spitzen?
    – Kaum zwei

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