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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gallonen Schwefelsäure, sechzehntausendundfünfzig Pfund Eisen und neunhundertsechsundsechzig Gallonen Wasser verwenden.
    Diese Operation begann in der folgenden Nacht gegen drei Uhr Morgens, und sie nahm beinahe acht Stunden in Anspruch. Am folgenden Morgen schwebte das Luftschiff, mit seinem Netz bedeckt, anmuthig über der, durch eine große Zahl von Erdsäcken zurückgehaltenen Gondel. Der Aufblähungsapparat wurde mit äußerster Sorgfalt in Thätigkeit gesetzt, und die von dem Luftschiff ausgehenden Röhren genau an dem cylindrischen Kasten befestigt.
    Anker, Stricke, Instrumente, Reisedecken, Zelte, Lebensmittel und Waffen mußten den ihnen angewiesenen Platz in der Gondel einnehmen; der Wasservorrath wurde aus Zanzibar herbeigeschafft, und die zweihundert Pfund Ballast, in fünfzig Säcke vertheilt, im untern Raum der Gondel, jedoch so, daß man sie leicht erreichen konnte, aufgestaut.
    Diese Vorbereitungen hatten gegen fünf Uhr Abends ihr Ende erreicht, Posten hielten fortwährend um die Insel herum Wache, und die Boote des Resolute durchfurchten den Canal nach allen Seiten.
    Die Neger fuhren indessen fort, ihren Zorn durch Geschrei, Grimassenund wunderliche Körperverdrehungen an den Tag zu legen; Zauberer eilten unter den gereizten Gruppen hin und her, ihre Wuth zu hellen Flammen anschürend, und einige Fanatiker versuchten, die Insel schwimmend zu erreichen, wurden jedoch zurückgeworfen.
     

    Alsdann begannen die Zaubersprüche und Beschwörungsformeln; die Regenmacher, welche vermeinen, den Wolken gebieten zu können, riefen die Orkane und »Platzregen von Steinen« 1 zu ihrer Hilfe herbei. Dazu pflückten sie Blätter von allen verschiedenen Bäumen des Landes ab, und ließen sie bei gelindem Feuer aufkochen, während man einen Hammel schlachtete, indem man ihm eine lange Nadel in’s Herz bohrte. Aber trotz ihrer Ceremonien blieb der Himmel klar, und sie hatten ihren Hammel umsonst geschlachtet und ihre Faxen vergebens gemacht.
    Die Neger ergingen sich nun in rasenden Orgien, indem sie sich in »Tembo«, einem dem Kokosnußbaum extrahirten Liqueur, und in einem außerordentlich zu Kopfe steigenden Bier, »Togwa« genannt, berauschten. Ihre Gesänge ohne eigentliche Melodie, aber in sehr genauem Tact vorgetragen, folgten einander bis tief in die Nacht hinein.
    Gegen sechs Uhr Abends vereinigte ein letztes Mahl die Reisenden am Tische des Commandanten und seiner Officiere. Kennedy, den Niemand mehrbefragte, flüsterte ganz leise unverständliche Worte vor sich hin; er ließ den Doctor Fergusson nicht aus den Augen.
     

    Bei dieser Mahlzeit ging es übrigens recht traurig her. Das Herannahen des erhabenen Augenblicks flößte Allen quälende Erwägungen und beunruhigende Gedanken ein. Was behielt das Geschick den kühnen Reisenden noch vor? Würden sie sich je inmitten ihrer Freunde am häuslichen Heerde wiederfinden? Wenn die Beförderungsmittel sie im Stiche ließen, was sollte unter den wilden Völkerstämmen, in jenen unerforschten Gegenden, vielleicht tief in unermeßlichen Wüsten aus ihnen werden?
     

    Diese bis dahin nur zeitweilig auftretenden Gedanken, die man immer bald wieder zurückgedrängt hatte, ließen sich jetzt aus der so heiß erregten Phantasie nicht mehr verscheuchen. Doctor Fergusson, immer kühl und ruhig, sprach wohl von Diesem und Jenem; aber er versuchte vergebens, die Traurigkeit, welche sich Aller bemächtigt hatte, zu zerstreuen.
    Da man ein feindliches Auftreten gegen die Person des Doctors und seiner Begleiter besorgte, schliefen sie alle Drei an Bord des Resolute ; um sechs Uhr Morgens aber verließen sie ihre Kajüte und begaben sich nach der Insel Kumbeni.
    Der Ballon wiegte sich leicht im Hauch des Ostwindes. Die Erdsäcke, welche ihn hielten, waren durch zwanzig Matrosen ersetzt worden. Der Commandant Pennet und seine Officiere wohnten dieser feierlichen Abfahrt bei. In diesem Augenblick ging Kennedy plötzlich auf den Doctor zu, faßte ihn bei der Hand und sagte:
    »Es ist also entschieden, Samuel, daß Du abfährst?
    – Ganz entschieden, mein lieber Dick.
    – Ich habe doch Alles, was in meinen Kräften stand, gethan, um diese Reise zu hindern?
    – Das bezeuge ich Dir.
    – Dann kann ich mein Gewissen in Bezug auf diesen Punkt beruhigen, und – ich begleite Dich.
    – Ich habe mich darauf verlassen«, antwortete der Doctor, und man konnte in seinen Gesichtszügen eine gewisse Rührung lesen.
    Der Augenblick des Abschieds kam heran. Der Commandant und seine

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